Gegen den Trend 2001 - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen ...
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GEGEN DEN TREND ’<strong>2001</strong><br />
Jugendgewalt - Wie, wo, warum? - Überblick über die Ergebnisse <strong>der</strong> neuesten soziologischen Studien<br />
Diese Formen von Gewalt gegenüber Jugendlichen<br />
wer<strong>den</strong> in <strong>der</strong> öffentlichen Diskussion weit weniger<br />
thematisiert als Gewalt, die von Jugendlichen<br />
selbst ausgeht. Auch die Opfer re<strong>den</strong> kaum<br />
über diese Vorfälle. Der Anteil, <strong>der</strong> zur Anzeige<br />
gebracht wird, ist verschwin<strong>den</strong>d gering, noch<br />
seltener ist das Aufsuchen von Beratungsangeboten<br />
o<strong>der</strong> etwa <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>hilfe (nur fünf Prozent<br />
<strong>der</strong> Fälle gelangen allen damit beschäftigten<br />
Institutionen zur Kenntnis!). Die Bundesregierung<br />
hat zu diesem Problembereich im Dezember 2000<br />
eine Anzeigenkampagne unter dem Motto „Wer<br />
Schläge einsteckt, wird Schläge austeilen“ gestartet<br />
8 .<br />
Auffällig war außerdem, dass in einigen ethnischen<br />
Gruppen (v.a. in türkischen und südeuropäischen<br />
Familien) in beson<strong>der</strong>em Maße elterliche<br />
Gewalt ausgeübt wird.<br />
Unklar ist, inwieweit sich neben wirtschaftlichem<br />
Druck hier ein Druck durch Integrationsanfor<strong>der</strong>ungen<br />
bzw. soziale Ausgrenzung bemerkbar<br />
14_ZWISCHEN BEGEISTERUNG UND GEWALT …<br />
macht. Möglicherweise spielen aber auch „kulturspezifische<br />
Normen <strong>der</strong> verschie<strong>den</strong>en Ethnien im<br />
Blick auf Gewalt“ 9 eine wichtige Rolle. Vergleichsstudien<br />
in Großstädten wie Istanbul wer<strong>den</strong> hier<br />
Aufschluß bringen.<br />
Je schlechter die soziale Lage,<br />
desto häufiger Gewalt<br />
Sicher ist, dass in Milieus mit hoher Elterngewalt<br />
auch die Zahl <strong>der</strong> Jugendlichen, die Gewalt ausüben<br />
deutlich höher ist. „Die soziale Lage von<br />
Familien hat einen bedeutsamen Einfluss auf die<br />
Wahrscheinlichkeit des Auftretens von elterlicher<br />
Gewalt: In Fällen von Arbeitslosigkeit sowie Sozialhilfeabhängigkeit<br />
ist das Risiko innerfamiliärer<br />
Gewalt deutlich erhöht.“ 10 Dabei sind die verschie<strong>den</strong>en<br />
ethnischen Gruppen nicht in gleicher Weise<br />
betroffen. Nichtdeutsche Jugendliche sind erheblich<br />
öfter durch soziale Schwierigkeiten <strong>der</strong> Familie<br />
mitbetroffen als deutsche Jugendliche.<br />
Normen wer<strong>den</strong> zu Hause<br />
gemacht<br />
Erleben Kin<strong>der</strong> und Jugendliche in <strong>der</strong> Familie<br />
Gewalt, sei es als Opfer o<strong>der</strong> als Beobachter,<br />
beeinflusst dies natürlich ihre Wahrnehmung und<br />
Bewertung von Gewalt. Die Gruppe <strong>der</strong>er, die in<br />
Kindheit o<strong>der</strong> Jugend mit Gewalt im Elternhaus<br />
konfrontiert wurde, ist bei jugendlichen Gewalttätern<br />
beson<strong>der</strong>s stark vertreten.