Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
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Tab. 3<br />
4 gibt einen Überblick über häufige<br />
und seltener nachgewiesene<br />
Erreger [37, 44, 54].<br />
Therapie<br />
Diagnostik bei komplizierter Pneumonie<br />
und Verdacht auf pleuralen bzw.<br />
parapneumonischen Prozess<br />
(modifiziert nach Walker W und Balfour-Lynn IM)<br />
Routinediagnostik<br />
§ Sonographie des Thorax (e.g. Pleuraraum)<br />
§ Blutbild und Differenzialblutbild<br />
§ CRP, BSG<br />
§ Serumelektrolyte, Harnstoff, Serum LDH (Ratio LDH-Serum/LDH<br />
Pleuraflüssigkeit)<br />
§ Sputum / Nasopharyngealsekret<br />
§ Analyse der Pleuraflüssigkeit (Mikrobiologie [mit Mycoplasmen-<br />
PCR], Zytologie [mit Ziehl-Neelsen-Färbung], LDH, pH, Glc, Protein)<br />
§ Röntgen Thorax<br />
Diagnostik bei besonderen Indikationen<br />
§ thorakale Computertomographie<br />
§ Tuberkulosetest (Tuberkulin-Haut-Test, Interferon-γ-Release-Assay<br />
[IGRA])<br />
§ Bronchoskopie<br />
Ziel der Behandlung ist eine<br />
möglichst schnelle Genesung<br />
des Patienten durch Elimination<br />
von Bakterien und konsekutiv<br />
Entzündungszellen aus<br />
dem Pleuraraum sowie der Entfernung<br />
der Flüssigkeit und/<br />
oder organisierten Strukturen<br />
(Fibrin, Schwarten) aus dem<br />
Pleuraraum mit nachfolgender<br />
Reexpansion der Lunge [37, 44,<br />
55]. Wenn möglich sollte die<br />
Therapie in jedem Stadium nach<br />
Diagnose unabhängig vom Vorgehen<br />
im inhaltlichen <strong>Aus</strong>tausch<br />
und Dialog mit Kinder- und/oder<br />
Thoraxchirurgen erfolgen.<br />
Grundlage der Therapie ist eine<br />
kalkulierte Antibiotikatherapie<br />
möglichst auf dem Bo<strong>den</strong> aussagekräftiger<br />
mikrobiologischer<br />
Diagnostik. Entsprechend dem<br />
potienziellen Erregerspektrum<br />
(siehe Tab. 4) sollte eine gegen<br />
Streptokokkus pneumoniae und<br />
Staphylokokkus aureus wirksame<br />
Therapie z. B. mit Sultamicillin<br />
oder Amoxicillin + Clavulansäure<br />
(2. Wahl: Cefuroxim)<br />
erfolgen. Clindamycin kann aufgrund<br />
seiner guten Bioverfügbarkeit<br />
im Gewebe als zweites<br />
Antibiotikum ergänzt wer<strong>den</strong>.<br />
Bei der Wahl des Antibiotikums<br />
sind immer die lokale epidemiologische<br />
Situation und Resistenzlage<br />
zu berücksichtigen.<br />
Beim Stadium 1 und eventuell<br />
Stadium 2 kann bei fehlen-<br />
der Einschränkung von Ventilation<br />
und Diffusion, Entfieberung<br />
nach 48 bis 72 Stun<strong>den</strong>, Abnahme<br />
oder fehlender Zunahme<br />
des parapneumonischen Prozesses<br />
(Sonographie von Pleura<br />
und Thorax alle 24 Stun<strong>den</strong>!)<br />
und Abnahme der Entzündungszeichen<br />
eine Antibiotikatherapie<br />
alleine ohne weitere Maßnahmen<br />
durchgeführt wer<strong>den</strong> [37,<br />
44, 55]. Die Antibiotikatherapie<br />
sollte <strong>für</strong> mindestens zwei bis<br />
vier Wochen durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />
Initial sollte die Therapie intravenös<br />
appliziert wer<strong>den</strong> und<br />
kann, wenn pharmakologisch<br />
Forschung und Klinik<br />
16<br />
möglich, nach Entfieberung sequenziell<br />
p. o. weitergegeben<br />
wer<strong>den</strong>.<br />
Bei Fieber unter Therapie über<br />
mehr als 72 Stun<strong>den</strong>, Einschränkung<br />
von Ventilation und<br />
Diffusion und/oder fibrinopurulentem<br />
Stadium 2 sollte eine<br />
Pleuradrainage angelegt wer<strong>den</strong>.<br />
Die Langzeitprognose von<br />
Kindern mit komplizierten parapneumonischen<br />
Ergüssen ist<br />
unabhängig von der durchgeführten<br />
Therapie gut. Dies trifft<br />
<strong>für</strong> Therapiestrategien zu, bei<br />
<strong>den</strong>en Antibioika alleine, Antibio<br />
tika + Drainage, Antibiotioka<br />
+ Drainage + Urokinase bzw.<br />
Antibiotika + chirurgische Intervention<br />
zum Einsatz kamen und<br />
<strong>für</strong> die keine Unterschiede zwischen<br />
<strong>den</strong> Therapieformen im<br />
Hinblick auf Langzeitprognose<br />
und dem Zeitraum bis zur Genesung<br />
bestehen. So zeigte ein<br />
Literaturreview, dass die Hospitalisierungsdauer<br />
bei der Behandlung<br />
parapneumonischer<br />
Ergüsse bei Kindern mittels<br />
Antibiotika + Pleuradrainage<br />
bei durchschnittlich 20 Tagen,<br />
bei zusätzlicher Gabe von Urokinase<br />
jedoch nur bei ca. 11 Tagen<br />
lag [56]. Bei Kombination<br />
von Thoraxdrainage und Urokinasetherapie<br />
können zudem<br />
kleinere (pigtail) Katheter verwendet<br />
wer<strong>den</strong> [57, 58]. Bis-<br />
Tab. 4<br />
her sind fünf randomisierte klinische<br />
Untersuchungen publiziert,<br />
die eine intrapleurale Fibrinolysetherapie<br />
untersucht<br />
haben [57, 59–61]. Die Untersuchungen<br />
sind heterogen und<br />
untersuchten verschie<strong>den</strong>e<br />
Substanzen, zeigen aber in Synopsis,<br />
dass Urokinase gegenüber<br />
anderen Fibrinolytika bei<br />
intrapleuraler Anwendung das<br />
günstigste Wirkungs-Nebenwirkungs-Verhältnis<br />
aufweist [37].<br />
Tab. 5 zeigt das Vorgehen bei<br />
der Urokinasegabe über Thoraxdrainage<br />
[44, 57].<br />
Bei ausbleibender Befundbesserung<br />
sollte eine chirurgische<br />
Intervention erfolgen. Sowohl<br />
der Stellenwert der chirurgischen<br />
Therapie als auch der<br />
Zeitpunkt dieser Interventionen<br />
beim Pleuraerguss sind momentan<br />
Gegenstand der Diskussion<br />
[62–64]. Prospektive<br />
randomisierte Studien bei Kindern<br />
zeigen <strong>für</strong> die Minithorakotomie<br />
bei primärer Therapie<br />
eine kürzere Hospitalisierungsdauer<br />
im Vergleich zum<br />
konservativen Vorgehen mit<br />
Pleuradrainage [65]. Eine randomisierte<br />
Untersuchung zum<br />
Vergleich von Minithorakotomie<br />
versus Pleuradrainage + Urokinasetherapie<br />
liegt zurzeit noch<br />
nicht vor. Untersuchungen, die<br />
in einer Subgruppe Pleuradrai-<br />
Erreger beim Pleuraerguss und Pleuraempyem<br />
(modifiziert nach Walker W und Balfour-Lynn IM,<br />
Listung in abnehmender Nachweishäufigkeit)<br />
Häufige Erreger<br />
§ Streptokokkus pneumoniae<br />
§ Staphylokokkus aureus<br />
§ Haemophilus influenza B<br />
§ Mycoplasma pneumoniae<br />
§ Pseudomonas aeruginosa<br />
§ Streptokokkus species<br />
Seltene Erreger<br />
§ Klebsiella<br />
§ Enterobakter<br />
§ Proteus spezies<br />
§ Salmonella<br />
§ Yersinia<br />
§ Bakteroides species<br />
§ Fusobacterium<br />
§ Mycobakterium tuberkulosis