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Entweder versteht keiner die Nach-Coltrane-
Ära, oder die Industrie arbeitet bewusst
daran, die am meisten kreative Zeit des Jazz
auszuklammern. Diejenige, die in den 60er
Jahren begann und bis heute weiter blüht,
sich weiterentwickelt, und von den – von
uns geschaffenen – neuen, auf den Moment
bezogenen Ausdrucksmöglichkeiten Ge -
brauch macht.
É Gp: „Du bist seit mehr als 50 Jahren dabei,
Musik zu machen – ist das für dich eine Le -
bens aufgabe, die erst mit dem Tod endet?“
Gunter: „Ich mache keine Musik, ich bin
Musik. Ich lerne jeden Tag. Der Prozess des
Machens ist das Zusammenwirken von den
beteiligten Musikern – als Musiker, als
Mensch, als Wesen, als Seele in diesem
Körper.
Meine Musik sind meine Erfah rungen, mein
Wille, meine Kompositionen, Arrangements,
meine Erfindungen – eben alles, was mich
ausmacht! Charakter, Persön lichkeit, meine
Freude mein Leid, meine Gedanken, mein
Spaß am Erleben . . .
Mein Leben ist momentan so spannend und
ereignisreich wie schon immer! Langeweile
habe ich nie gekannt, mein Aufgabenbe -
reich ist so mannigfaltig, dass ich ständig
beschäftigt bin. Während einer Tour habe
ich mal den Witz gemacht, dass ich wohl
zum Ent setzen irgendeines Veranstalters
mal auf einer Bühne tot umfallen werde . . .“
É Gp: „Deine Kritik am Musikbusiness . . .“
Gunter: „In Deutschland wird seit jeher –
und heute mehr als sonst – jemand nur be -
achtet, wenn er möglichst notengetreu ei -
nen US-Musiker nachmacht. Dann erst gilt er
als „Epigone“ und somit als „vermarkt-bar“.
Und da ich nicht wie Lionel Hampton, oder
Milt Jackson oder Gary Burton spiele – sondern
Gunter Hampel bin und spiele, hat man
mich/uns von 1967 bis Ende des 20. Jahr -
hunderts zwar mit Ruhm und Ehre überhäuft.
Aber seit Deutschlands kulturellem
Zerfall in den letzten Jahren gilt das ja nichts
mehr. Heute haben wir Ge castetes überall.
Und „big business“ und „big brother“ passen
auf, dass nichts geschieht, was sie nicht in
ihrem Katalog verkaufen.
Marion Brown sagte mir vor einiger Zeit,
dass wir wohl in den Annalen der Welt-Kul -
turge schich te unsterblich geworden sind,
als Schöpfer von Musik („Glasper len spiel“, H.
Hes se) – aber dass uns jemand unterstützt,
um unsere hohe Kunst weiterzumachen,
wäre wohl zu viel erwartet. Schade! Es
wird wohl eine Menge Zeit vergehen,
bis irgendwelche Generationen
unsere Schöp fungen für sich nutzen
werden . . .“
An dieses Interview anzufügen
um relativ aktuell zu sein, ist, dass
am 28. Juli im Apex ein stürmisch
GENERATIONplus+ REGION 09
gefeiertes Konzert von Gunter Hampel mit
seinem „Euro pean-New York Septet“ stattfand.
Für alle, die dabei waren und für alle,
die es verpasst haben, wurde in Eigenregie
eine Dop pel-DVD und eine CD (2er-Set) produziert.
Die Doppel-DVD „Birth“ 110728 GENTLE
JOY „Upstairs At The Apex Galery“ für 15,-
Euro inkl. Versand und/oder die die CD
„Birth“ 110728 GENTLE JOY „Upstairs At The
Apex Galery“ für 12,- Euro inkl. Versand, sind
so zu bestellen: einfach eine Email senden
an: gunthampel@aol.com