Formale oder materiale Topik? - KOPS - Universität Konstanz
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gleichartige Argumente zu finden“ 97 . Vielmehr diene <strong>Topik</strong> hier der „Breite“ 98 der Dar-<br />
stellung, die - um an Dyck anzuknüpfen - z.B. durch die Anwendung des ‘locus ex simi-<br />
libus’ 99 erreicht werde: dieser stütze die Suche nach geeigneten Argumenten, die „von<br />
außen an die Sache herangetragen werden. [...Solche Argumente seien beispielsweise]<br />
Vergleiche, Parabeln, Exempla, historische Parallelen, Allegorien, poetische Fabeln“ 100<br />
<strong>oder</strong> auch Metaphern, die „dazu beitragen [würden], eine Sache eindringlicher zu ma-<br />
chen, sie ins rechte Licht zu heben und dem Zuhörer den Sachverhalt anschaulich und<br />
deutlich vor Augen zu stellen“ 101 . „Beweiskraft und Autorität [...erhielten] diese Argu-<br />
mente [...] allein dadurch, daß sie mit der zu beweisenden Sache in einer Beziehung<br />
[...stünden]. Diese Beziehung [...werde] durch die Ähnlichkeit (similitudo [...]) herge-<br />
stellt, der Topos, aus dem diese Argumente zu beziehen [...wären, sei] der ›locus ex<br />
similibus‹“ 102 . Er leite - so Dyck - die Suche nach Analogien, „die aus der Natur und<br />
dem allgemeinen menschlichen Leben entnommen [...würden], also aus Bereichen, die<br />
der Erfahrung jedes Publikums [...entsprächen]“ 103 .<br />
Eine „besondere Erscheinung der amplificatio“ 104 sei nun aber - wie Dyck an Mertner<br />
anknüpfend ausführt - der „locus communis ([griech.] koinos topos), der englisch mit<br />
›common-place‹ und nach dem Englischen im Deutschen mit ›Gemeinplatz‹ wiederge-<br />
geben [...]“ 105 worden sei. Es hätte - wie Dyck fortfährt - in der Antike verschiedene<br />
Auffassungen von locus communis gegeben, aber wie im Falle der loci der Inventio fin-<br />
de sich auch „die traditionelle [...] bei Cicero und Quintilian“ 106 . Demnach erschienen<br />
bei „[...] näherer Betrachtung [...] diese einzelnen loci nicht so sehr als Fundörter für<br />
Argumente, sondern als allgemeine Erwägungen, die freilich aus dem speziellen Einzel-<br />
fall erwachsen“ 107 und „sich besonders gut zur Überzeugung [...eignen würden]“ 108 . „Die<br />
Bedeutung ‘allgemeine Erwägung, die sich besonders gut zu rednerischer Bearbeitung<br />
eignet’ für locus communis [...scheine - so Mertner -] weit verbreitet gewesen zu<br />
97<br />
ebd.<br />
98<br />
ebd.<br />
99<br />
vgl. Dyck, Ticht-Kunst, S. 54.<br />
100<br />
ebd.<br />
101<br />
ebd., S. 55.<br />
102<br />
ebd., S. 54.<br />
103<br />
ebd.<br />
104<br />
Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik, S. 221 (§ 400).<br />
105<br />
Dyck, <strong>Topik</strong>, S. 1847.<br />
106<br />
ebd.<br />
107<br />
Mertner, Topos und Commonplace, S. 189.<br />
108 Dyck, <strong>Topik</strong>, S. 1847.<br />
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