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PR0110 - Landesverband Paritätischer Niedersachsen e.V.

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Perspektiven einer Reise<br />

In der Gruppe Neubau wohnt ein<br />

Junge, dessen leiblichen Eltern in<br />

Spanien leben. Bevor Rey* in die<br />

Güldene Sonne kam, lebte der Junge<br />

zehn Jahre bei einer Pfl egefamilie<br />

und konnte seine Eltern nicht<br />

sehen bzw. hatte während dieser<br />

Zeit lediglich einmal persönlichen<br />

Kontakt mit seiner leiblichen Mutter<br />

und seinen Geschwistern. Aus<br />

pädagogisch-therapeutischer Sicht<br />

ist es wichtig, dass Kinder und Jugendliche<br />

wissen, wer die leiblichen<br />

Eltern sind, wo ihre Wurzeln sind,<br />

welche Einstellungen und Ansichten<br />

die Eltern haben.<br />

Deshalb machten wir (Maria Köster-Bode,<br />

Rey und ich) uns im November<br />

2009 auf den Weg nach<br />

Spanien. Die Aufregung, insbesondere<br />

für Rey, war im Vorfeld groß<br />

und steigerte sich auf dem Flug<br />

nach Madrid noch. Endlich konnten<br />

wir die Eltern am Flughafen Madrid<br />

begrüßen, dann fuhren wir fast zwei<br />

„Warum macht ihr das mit mir?”<br />

Stunden mit dem PKW nach Talavera.<br />

Nach einem kurzen Aufenthalt<br />

im Hotel konnten wir auch die<br />

Geschwister (ein Bruder und eine<br />

Schwester) kennenlernen. Im Vorfeld<br />

war geplant, dass Rey im Hotel<br />

mit übernachtet und tagsüber bei<br />

seinen Eltern ist, jedoch wurde sehr<br />

schnell deutlich, dass beide Seiten<br />

den Wunsch hatten, dass Rey die<br />

Zeit im Haushalt seiner Eltern verbringen<br />

wird.<br />

In den vier Tagen lernten wir die<br />

Eltern und Geschwister kennen,<br />

erfuhren, dass auch seine jüngere<br />

Schwester ADHS hat und Medikamente<br />

nehmen muss, dass Rey mit<br />

seinem lebhaften Temperament in<br />

Spanien gar nicht so aus der Reihe<br />

fallen würde. Bei einem Treffen mit<br />

der ganzen Familie haben wir ein<br />

Genogramm erstellt, ähnlich wie ein<br />

Familienstammbaum. Hierbei wurde<br />

deutlich, dass Rey einen großen<br />

Verwandtenkreis rund um Hannover<br />

hat, den er bis heute noch nicht<br />

kennenlernen konnte. Dies wird<br />

Parität Report 1-10 >> Einer für alle(s)<br />

Rey aus der Einrichtung „Güldene Sonne” trifft seine Familie wieder<br />

Nach langer Zeit wieder vereint: Rey mit seinen Eltern und Geschwistern<br />

sich allerdings im Laufe des Jahres<br />

ändern, da er und sein Vater zu einer<br />

Hochzeit eingeladen sind.<br />

Die Eltern waren sehr schnell bereit<br />

aus ihrem Leben zu berichten,<br />

insbesondere auch, weshalb Rey in<br />

einer Pfl egefamilie untergebracht<br />

werden musste. Dabei wurde jedoch<br />

auch deutlich, dass sie stets<br />

an dem Wohl ihres Sohnes Interesse<br />

hatten. Die Eltern vermittelten<br />

ihrem Sohn unter anderem,<br />

dass sie die Erwartung haben, dass<br />

er respektvoll mit Erwachsenen<br />

umgehen soll und in der Schule<br />

gut mitarbeitet. Dies sind Dinge,<br />

die auch für uns wichtig sind.<br />

Die Eltern erfuhren viel über die<br />

Arbeit und den Tagesablauf in der<br />

Güldenen Sonne, somit erhielten<br />

sie eine Vorstellung davon, wie wir<br />

mit ihrem Sohn arbeiten. Mutter<br />

und Vater äußerten einhellig ihre<br />

Übereinstimmung und Akzeptanz<br />

darüber. Dies war ein wichtiger<br />

Punkt unserer Reise. Wir wollten<br />

die Eltern „ins Boot“ holen, damit<br />

wir weiterhin gut mit Rey „arbeiten“<br />

können. Aber auch für Rey<br />

war es wichtig zu erfahren, dass<br />

seine Eltern auf unserer Seite stehen<br />

und uns in der Arbeit unterstützen.<br />

Bei der Abreise am Samstag gab<br />

es viele Tränen, insbesondere<br />

der jüngere Bruder weinte noch<br />

den ganzen restlichen Tag. Dies<br />

schilderte uns die Mutter in einem<br />

Telefonat. Rey telefoniert nun wöchentlich<br />

mit seinen Eltern in Spanien<br />

und wird voraussichtlich in den<br />

Sommerferien erneut nach Spanien<br />

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