Formale oder materiale Topik? - KOPS - Universität Konstanz
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dann zusammen, daß in jedem Falle gelte:<br />
„Nie [...] meinen die Loci die Inhalte der Argumente, selbst wo sie ›loci communes‹ heißen -<br />
Topoi, die nicht nur auf eine bestimmte Sache zutreffen, sondern zu Argumenten allgemeinster<br />
Art führen [...]. Sogar als im Humanismus die Verwendung von ›locus [communis]‹ im<br />
Sinne von ›Rubrik‹, ›titulus‹, unter dem man Exzerpte, Zitate, Gedanken einträgt, im akademischen<br />
Unterricht wichtig wird, sind die Loci Einteilungskategorien, nicht aber die Inhalte<br />
des gesammelten Traditionsgutes“ 119 .<br />
Fischers letzter Hinweis auf die Verwendung der loci communes als Einteilungskate-<br />
gorien weist auf die weitere Aufgabe hin, die der <strong>Topik</strong> in ihrer langen Geschichte zu-<br />
gewiesen wurde. Die „Schemata der rhetorischen Findungslehre [...seien - so Dyck -]<br />
auch in den Dienst einer Materialsammlung von Zitaten, Einfällen <strong>oder</strong> Exempeln ge-<br />
stellt“ 120 worden. Die loci communes der Amplifikation würden dabei nicht benutzt<br />
werden, um eine Rede zu ‘verbreitern’, ihre Wirkung zu steigern, sondern um der sich<br />
stetig verbreiternden Basis an materiellem Wissenszuwachs mittels des formalen Rüst-<br />
zeugs der <strong>Topik</strong> eine Struktur zu geben, die es erlaube, die Gesamtheit des Wissens ver-<br />
fügbar zu halten: „Die Fülle an Wissen, die das intensive Studium der antiken Texte her-<br />
vorgebracht hatte, bedurfte seit dem Humanismus dringend der Gliederung und der Or-<br />
ganisation“ 121 , schreibt Dyck.<br />
Auch im Rahmen dieser Instrumentalisierung als Ordnungsschemata seien die Topoi<br />
loci communes genannt worden, da sich unter ihnen als Titel viele ‘Fälle’ subsumieren<br />
ließen, „weil sie sowohl alles, was sich über eine Sache sagen läßt, wie auch alle Argu-<br />
mente in sich enthalten [würden]“ 122 :<br />
„Hatte die <strong>Topik</strong> ursprünglich den Sinn, das Suchen und Auffinden zu erleichtern, so liegt<br />
ihre Hauptfunktion nun darin, als Einteilungsschema für gesammelten geistigen Vorrat zu<br />
dienen, der, in Schatzkammern, Goldgruben, Promptuarien und Florilegien aufbewahrt und<br />
unter die Loci communes verteilt, in dauernder Bereitschaft darauf wartet, genutzt zu werden“<br />
123 .<br />
Die Betonung liegt - meiner Auffassung nach - (mit Blick auf die formale Bestim-<br />
mung der Topoi) aber auch hier auf ‘unter die Loci communes verteilt’, da all das, was<br />
laut Fischer „[...]seit der Antike in Kollektaneen, Florilegien, Thesauren zusammenge-<br />
tragen [...werde,] nie die Topoi selbst, sondern nur die einmal als Argumente verwandten<br />
119<br />
Fischer, <strong>Topik</strong>, S. 159.<br />
120<br />
Dyck, <strong>Topik</strong>, S. 1849.<br />
121<br />
ebd.<br />
122<br />
Dyck, <strong>Topik</strong>, S. 1850.<br />
123<br />
Dyck, Ticht-Kunst, S. 64.<br />
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