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Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie

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p.Arg199x-/R199X)<br />

und somit die Diagnose<br />

einer kongenitalen<br />

Alveolarproteinose<br />

auf dem Bo<strong>den</strong> eines<br />

GM-CSF-Rezeptor-Defektes<br />

gesichert.<br />

Bereits nach der ersten<br />

Lungenspülung<br />

(Abb. 4a, 4b) zeigt sich<br />

eine erfreuliche Stabilisierung<br />

der Patientin<br />

mit rückläufiger<br />

Verschattung im Röntgenbild<br />

(1b), so dass<br />

im weiteren Verlauf in<br />

Abstän<strong>den</strong> von vier bis<br />

sechs Wochen sequenzielleGanzlungenspülungen<br />

durchgeführt<br />

wer<strong>den</strong>. Seitdem liegt<br />

der Sauerstoffbedarf<br />

zwischen 0,5–1 Liter.<br />

Das Kind ist mobil, hat eine gute<br />

Lebensqualität (besucht <strong>den</strong><br />

Kindergarten) und hat seit der<br />

ersten Spülung vor zehn Monaten<br />

5 kg an Gewicht zugenommen.<br />

Bis auf eine antibiotische<br />

Infektionsprophylaxe wer<strong>den</strong><br />

aktuell keine weiteren Medikamente<br />

benötigt.<br />

Diskussion<br />

Alveolarproteinosen (PAP) sind<br />

gekennzeichnet durch eine intraalveoläre<br />

Akkumulation von<br />

Surfactant und dessen Abbauprodukten,<br />

bedingt durch eine<br />

Störung der Surfactant-Metabolisierung.<br />

Da Alveolarmakrophagen<br />

und deren Aktivierung<br />

über <strong>den</strong> GM-CSF-Rezeptor<br />

eine zentrale Rolle bei<br />

der Surfactant-Homeostase<br />

spielen, führt eine Funktionsstörung<br />

dieser Zellen zum klinischen<br />

Bild einer PAP. Das<br />

Hauptmanifestationsalter liegt<br />

bei 39 Jahren, im Kindesalter<br />

ist diese Erkrankung extrem<br />

selten. Insgesamt wird die Inzi<strong>den</strong>z<br />

auf 1 zu 300.000 geschätzt<br />

[1]. Die häufigste Form im Er-<br />

a<br />

wachsenenalter ist die erworbene<br />

PAP durch Bildung von Antikörpern<br />

gegen GM-CSF (etwa<br />

90 Prozent der Fälle) [2]. Weitere<br />

Formen der erworbenen<br />

PAP wur<strong>den</strong> bei unterschiedlichen<br />

Erkrankungen gesehen<br />

(z. B. nach Inhalation toxischer<br />

Substanzen, bei Leukämien, bei<br />

HIV-Infektionen, bei der lysinurischen<br />

Protein-Intoleranz oder<br />

unter Therapie mit Immunsuppressiva).<br />

Die angeborene PAP<br />

wurde bisher nur bei Kindern<br />

beschrieben. Neben der von<br />

uns beschriebenen Form sind<br />

noch PAP’s bei Mutationen der<br />

β-Kette des GM-CSF-Rezeptors<br />

sowie bei SP-B- und SP-C-Mutationen<br />

beschrieben wor<strong>den</strong><br />

[3–5]. Die ersten zwei Patienten<br />

mit PAP auf dem Bo<strong>den</strong> einer<br />

Mutation der α-Kette im GM-<br />

CSF-Rezeptor (GM-CSFa-PAP)<br />

wur<strong>den</strong> 2008 beschrieben [6,<br />

7]. 2011 haben Griese und Mitarbeiter<br />

erstmals einen Langzeitverlauf<br />

bei dieser Erkrankung<br />

beschrieben [8]. Kürzlich<br />

wur<strong>den</strong> sechs weitere Familien<br />

i<strong>den</strong>tifiziert [9]. Klinisch manifestiert<br />

sich die PAP wie bei<br />

unserer Patientin mit progre-<br />

<strong>Aus</strong> Kasuistiken <strong>den</strong> <strong>AGs</strong><br />

b<br />

Abb. 4: a) Setting der Lungenspülung: Intubiertes Kind (Tubusgröße 4,5). Über <strong>den</strong> Tubus<br />

wird unter bronchoskopischer Sicht (1) ein 5 French Arndt-Katheter (2) in <strong>den</strong> linken<br />

Hauptbronchus platziert und geblockt. Unter kontinuierlicher Druckmessung wird dann<br />

vorgewärmtes NaCl 0,9% in steigen<strong>den</strong> Volumina in die linke Lunge instilliert und wieder<br />

abgesaugt (3), bis der Rücklauf klar ist. b) Gesammelte Spülflüssigkeit der linken Lunge<br />

mit sichtbar abnehmender Proteinkonzentratation (Spülmenge 3 Liter).<br />

27<br />

dienter Dyspnoe und Husten.<br />

Bei <strong>den</strong> beschriebenen Fällen<br />

einer GM-CSFa-PAP lag das Alter<br />

zu Beginn der Symptome<br />

zwischen 1,5 und neun Jahren<br />

[9]. Die Schwere der Erkrankung<br />

variiert erheblich von mil<strong>den</strong><br />

Symptomen bis zur terminalen<br />

Respiratorischen Insuffizienz.<br />

Es wur<strong>den</strong> sogar asymptomatische<br />

Kinder mit der<br />

gleichen Mutation ihrer schwerkranken<br />

Geschwister beschrieben<br />

[9]. Warum die Erkrankung<br />

nicht direkt nach Geburt auftritt<br />

und das <strong>Aus</strong>maß der klinischen<br />

Symptome so variabel ist, ist<br />

unklar. Möglicherweise spielen<br />

Umweltfaktoren und/oder noch<br />

nicht bekannte modifizierende<br />

Gene eine Rolle. Die Therapie<br />

der Wahl bei allen PAP-Formen<br />

stellt neben der Behandlung<br />

einer eventuell bestehen<strong>den</strong><br />

Grunderkrankung die Ganzlungenspülung<br />

mit <strong>Aus</strong>waschung<br />

des akkumulierten Surfactants<br />

dar. Die Substitution von GM-<br />

CSF hat bei manchen Patienten<br />

mit autoimmuner PAP einen<br />

therapeutischen Effekt gezeigt,<br />

nicht aber bei Patienten mit angeborenen<br />

Formen [10]. Eine<br />

Lungentransplantation<br />

stellt bei Patienten mit<br />

GM-CSFa-PAP keine<br />

therapeutische Option<br />

dar, da aufgrund der<br />

Pathophysiologie von<br />

einem Rezidiv in der<br />

Spenderlunge ausgegangen<br />

wer<strong>den</strong> muss<br />

[3]. Ob bei schwerem<br />

Verlauf, wie bei unserer<br />

Patientin, eine<br />

Knochenmarktransplantation<br />

(KMT) einen<br />

realistischen kurativenTherapieansatz<br />

darstellt, ist unklar.<br />

Bisher wurde<br />

bei einer Patientin mit<br />

GM-CSFa-PAP eine<br />

KMT durchgeführt.<br />

Die Patientin verstarb<br />

jedoch aufgrund von Komplikationen<br />

im Rahmen der KMT<br />

[9]. Im Mausmodell konnten jedoch<br />

ermutigende Ergebnisse<br />

gezeigt wer<strong>den</strong> [11], so dass<br />

auch wir derzeit eine KMT bei<br />

unserer Patientin in Erwägung<br />

ziehen.<br />

Korrespon<strong>den</strong>zadresse:<br />

Dr. med. Eric Fischer<br />

Medizinische Hochschule<br />

Hannover, Zentrum <strong>für</strong><br />

Kinderheilkunde und<br />

Jugendmedizin, Klinik <strong>für</strong><br />

<strong>Pädiatrische</strong> <strong>Pneumologie</strong>,<br />

Allergologie und Neonatologie<br />

Carl-Neuberg-Str. 1<br />

30625 Hannover<br />

E-Mail: Fischer.Eric@<br />

MH-Hannover.de<br />

Literatur<br />

[1] Trapnell BC, Whitsett JA, Nakata K. Pulmonary<br />

alveolar proteinosis. N Engl J Med.<br />

2003; 349 (26): 2527–39.<br />

[2] Seymour JF, Presneill JJ. Pulmonary<br />

alveolar proteinosis: progress in the first 44<br />

years. Am J Respir Crit Care Med. 2002;<br />

166 (2): 215–35.<br />

[3] Parker LA, Novotny DB. Recurrent alveolar<br />

proteinosis following double lung transplantation.<br />

Chest. 1997; 111 (5): 1457–8.<br />

[4] Nogee LM, de Mello DE, Dehner LP,

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