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NEUES AUS MOPSVELDEN<br />
VON CARL-OTTO VON MOPSVELDEN<br />
Der Verfasser, ein reinrassiger und stattlicher Mops mit Ambitionen<br />
z<strong>um</strong> Schäfer hund, ist hauptberuflich als Rechts anwalts gehilfe bei der<br />
Göttinger Rechtsan walts kanzlei Menge Noack beschäftigt.<br />
Außerdem wird er in Zukunft an <strong>die</strong>ser Stelle als<br />
freischaffender Autor und Kol<strong>um</strong>nist versuchen, den Menschen das<br />
vielschichtige Seelenleben ihrer vierbeinigen Freunde näherzubringen.<br />
UNVERSTÄNDNIS<br />
Eine alte Mopsweisheit lautet: „Sei gleichmütig<br />
und gelassen gegenüber allen Wesen,<br />
<strong>die</strong> unter dir stehen.“ Und da ich grundsätzlich<br />
bei allem angemessenen Herrschafts -<br />
anspruch ein toleranter Rüde bin, versuche<br />
ich für <strong>die</strong> Menschen so viel Verständnis wie<br />
möglich aufzubringen. Natürlich kann ich<br />
nicht von jemandem, der nur in der Lage ist,<br />
auf zwei Beinen, statt auf vieren, zu gehen<br />
(wie <strong>um</strong>ständlich!) und der für <strong>die</strong> Nacht -<br />
ruhe seinen Pelz ablegen muss, <strong>die</strong>selben<br />
Ein<strong>sich</strong>ten verlangen, <strong>die</strong> mir als höchstentwickelter<br />
Lebensform möglich sind. Aber<br />
dennoch – bei aller Liebe – ein Mindestmaß<br />
an Verständnis muss sein.<br />
So ist es für mich unerträglich, wenn <strong>sich</strong> <strong>die</strong><br />
uninspirierten Zweibeiner mit hartnäckiger<br />
Ignoranz meiner architektonischen Kreativi -<br />
tät – ich berichtete <strong>hier</strong>über bereits – in den<br />
Weg stellen. Seit Wochen versuche ich,<br />
zusammen mit meinem Freund Anton, dem<br />
Springerspaniel, einen Tunnel z<strong>um</strong> Nachbar -<br />
grundstück anzulegen. Dort lockt nämlich<br />
nicht nur eine große Spielwiese, sondern<br />
auch <strong>die</strong> Möglichkeit, dem Airedale-Terrier<br />
Spike, mit dem Anton und ich ein ausgeprägtes<br />
Konkurrenzverhältnis unterhalten,<br />
auf seinem eigenen Terrain in den Rücken zu<br />
fallen. Ein solches Bauwerk ist also zwingend<br />
erforderlich. Umso ärgerlicher ist es, wenn<br />
unsere sämtlichen Bemühungen in <strong>die</strong>ser<br />
Hin<strong>sich</strong>t zunichte gemacht werden, bevor<br />
wir Spike überhaupt nur ein einziges Mal<br />
zeigen konnten, wer <strong>die</strong> wahren Alpharüden<br />
des Ostviertels sind.<br />
Doch damit nicht genug. Seitdem ein paar<br />
Häuser weiter <strong>die</strong> ausgesprochen attraktive<br />
Pudelhündin Camilla eingezogen ist, muss<br />
ich als Gentleman der alten Schule natürlich<br />
verstärkt auf mein äußeres Erscheinungsbild<br />
achten. Wie der Mops von Welt weiß, gehören<br />
dazu nicht nur der grazile Gang und ein<br />
ansprechendes Auftreten – <strong>die</strong>s ist mir als<br />
reinrassigem Mops natürlich in <strong>die</strong> Wiege<br />
gelegt – sondern auch ein individuell gestaltetes<br />
Fell sowie ein raffiniertes Parfüm.<br />
Natürlich stelle ich mich <strong>die</strong>ser Heraus -<br />
forderung. Dabei bin ich wie immer außerordentlich<br />
kreativ und nutze <strong>die</strong> Ressourcen<br />
unserer Natur. So kann ein achtlos am We -<br />
gesrand abgelegter Pferdeapfel nach einer<br />
ausgeprägten Wälzorgie, mein butterkeksfarbenes<br />
Pelzkleid durch ge schmackvolle<br />
Schattierung z<strong>um</strong> echten Hin gucker aufwerten.<br />
Ein ausgiebiges Bad in der Jauchegrube<br />
<strong>um</strong> <strong>die</strong> Ecke verschafft mir den männlich<br />
herben Geruch, der den Mops von Welt –<br />
zupackend und gleichzeitig sensibel – kennzeichnet.<br />
Der Mensch ist leider ein<br />
Modemuffel. Ka<strong>um</strong> trete ich ihm auf <strong>die</strong>se<br />
Weise gestylt entgegen, hebt er ein Lamento<br />
an und macht den ganzen Auf wand zunichte,<br />
indem er mich unter seinen künstlichen<br />
GENERATIONplus+ LIFESTYLE 15<br />
Regen stellt, bevor Camilla überhaupt einmal<br />
<strong>die</strong> Gelegenheit gehabt hat, mich in<br />
meinem hinreißenden Outfit gebührend zu<br />
bewundern. Natürlich besitze ich genügend<br />
Selbstbewusstsein, <strong>um</strong> der Da menwelt auch<br />
ohne Hilfsmittel galant und betörend entgegenzutreten;<br />
dennoch, ärgerlich sind solche<br />
Missgünstigkeiten schon.<br />
Schließlich ist es noch <strong>die</strong> grobe Undank bar -<br />
keit der Menschen, <strong>die</strong> mir schwer zu schaffen<br />
macht. Wie oft habe ich Stunde <strong>um</strong><br />
Stunde damit verbracht, den langweiligen<br />
Gegenständen, mit denen meine zweibeinigen<br />
Untermieter <strong>sich</strong> <strong>um</strong>geben, durch rückhaltloses<br />
künstlerisches Engagement ein<br />
individuelles und damit geschmackvolleres<br />
Erscheinungsbild zu verleihen. So wird aus<br />
einem handelsüblichen Tischbein ein einzigartiges<br />
Kunstwerk, was vorher ein Schuh<br />
unter vielen war, ist jetzt ein kostbares<br />
Unikat. Ich erwarte dafür keinen Dank, im<br />
Gegenteil, es macht mir Freude, dafür Sorge<br />
zu tragen, dass <strong>die</strong> Welt in der ich lebe, nicht<br />
nur ein besserer, sondern vor allem ein schönerer<br />
Ort wird. Schließlich tritt der Mensch<br />
dem Mops nicht mit dem Maß an Auf -<br />
fassungsgabe gegenüber, das man <strong>sich</strong><br />
wün schen würde. Entweder sie bemerken<br />
es gar nicht oder sie reagieren mit extremen<br />
Unwillen und werden zuweilen sogar laut. In<br />
Einzelfällen ist es sogar vorgekommen, dass<br />
sie <strong>die</strong> von mir in mühevoller Kleinarbeit aufgewerteten<br />
Gegenstände einfach weggeworfen<br />
haben. Einem solchen Banausent<strong>um</strong><br />
steht man fassungslos gegenüber!<br />
Aber so liegen <strong>die</strong> Dinge nunmal, man muss<br />
<strong>sich</strong> damit abfinden, was mir mit der eingangs<br />
erwähnten Gleichmütigkeit erstaunlich<br />
gut gelingt. Wenn ich aber <strong>die</strong> Welt<br />
ändern könnte, dann wüsste ich bestimmt,<br />
was ich als erstes anfange, aber davon erzähle<br />
ich Ihnen beim nächsten Mal.