Gegen den Trend 2001 - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen ...
Gegen den Trend 2001 - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen ...
Gegen den Trend 2001 - Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
GEGEN DEN TREND ’<strong>2001</strong><br />
Jugendgewalt - Wie, wo, warum? - Überblick über die Ergebnisse <strong>der</strong> neuesten soziologischen Studien<br />
Welchen Stellenwert hat das<br />
Thema Gewalt für die Jugendlichen<br />
selbst? – Opferängste und<br />
tatsächliche Bedrohung<br />
Die hannoversche Studie kommt zum Ergebnis:<br />
„Die weit überwiegende Mehrheit <strong>der</strong> Hannoveraner<br />
Jugendlichen hat eher selten Angst vor Gewalt<br />
und schätzt auch das Risiko einer eigenen Viktimisierung<br />
eher gering ein.“ Tatsächlich ergab die<br />
Befragung, dass im Vergleich mit an<strong>der</strong>en Lebensrisiken<br />
und Problemen, Gewalt eine eher nachgeordnete<br />
Rolle spielt. Im Vor<strong>der</strong>grund stehen Umweltverschmutzung,<br />
Tod von Familienangehörigen<br />
o<strong>der</strong> auch die Sorge um einen Ausbildungsplatz.<br />
Die Einschätzung des Gewaltproblems durch die<br />
Jugendlichen selbst hängt darüber hinaus anscheinend<br />
stark damit zusammen, wie sehr sie mit<br />
dem jeweiligen Ort vertraut sind. Während beispielsweise<br />
Klassenraum und eigener Stadtteil<br />
(tagsüber) als relativ sicher eingestuft wer<strong>den</strong>,<br />
schnei<strong>den</strong> an<strong>der</strong>e Stadtteile o<strong>der</strong> Städte deutlich<br />
schlechter ab. Für weiter entfernte Orte wird auch<br />
die Zunahme <strong>der</strong> Kriminalität in <strong>den</strong> letzten zwei<br />
Jahren wesentlich höher eingeschätzt.<br />
Das Gewaltproblem realistisch<br />
einschätzen und gezielt daran<br />
arbeiten<br />
Gewalt gehört zum Alltag <strong>der</strong> Jugendlichen, in <strong>der</strong><br />
Schule v.a. in Form verbaler Gewalt. Nach eigenen<br />
Angaben wur<strong>den</strong> in einem Zeitraum von zwei<br />
16_ZWISCHEN BEGEISTERUNG UND GEWALT …<br />
Jahren 38% <strong>der</strong> befragten Jugendlichen selbst<br />
Opfer von Gewalt, bezogen auf einen Einjahreszeitraum<br />
28%. Gewalt geht also (fast) alle an.<br />
Es wurde deutlich, dass es die sozialen Rahmenbedingungen,<br />
die Bildungschancen und das bei<br />
Erwachsenen erlebte Verhalten insbeson<strong>der</strong>e in<br />
<strong>der</strong> eigenen Familie wesentliche Faktoren sind, die<br />
das Gewaltverhalten von Jugendlichen mitbestimmen.<br />
Wetzels u.a. weisen ausdrücklich darauf hin,<br />
dass „Personen als Träger von Beziehungsangeboten“<br />
gefragt sind. Angesichts <strong>der</strong> vielfältigen<br />
Probleme auf dem Weg zum Erwachsensein sind<br />
Jugendliche auf Menschen angewiesen, die ihnen<br />
aktiv Beziehungsangebote machen und unterstützend<br />
wirken, wenn junge Menschen ihren Platz in<br />
<strong>der</strong> Gesellschaft suchen. Hier steckt das kleine<br />
Körnchen Wahrheit, wenn über Einzelschicksale im<br />
Zusammenhang mit Jugendgewalt berichtet wird:<br />
An <strong>den</strong> Chancen für und dem Umgang mit dem<br />
Einzelnen entscheidet sich, ob Jugendliche lernen<br />
mit Gewalt umzugehen.<br />
Christian Ceconi-Solle<br />
1 Vgl. auch F. J. Krafeld, Immer mehr, immer jünger,<br />
immer gewalttätiger...? Überlegungen zur<br />
Diskussion über Jugendgewalt und -kriminalität,<br />
in: Landesstelle Jugendschutz Nie<strong>der</strong>sachsen<br />
(Hg.), Jugendgewalt – und kein Ende?,<br />
Hannover 1999, 6-16.<br />
2 Der Gewaltbegriff <strong>der</strong> vorgestellten Studie<br />
orientiert sich an kriminellen Delikten. Sicher<br />
muss im Gespräch mit Jugendlichen die Definition<br />
dessen, was Gewalt ist, an erster Stelle<br />
stehen. An<strong>der</strong>e Artikel dieser Arbeitshilfe bieten<br />
dazu Ansatzpunkte.<br />
3 Eine grundlegende Orientierung zum Bereich<br />
Schule bietet auch: S. Lamnek, Gewalttätige<br />
Schüler 1994-1999, in: Landesstelle Jugend-