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Gegen den Trend 2001 - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen ...

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GEGEN DEN TREND ’<strong>2001</strong><br />

Faszinosum Gewalt<br />

können o<strong>der</strong> wollen. Dieser <strong>Trend</strong> beginne bereits<br />

im Kin<strong>der</strong>garten. 20 Schon hier zeigen sich Konzentrationsschwierigkeiten<br />

und Unangepasstheit.<br />

Ulrich Greiner 21 beschreibt anhand von Analysen<br />

von Norbert Elias, Richard Sennett und Erving<br />

Goffman, wie dem heutigen Individuum die Orientierung<br />

fehlt, die frühere Generationen durch<br />

Vorbil<strong>der</strong> erhalten haben. Welche Vorbil<strong>der</strong> präsentieren<br />

Schulen, die aus Geldnot ihre Tore für<br />

die Werbung öffnen? Deutlicher kann <strong>den</strong> Schülern<br />

nicht vor Augen geführt wer<strong>den</strong>, welche Autorität<br />

heute noch zählt und wem sie nacheifern müssen,<br />

um erfolgreich zu sein.<br />

Pädagogik <strong>der</strong> Grenzen<br />

Der nach Lebenssinn Suchende ist in <strong>der</strong> Zeit <strong>der</strong><br />

Globalisierung allein gelassen. Gemeinschaft, die<br />

durchs Leben trägt, kollidiert mit <strong>den</strong> Alltagserfahrungen.<br />

Allgemein gilt: Die Familie hält zusammen<br />

gegen äußere Einflüsse. Das Vorbild<br />

des Zusammenhalts gegenüber einer feindlichen<br />

Umwelt führt zur Cliquen-Bildung, zu mafiosen<br />

Strukturen und zur Auflösung <strong>der</strong> Demokratie.<br />

Und da die Demokratie mehr und mehr zum<br />

Sprungbrett <strong>der</strong> Selbstdarstellung wird, führt sie<br />

schließlich zur Fragmentarisierung des Ich’s. Mit<br />

an<strong>der</strong>en Worten: Die höchste Entwicklung des<br />

Subjekts ist gleichzeitig seine Auflösung und<br />

Vermassung.<br />

Verurteilung und Ausgrenzung weichen dem Problem<br />

aus. Erklärungsmuster auf dem Bo<strong>den</strong> <strong>der</strong><br />

Aufklärung verfehlen das Anliegen, die Gewalttätigen<br />

in eine zivile Gesellschaft zurückzuführen.<br />

Wer grundsätzlich eine an<strong>der</strong>e Weltsicht hat, hat<br />

auch ein an<strong>der</strong>es Vokabular. Wer ein an<strong>der</strong>es<br />

Vokabular hat, kann nicht durch Argumente überzeugt<br />

wer<strong>den</strong>, son<strong>der</strong>n erfährt Fundamentalismus<br />

als einzige Antwort auf eine global expandierende<br />

technische Konsumwelt. Denn die Globalisierung<br />

antwortet auf die Begier<strong>den</strong> des Menschen, nicht<br />

aber auf die Frage nach dem Warum des Lebens.<br />

26_ZWISCHEN BEGEISTERUNG UND GEWALT …<br />

Der Grund des Seins –Kick o<strong>der</strong><br />

Ekstase<br />

„Glaube“, schreibt Paul Tillich „ist das Ergriffensein<br />

von dem, was uns unbedingt angeht.“ 22 Alles,<br />

was uns angeht ist demnach Glaube. Was uns<br />

angeht, sind in <strong>der</strong> Regel Dinge, die unser persönliches<br />

Leben betreffen. Wer<strong>den</strong> diese Anliegen<br />

cliquenhaft ausgeweitet, bekommt <strong>der</strong> Glaube<br />

dämonische Züge und die Verheißungen wer<strong>den</strong><br />

diffus. Helfen Verheißungen nicht weiter, sollen<br />

Drohungen die Wünsche beför<strong>der</strong>n. Glaube ist<br />

keine Erkenntnis, kein für wahr halten, son<strong>der</strong>n<br />

besitzt eine logische Evi<strong>den</strong>z. 23 Ein Willensakt, zu<br />

dem man jeman<strong>den</strong> aufruft, kann Glaube nicht<br />

sein, <strong>den</strong>n <strong>der</strong> Mensch ist nicht in <strong>der</strong> Lage, sich<br />

durch Willen, Gewissheit zu verschaffen. 24 Ebenso<br />

wenig ist <strong>der</strong> Glaube eine subjektive Gemütsbewegung,<br />

ein Gefühl. Werde ich von dem ergriffen, was<br />

mich unbedingt angeht, so ist alles von mir davon<br />

ergriffen: Gefühl, Wille und Verstand. Das aber<br />

kann nicht auf eine Ergriffenheit des Subjekts<br />

beschränkt wer<strong>den</strong>. 25 Vielmehr übersteigt Glaube<br />

das Subjekt und weist auf eine menschliche Befindlichkeit,<br />

die alle angeht.<br />

Folgt man dieser Auffassung von Glauben, so wird<br />

rasch klar, dass aufklärerische Konzepte, die sich<br />

Erfolg durch vernünftige Argumente erhoffen,<br />

existentiale Än<strong>der</strong>ungen nicht herbeiführen können.<br />

Herzinger betont, dass <strong>der</strong> Rechtsradikalismus<br />

eine <strong>Gegen</strong>welt zur demokratischen ist.<br />

Wären Rechtsradikale vernünftigen Argumenten<br />

zugänglich, stün<strong>den</strong> sie zumindest partiell auf<br />

dem gleichen Grund wie die aufgeklärten Demokraten.<br />

26 Aber sie haben sich hermetisch in ihrem<br />

ahistorischen Glauben eingeigelt.<br />

Wie soll die Gesellschaft darauf reagieren? Sie<br />

schwankt zwischen hartem Durchgreifen und<br />

Verstehen. Das Verstehen wird jedoch immer mehr<br />

erschwert, je mehr Kin<strong>der</strong> kriminell wer<strong>den</strong>. Das<br />

allgemeine Bild von <strong>der</strong> Unschuldigkeit <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>

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