PR0110 - Landesverband Paritätischer Niedersachsen e.V.
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Parität Report 1-10 >> Einer für alle(s)<br />
„Pädagogische Arbeit ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet”<br />
Helmut Redeker, Leiter des Kinderdorfs „<strong>Niedersachsen</strong>”<br />
1. Welche Leistungen bieten<br />
Sie im Bereich der Hilfen zur<br />
Erziehung an?<br />
Im Westfälischen Kinderdorf „<strong>Niedersachsen</strong>”<br />
in Dissen am Teutoburger<br />
Wald leben zur Zeit ca. 55 Kinder<br />
und Jugendliche in Profi familien,<br />
sogenannten Kinderdorffamilien,<br />
Wohngruppen und im Verselbständigungsbereich.<br />
Das Kinderdorf hat<br />
sich zu einer Facheinrichtung der<br />
Kinder- und Jugendhilfe mit ausdifferenzierten<br />
stationären und ambulanten<br />
Erziehungshilfeangeboten<br />
entwickelt; kurz: spezielle Erziehungs-<br />
und Beziehungsangebote für<br />
die spezifi schen Lebenssituationen<br />
und individuellen Bedürfnislagen der<br />
Kinder und Jugendlichen.<br />
2. Wie lassen sich die Zielgruppen<br />
und deren Bedarfslagen<br />
umschreiben?<br />
Die Problemlagen unserer Kinder und<br />
Jugendlichen zeugen oft von großer<br />
sozialer und seelischer Not und zeigen<br />
sich vielfältig als Entwicklungsbeeinträchtigungen<br />
und Entwicklungsstörungen.<br />
Hinter all disen Einzelschicksalen<br />
verbirgt sich in der Regel ein<br />
nicht-erziehungsfähiger Familienkontext.<br />
Im Zuge des Verfalls von intakten<br />
Familiensystemen und der Nachrangigkeit<br />
verbindlicher gesellschaftlicher<br />
Werte und Normen ist eine gemeingültige<br />
und allseits verinnerlichte Elternrolle<br />
nicht mehr deutlich erkennbar.<br />
Die Leidtragenden sind dann die<br />
Kinder in diesem Familienkontext, die<br />
oft schon von frühester Kindheit an<br />
eine nicht ausreichende Erfüllung ihrer<br />
individuellen Entwicklungs- und Erziehungsbedürfnisse<br />
seitens ihrer Eltern<br />
erleben.<br />
Freizeit in der Gruppe gehört zum Programm : Lagerfeuerromantik im Kinderdorf „<strong>Niedersachsen</strong>”<br />
3. Worin bestehen wesentliche<br />
Ziele Ihrer Arbeit?<br />
Unser Kinderdorf will positiver Lebensort<br />
für Kinder und Jugendliche<br />
sein, die vorübergehend oder auf Dauer<br />
nicht in ihren Herkunftsfamilien leben<br />
können. Wir wollen frühere negative<br />
Lebenserfahrungen verarbeiten<br />
helfen, günstige Entwicklungsbedingungen<br />
zur Verfügung stellen, Ressourcen<br />
erkennen und auf ihnen aufbauen.<br />
Zum anderen ist unsere pädagogische<br />
Arbeit auf Nachhaltigkeit ausgerichtet,<br />
das bedeutet, eine stabile, möglichst<br />
lebenslange Verhaltenskorrektur zu<br />
erzielen.<br />
4. Welche besonderen fachlichen<br />
Anforderungen kennzeichnen<br />
Ihre Arbeit?<br />
Heimerziehung steht und fällt mit und<br />
durch die Personen, die sie gewährleisten.<br />
Eine gute Persönlichkeitseigenschaft<br />
ist ebenso Bedingung wie<br />
Verlässlichkeit, Echtheit, Glaubwürdigkeit.<br />
Hinzu kommt die erzieherische<br />
Kunstfertigkeit, klug, sensibel, beson-<br />
nen und engagiert vorzugehen und<br />
sich an der individuellen Situation des<br />
Kindes oder Jugendlichen zu orientieren.<br />
Die Kunst einer geglückten Erziehungs-,<br />
Entwicklungs- und Fördertätigkeit<br />
besteht darin, ein Verständnis<br />
für die Verhaltens- und Interaktionsstörungen<br />
der Klientel zu entwickeln<br />
und sich selbst als Erziehender in einer<br />
(Konfl ikt-) Situation, mit seinen eigenen<br />
subjektiven und individuellen Anteilen,<br />
zu erkennen und zu begreifen.<br />
5. Gibt es besondere Arbeitsansätze<br />
und Methoden, die Sie<br />
einsetzen?<br />
Tagesstrukturierende Maßnahmen,<br />
feste Regeln und Rituale: Wir verfolgen<br />
einen Erziehungsstil, der<br />
klare Strukturen und Grenzen<br />
vorgibt, gleichzeitig Wärme und<br />
Zuwendung anbietet. Wiederherstellung<br />
elterlicher Kompetenzen:<br />
In den meisten Fällen kann eine<br />
erfolgreiche Arbeit nur dann gelingen,<br />
wenn die bei uns lebenden<br />
Kinder und Jugendlichen das Gefühl<br />
haben, dass wir ihre Eltern<br />
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