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Formale oder materiale Topik? - KOPS - Universität Konstanz

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nicht zuletzt durch die Autorität von E.R. Curtius in den verschiedenen Disziplinen<br />

(Literaturwissenschaft, Jurisprudenz, Soziologie, Politologie, Ideologiekritik, Psychoana-<br />

lyse usw.) so erfolgreich rezipiert worden, daß die Relevanz der unter diesem Titel ge-<br />

führten innerwissenschaftlichen Diskussionen die Frage nach der jeweiligen Legitimität<br />

der Begriffsverwendung als obsolet erscheinen läßt“ 49 . Und so zieht Kopperschmidt - um<br />

nicht „der Versuchung zu erliegen, sich durch dogmatische Begriffsnormierungen ge-<br />

waltsam einen Weg durch dieses Gestrüpp zu schlagen“ 50 - aus „dem notorischen Streit<br />

über ein angemessenes <strong>Topik</strong>verständnis die irenische Lehre [...], daß dieser Streit nicht<br />

zu schlichten [...sei], weil er mittlerweile selbst Teil der Begriffsgeschichte der <strong>Topik</strong><br />

geworden [...sei]“ 51 .<br />

Kopperschmidt schlägt dann vor, daß unter „›Topoi‹ sowohl die allgemeinsten Form-<br />

prinzipien möglicher Argumente zu verstehen [seien], wie [auch] die zu Motiven, Denk-<br />

formen, Themen, Argumenten, Klischees, loci communes, Stereotypen usw. stabilisierten<br />

<strong>materiale</strong>n Gehalte [...]“ 52 . Letztere faßt er - um eine „Unterscheidung zwischen diesen<br />

beiden Begriffsverständnissen terminologisch zu erleichtern“ 53 - unter dem „Begriff ma-<br />

teriale <strong>Topik</strong> zusammen und [...grenzt] sie gegenüber einer formalen <strong>Topik</strong> ab, die [...er]<br />

ihrer Funktion entsprechend genauerhin als Heuristik [...begreift], d.h als eine Heuristik<br />

möglicher Argumente“ 54 .<br />

Meiner Auffassung nach folgt Kopperschmidt somit der Sache nach der Einteilung,<br />

die auch Wiedemann vorgenommen hatte, mit dem Unterschied allerdings, daß er die<br />

verschiedenen Begriffsverständnisse nicht unter wertende Titel rubriziert, wie es Wiede-<br />

mann mit seiner Einteilung in ‘wahre’ und ‘falsche’ <strong>Topik</strong> getan hatte. Aber gerade an<br />

dieser terminologischen, nicht wertenden Einteilung von Kopperschmidt wird deutlich,<br />

warum es durchaus nicht obsolet ist, sich dem Streit um die Frage eines angemessenen<br />

Begriffsverständnisses zu stellen.<br />

Denn bemerkenswert erscheint mir, daß Kopperschmidt mit dieser Unterscheidung die<br />

Kontrahenten im Streit um ein angemessenes Begriffsverständnis in einer gewissen Wei-<br />

se feststellt, festschreibt: wenn er sagt, daß der Streit nicht zu schlichten ist, weil er<br />

49 Kopperschmidt, <strong>Formale</strong> <strong>Topik</strong>, S. 53.<br />

50 ebd.<br />

51 ebd.<br />

52 ebd.<br />

53 ebd.<br />

54 ebd., 53–54.<br />

11

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