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Gemeinde Attiswil

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4<br />

>><strong>Attiswil</strong> intim<br />

gemacht hatte. Hausfrauen sagten zu mir:<br />

Jesses, ist dein Mann damit zufrieden? Sie<br />

merkten gar nicht, dass sie ihre eigene<br />

Arbeit als Hausfrau total herabwürdigten.<br />

Hansjörg: Weil ich in <strong>Attiswil</strong> aufgewachsen<br />

bin, hatte ich den Vorteil, dass<br />

mich die Frauen und Freudinnen meiner<br />

Fussballkollegen bereits kannten. Aber<br />

ich bin häufig der einzige Mann unter<br />

Frauen, und das kann schon speziell sein.<br />

Das prägendste Erlebnis hatte ich beim<br />

Schwangerschaftskurs von Sandra vor der<br />

Geburt von Anne-Sophie. Es gab einen<br />

Partnerabend, und genau dann dirigierte<br />

Sandra eine Hauptprobe mit Chor und<br />

Orchester in Olten. Also ging ich allein<br />

in den Schwangerschaftskurs, während<br />

alle anderen Frauen mit ihren Männern<br />

erschienen. Die Kursleiterin war schon<br />

ziemlich erstaunt, kennt mich aber heute<br />

noch mit Namen.<br />

Wie ist es denn im Kontakt zu anderen<br />

Männern?<br />

Hansjörg: Auch das kann schwierig sein,<br />

denn die meisten identifizieren sich über<br />

ihren beruflichen Status. Sie fragen zuerst:<br />

Wie geht es beim Job? Sage ich dann,<br />

ich sei Hausmann, ist das Schweigen<br />

programmiert. Was wollen sie mich denn<br />

schon fragen: Ist der Herd schon sauber?<br />

Wann nimmst du den Boden auf? Sind die<br />

Hemden schon gebügelt?<br />

Stichwort Bügeln – wie kommst du damit<br />

zurecht?<br />

Hansjörg: Bügeln ist überhaupt nicht<br />

mein Ding.<br />

Sandra: Das habe ich vorher auch nie<br />

gemacht. Fazit: Wir bügeln auch heute<br />

noch nicht.<br />

Was machst du im Haushalt, Sandra?<br />

Sandra: Ich mache im Haushalt sehr<br />

wenig. Mein Alltag ist stark ausgebucht<br />

von meinen beruflichen Tätigkeiten. Ich<br />

habe sehr lange Arbeitstage und da ich<br />

mich auch in der Kirchenmusik engagiere,<br />

sind oft auch die Wochenenden belegt.<br />

Unsere Rollenteilung ist wirklich strikt,<br />

vielleicht strikter als in einem von einer<br />

Frau geführten Familienhaushalt.<br />

Hast du einen Menüfahrplan?<br />

Hansjörg: Nein, das Essen ist davon<br />

abhängig, wie stark ich anderweitig<br />

beschäftigt bin. Ich bin zu rund 5-Stellen-<br />

Prozent als Jugendarbeiter in Olten angestellt<br />

– leite ein Jugendprojekt –, engagiere<br />

mich in einer St. Nikolausgruppe,<br />

bin Projektleiter der Fachtagung des<br />

Berufsverbandes Avenir Social Kanton<br />

Solothurn und renoviere seit 2006<br />

zusammen mit meinem Vater unsere<br />

Scheune. Auch die Gartenarbeit nimmt<br />

Zeit in Anspruch. Ich habe aber immer<br />

etwas auf dem Tisch, wenn die Kinder<br />

von der Schule und vom Kindergarten<br />

heimkommen. Heute gibt es eine selbst<br />

gemachte Gerstensuppe, die schon seit<br />

dem Morgen am Kochen ist. Habe ich<br />

mehr Zeit, stehe ich auch länger in der<br />

Küche. Sind die Kinder da, helfen sie oft<br />

mit – von links und von rechts, das stört<br />

mich überhaupt nicht. Vorwiegend arbeite<br />

ich mit Frischprodukten, aber wenn<br />

es mal pressiert, greife ich auch auf eine<br />

Fertigpizza zurück.<br />

Wie steht es mit eurer Pingeligkeit?<br />

Sandra: Ich bin pingeliger als er. Ihm ist<br />

Hausmann und Berufsfrau<br />

wichtig, dass aufgeräumt ist, mir wäre<br />

es dann noch wichtig, dass nichts klebrig<br />

ist. Ich realisiere sehr, was Hansjörg<br />

alles macht. Das Morgen-, Mittag- und<br />

Nachtessen ist immer auf dem Tisch,<br />

die Wäsche ist gemacht, die Scheune<br />

erstrahlt in neuem Glanz usw. – da kann<br />

er nicht immer auch noch die Fenster<br />

putzen.<br />

Hansjörg: Richtig so, die Fenster<br />

sind nicht das Mass aller Dinge. Es<br />

braucht zwischendurch auch eine selektive<br />

Wahrnehmung. Niemand kann im<br />

Haushalt täglich perfekt sein, sonst geht<br />

einem die Energie aus. Wer mit Leib und<br />

Seele Hausmann oder Hausfrau ist, ist<br />

am Abend gleich müde wie jemand, der<br />

seinen Beruf ausser Haus ausübt.<br />

Den Wert der Hausarbeit bestreitet<br />

eigentlich kaum jemand, doch kosten<br />

sollte sie nichts. Wie regelt ihr das –<br />

erhält Hansjörg ein Haushaltungsgeld?<br />

Sandra: Nein, jedes von uns nimmt einfach,<br />

was es braucht. Hansjörg macht die<br />

gesamte Familienbuchhaltung und weiss<br />

Bescheid über die Finanzen. Ihm ist das<br />

auch wichtiger als mir.<br />

Wie reagieren eure Kinder auf das ganz<br />

andere Rollenverhältnis in der Familie?<br />

Sandra: Sie haben erst beim Schulbeginn<br />

festgestellt, dass unser Haushalt<br />

Hansjörg Fischer ist Hausmann. Er hat Berufsabschlüsse als Hochbauzeichner und<br />

Maurer und ist Sozialpädagoge mit Diplom der Fachhochschule Brugg-Windisch.<br />

Sandra Rupp Fischer ist Schulmusikerin und hat kürzlich an der Hochschule<br />

Bern die Master-Ausbildung in Musikmanagement absolviert. Sie ist tätig<br />

als Chorleiterin (Kinder-, Jugend- und Erwachsenenchöre) und leitet den<br />

St. Marienchor Olten. Seit vielen Jahren arbeitet sie in einem halben Pensum<br />

an der Hauswirtschaftlichen Ausbildungsstätte Hohenlinde, in welcher junge<br />

Frauen mit einer Lernbehinderung eine IV-Anlehre absolvieren. Seit 2003 ist sie<br />

Verbandsdirektorin des Kirchenmusikverbandes Bistum Basel. Weitere Engagements<br />

als freischaffende Projektleiterin in kulturellen Produktionen und Organisationsentwicklungsprojekten,<br />

z.B. cantars – das Kirchenklangfest 2011 (zwanzig 12-stündige<br />

Konzertanlässe finden in neun Kantonen statt, es werden rund 240 Konzerte<br />

stattfinden), «valse sequencelle» – Konzert- und Kinderprogramm mit der Cellistin<br />

Barbara Gasser, Einführung eines Qualitätsmanagementsystems an der Musikschule<br />

Gäu, Reorganisation der katholischen Kirchenmusik in der Stadt Luzern.<br />

ps<br />

DR ATTISWILER

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