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Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

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Asthma und obstruktive<br />

schafbezogene Atmungsstörungen<br />

– wo sind die<br />

Verbindungen?<br />

Bei Erwachsenen wurde schon<br />

vor vielen Jahren ein möglicher<br />

Zusammenhang zwischen<br />

nächtlichem Asthma und<br />

obstruktiven schlafbezogenen<br />

Atmungsstörungen postuliert<br />

[44]. Fitzpatrick et al. [45] beobachteten<br />

bei elf Prozent der<br />

untersuchten Asthmatiker vermehrtes<br />

Schnarchen (≥ 4 Nächte/Woche)<br />

und häufiges Einschlafen<br />

bei Tagesaktivitäten.<br />

In einer großen Fragenbogenstudie<br />

mit 2.202 Befragten (davon<br />

ca. 10 % Asthmatiker) stellte<br />

sich nach eigenen Angaben<br />

das Vorliegen von Asthma als<br />

starker Prädiktor <strong>für</strong> Apnoen<br />

dar [46]. Eine aktuelle Studie<br />

von Julien et al. [47] verglich<br />

Asthmatiker mit moderatem<br />

und mit schwerem Asthma gegenüber<br />

einer Kontrollgruppe.<br />

Bei Patienten mit schwerem<br />

Asthma bronchiale waren gegenüber<br />

Patienten mit moderatem<br />

Asthma bronchiale signifikant<br />

häufiger Apnoen und Hypopnoen<br />

nachweisbar. Ebenso<br />

zeigte sich eine signifikant höhere<br />

Apnoe- und Hypopnoeprävalenz<br />

der Gesamtasthmagruppe<br />

gegenüber der Kontrollgruppe.<br />

Zu dieser Fragestellung gab es<br />

im Kindesalter in der Vergangenheit<br />

nur wenige Daten. Erst<br />

in neuerer Zeit haben sich Autoren<br />

dieser vermuteten Komorbidität<br />

verstärkt gewidmet. In<br />

vorwiegend epidemiologischen<br />

Studien konnte der Zusammenhang<br />

zwischen schlafbezogenen<br />

Atmungsstörungen und Asthma<br />

erhärtet wer<strong>den</strong> [8–17]. Die<br />

meis ten Untersuchungen stellten<br />

die Diagnose einer schlafbezogenen<br />

Atmungsstörung<br />

und eines Asthmas mittels Symptomfragebögen.<br />

Nur in einer<br />

Studie [10] erfolgte die Diagnose<br />

einer obstruktiven schlafbezogenen<br />

Atmungsstörung durch<br />

eine Schlaflaboruntersuchung.<br />

Das Risiko <strong>für</strong> eine schlafbezogene<br />

Atmungsstörung scheint<br />

dabei vom Schweregrad des<br />

Asthmas abzuhängen. Kinder<br />

mit häufigen Asthmaanfällen<br />

im Sinne eines schlecht kontrollierten<br />

Asthmas wiesen dabei<br />

einen signifikant erhöhten<br />

Apnoe-Hypopnoe-Index auf [10,<br />

48–50]. Auf der anderen Seite<br />

ist eine bidirektionale Beziehung<br />

zwischen schlafbezogenen<br />

Atmungsstörungen und Asthma<br />

zu vermuten. Sulit et al. konnten<br />

zeigen, dass Patienten mit<br />

einem erhöhten Apnoe-Hypopnoe-Index<br />

v. a. bei bestehender<br />

Adipositas ein größeres Risiko<br />

<strong>für</strong> ein Asthma bronchiale<br />

haben [51].<br />

Neben epidemiologischen Untersuchungen<br />

gibt es mittlerweile<br />

eine Reihe von Veröffentlichungen,<br />

die sich mit dem Thema<br />

der pathophysiologischen<br />

Zusammenhänge beschäftigen.<br />

Solche möglichen Zusammenhänge<br />

wur<strong>den</strong> kürzlich von<br />

Alkhalil et al. bei Erwachsenen<br />

mit obstruktiver Schlafapnoe<br />

und Asthma diskutiert [52].<br />

Bei Kindern gibt es genügend<br />

Hinweise darauf, dass sowohl<br />

beim Asthma als auch bei der<br />

obstruktiven Schlafapnoe eine<br />

lokale Entzündungsreaktionen<br />

vorliegt. Es wur<strong>den</strong> sowohl bei<br />

Asthmatikern als auch bei Kindern<br />

mit obstruktivem Schlafapnoesyndrom<br />

entsprechende<br />

Entzündungsmediatoren gefun<strong>den</strong><br />

[53–60, 69]. Mögliche<br />

sich gegenseitig beeinflussende<br />

Mechanismen auf dieser Ebene<br />

wer<strong>den</strong> diskutiert und bedürfen<br />

weiterer Abklärung [61–67]. Ein<br />

weiterer wichtiger Risikofaktor<br />

sowohl <strong>für</strong> Asthma als auch<br />

<strong>für</strong> die obstruktive Schlafapnoe<br />

stellt die Adipositas dar. Es<br />

wurde in verschie<strong>den</strong>en Studi-<br />

Forschung und Klinik<br />

12<br />

en gezeigt, dass eine zugrundeliegende<br />

Adipositas sich negativ<br />

auf beide Erkrankungen auswirkt<br />

[10, 68, 69].<br />

Da beide Krankheitsbilder eng<br />

miteinander verflochten zu sein<br />

scheinen, stellt sich die Frage,<br />

ob die Behandlung einer Erkrankung<br />

auch zu einer Symptomverbesserung<br />

der anderen Erkrankung<br />

führen kann.<br />

Bei Erwachsenen konnte schon<br />

vor längerer Zeit gezeigt wer<strong>den</strong>,<br />

dass es bei einem obstruktiven<br />

Schlafapnoesyndrom<br />

und gleichzeitig bestehendem<br />

Asthma bronchiale durch die Intervention<br />

mittels einer nasalen<br />

kontinuierlichen positiven Überdruckbeatmung<br />

(n-CPAP) zu einer<br />

Verbesserung der Asthmakontrolle<br />

kam [70, 71].<br />

Im Kindesalter gibt es wenige<br />

Studien, die sich mit der Beeinflussung<br />

eines Asthma bronchiale<br />

nach einer A<strong>den</strong>otonsillektomie<br />

bei obstruktiver Schlafapnoe<br />

befassen. In einer aktuellen<br />

Untersuchung von Kheirandish-<br />

Gozal et al. [50] wurde in einer<br />

Kohorte von 92 Kindern mit<br />

schlecht kontrolliertem Asthma<br />

polysomnographisch eine hohe<br />

obstruktive Schlafapnoerate<br />

von 63 % diagnostiziert. In einer<br />

Subgruppe der Asthmatiker mit<br />

obstruktiver Schlafapnoe wurde<br />

eine A<strong>den</strong>otonsillektomie<br />

durchgeführt. Als Kontrollgruppe<br />

dienten Kinder derselben<br />

Kohorte mit schlecht kontrolliertem<br />

Asthma ohne eine obstruktive<br />

Schlafapnoe. Ein Jahr<br />

postoperativ wur<strong>den</strong> die Patienten<br />

bezüglich ihrer Asthmasymptome<br />

untersucht. In der<br />

Gruppe der a<strong>den</strong>otonsillektomierten<br />

Kinder kam es zu einer<br />

signifikanten Verbesserung der<br />

FEV 1, Asthmaexazerba tio nen<br />

nahmen deutlich ab, der Einsatz<br />

von Bronchodilatatoren im Notfall<br />

war ebenfalls deutlich reduziert.<br />

Ähnliche post operative<br />

Ergebnisse mit weniger Kran-<br />

kenhausaufenthalten,geringerer Notwendigkeit einer systemischen<br />

Steroidbehandlung und<br />

einem reduzierten Einsatz von<br />

Asthmamedikamenten erzielten<br />

Untersuchungen von Busino et<br />

al. [72] sowie von Saito et al [73].<br />

Zusammenfassung<br />

Es konnte gezeigt wer<strong>den</strong>, dass<br />

Asthma und obstruktive schlafbezogene<br />

Atmungsstörungen<br />

bei Kindern häufig in Komorbidität<br />

vorliegen. Daher sollte bei<br />

der Diagnose der einen Erkrankung<br />

an die Möglichkeit der anderen<br />

Erkrankung gedacht wer<strong>den</strong>,<br />

insbesondere bei einer zu<br />

Grunde liegen<strong>den</strong> Adipositas.<br />

Beide Erkrankungen haben einen<br />

negativen Einfluss auf die<br />

Schlafqualität und Quantität. Sie<br />

gehen mit Auffälligkeiten des<br />

Verhaltens und der Konzentrationsfähigkeit<br />

am Tage einher<br />

und scheinen sich bei Vorliegen<br />

beider Störungen diesbezüglich<br />

zu potenzieren.<br />

Schlafmedizinische Aspekte des<br />

Asthma bronchiale im Kindesalter<br />

bedürfen weiterer Untersuchungen<br />

und könnten sich positiv<br />

auf kinderpneumologische<br />

Krankheitsverläufe auswirken.<br />

Korrespon<strong>den</strong>zadresse:<br />

Dr. med. Alfred Wiater<br />

Krankenhaus Köln-Porz,<br />

Kinderklinik<br />

Urbacher Weg 19<br />

51149 Köln<br />

E-Mail: Kinderklinik@khporz.<br />

de<br />

Literatur<br />

[1] Worldwide time trends in the prevalence<br />

of symptoms of asthma, allergic rhinoconjunctivitis,<br />

and eczema in childhood: ISAAC<br />

Phases One and Three repeat multicountry<br />

cross-sectional surveys. Lancet. 2006; 368:<br />

733–43.<br />

[2] Stores G et al. Sleep and psychological<br />

disturbance in nocturnal asthma. Arch Dis<br />

Child. 1998; 78: 413–419.<br />

[3] Meltzer LJ, Moore M. Sleep disruptions<br />

in parents of children and adolescents with<br />

chronic illnesses: prevalence, causes, and

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