Formale oder materiale Topik? - KOPS - Universität Konstanz
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lungs- und Argumentationsgesichtspunkte mit dem Ziel höchstmöglicher Differenzie-<br />
rung der jeweiligen Problemlage und des Begriffsgebrauchs“ 99 sei - wie Bornscheuer<br />
darlegt - der „in den Büchern II-VII tatsächlich praktizierte Disputationsmodus“ 100 . Die<br />
„begriffs-logischen Kriterien [...seien also] nur ein äußerer Spannungsrahmen“ 101 für die<br />
aristotelische Darstellung des topischen Instrumentariums.<br />
Die Unschärfe schlage sich aber auch in der Verwischung der Grenzen zwischen den<br />
Grundbegriffen nieder, in dem „schwer abgrenzbaren Bedeutungsgehalt von Leitbegrif-<br />
fen wie topoi, endoxa, protaseis [...]“ 102 . Bornscheuer vertritt die Auffassung, daß<br />
„Topoi, endoxa und protaseis [...] offenbar nur verschiedene Aspekte derselben Sa-<br />
che“ 103 bezeichnen würden, und unter ihnen somit die allgemeinen Grundlagen der von<br />
Aristoteles gesuchten Methode zu verstehen seien:<br />
„Der ›Topos‹-Begriff verweist vor allem auf den instrumentellen Charakter jedes allgemein<br />
verwendbaren Argumentationsgesichtspunktes, der Begriff ›endoxa‹ auf das Moment der<br />
allgemeinen gesellschaftlichen Anerkennung der Ausgangspositionen und Hilfsmittel,<br />
›protaseis‹ schließlich auf den ‘Prämissen’-Charakter der Ausgangssätze“ 104 .<br />
Aufgrund dieser hier dargelegten Unschärfe seien nach Bornscheuers Meinung unter<br />
„›<strong>Topik</strong>‹, ›Topos‹ und ›topisch‹ [...] heuristische Sammelbegriffe für alle die spezifi-<br />
schen Merkmale, die in der sogenannten <strong>Topik</strong>-Schrift als Bedingungsmomente einer<br />
dialektischen Problemerörterung in Erscheinung [...treten, zu verstehen]. ›<strong>Topik</strong>‹ und<br />
›Topoi‹ [...ließen] sich [...somit] als ‘Hilfsmittel für die dialektische Problemerörterung’<br />
bestimmen“ 105 . Und nach Bornscheuer könnte man „einen Topos auch als einen ‘Argu-<br />
mentationsgesichtspunkt von allgemeinverständlicher Relevanz’ bezeichen“ 106 .<br />
„Über konkrete Wege, allgemein anerkannte Argumentationsansätze im besonderen<br />
Problemfall verifizieren zu können, [...mache] Aristoteles nur knappe Andeutungen. Ne-<br />
ben dem grundsätzlichen Verweis auf den consensus omnium bzw. das Urteil der Gebil-<br />
deten [...empfehle Aristoteles - so Bornscheuer weiter -] u.a. die Orientierung an schrift-<br />
lichen Abhandlungen, an selbst anzulegenden Stichwortkatalogen zu bestimmten Sach-<br />
bereichen [...] <strong>oder</strong> an den Gedanken einzelner hervorragender Gewährsmänner [...].<br />
99 Bornscheuer, <strong>Topik</strong>, S. 35.<br />
100<br />
ebd.<br />
101<br />
ebd., S. 32.<br />
102<br />
ebd., S. 33.<br />
103<br />
ebd., S. 30.<br />
104<br />
ebd.<br />
105<br />
ebd., S. 28.<br />
106<br />
ebd., S. 45.<br />
49