Aus den AGs - Gesellschaft für Pädiatrische Pneumologie
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der Diagnostik der Tuberkulose<br />
eine große Bedeutung zu.<br />
Bei positivem THT und/oder<br />
IGRA oder bei Kindern unter fünf<br />
Jahren sollte daher immer eine<br />
Röntgenaufnahme des Thorax<br />
durchgeführt wer<strong>den</strong>. Eine weitere<br />
seitliche Aufnahme kann<br />
in manchen Fällen erforderlich<br />
sein. Eine Computertomographie-<br />
oder Magnetresonanztomographie-Untersuchung<br />
wird<br />
momentan nur bei besonderen<br />
Fragestellungen empfohlen.<br />
Die häufigsten radiologischen<br />
Veränderungen stellen hiläre<br />
Lympha<strong>den</strong>opathien und Belüftungsstörungen<br />
durch Bronchuskompression<br />
dar. Infiltrate<br />
und nachfolgende Kavernenbildung<br />
v. a. in <strong>den</strong> Oberlappen<br />
spielen erst im Jugendalter einer<br />
Rolle.<br />
Kulturelle Untersuchung<br />
Der kulturelle Nachweis von M.<br />
Tuberculosis ist nach wie vor<br />
der Goldstandard der Diagnostik.<br />
Die besten Ergebnisse erzielt<br />
bei größeren Kindern an<br />
drei auseinanderfolgen<strong>den</strong> Tagen<br />
morgendlich entnommenes<br />
induziertes Sputum nach Inhalation<br />
von Salbutamol und<br />
nachfolgend hypertoner Kochsalzlösung<br />
(5,85 %). Bei Kleinkindern<br />
und Säuglingen wird<br />
eine morgendliche Entnahme<br />
des Magensaftes an drei Tagen<br />
durchgeführt. Im <strong>Aus</strong>nahmefall<br />
kommt bei allen Kindern auch<br />
eine bronchoalveoläre Lavage<br />
in Betracht.<br />
Bei Kindern mit Verdacht auf<br />
eine tuberkulöse Meningitis<br />
sollte nach <strong>Aus</strong>schluss von<br />
Hirn druckzeichen eine Lumbalpunktion<br />
durchgeführt wer<strong>den</strong>.<br />
Hier zeigt sich typischer Weise<br />
eine lymphozytäre Pleozytose<br />
mit erhöhten Liquoreiweißkonzentrationen<br />
und erniedrigten<br />
Liquorglukosewerten. M. tuberculosis<br />
kann sehr selten im Li-<br />
quor im Direktpräparat, durch<br />
eine spezifische PCR oder in der<br />
Kultur nachgewiesen wer<strong>den</strong>.<br />
Traditionelle Kulturmetho<strong>den</strong><br />
benötigen ca. acht Wochen <strong>für</strong><br />
Anzucht und Resistenzbestimmung<br />
des Erregers. Flüssigkulturmedien<br />
(z. B. Bactec) können<br />
diese Zeit auf 14 Tage verkürzen.<br />
Noch schneller sind sogenannteNucleinamplifikationsmetho<strong>den</strong><br />
(NAT), die innerhalb<br />
von Stun<strong>den</strong> bei vergleichbarer<br />
Sensitivität durch Amplifikation<br />
spezifischer erregertypischer<br />
Sequenzen eine I<strong>den</strong>tifizierung<br />
und gleichzeitig Resistenztestung<br />
gegenüber Isoniazid und<br />
Rifampicin erlauben (z. B. GeneXpert).<br />
Therapie der Kindertuberkulose<br />
Prävention<br />
Eine wirksame Impfung zum Infektionsschutz<br />
vor Tuberkulose<br />
gibt es bislang nicht. Seit 1998<br />
ist die BCG-Impfung in Deutschland<br />
aufgrund der ungünstigen<br />
Nutzen-Risiko-Analyse gänzlich<br />
ausgesetzt wor<strong>den</strong> (STIKO) [9].<br />
Die postnatale Impfung wird jedoch<br />
<strong>für</strong> Länder mit hoher Tuberkuloseinzi<strong>den</strong>z<br />
empfohlen.<br />
(WHO 2006)<br />
Expositionschemoprophylaxe<br />
Bei gesicherter Tuberkulose-<br />
Exposition sollten Kinder unter<br />
fünf Jahren in jedem Fall eine<br />
prophylaktische Therapie mit<br />
Isoniazid erhalten, auch wenn<br />
der initiale THT oder der IGRA<br />
negativ ausfallen [3]. Bei Kindern<br />
zwischen fünf und 15 Jahren<br />
kann eine Expositionsprophylaxe<br />
je nach Risikoprofil in<br />
Erwägung gezogen wer<strong>den</strong>.<br />
Nach drei Monaten sollten der<br />
THT/IGRA wiederholt wer<strong>den</strong>,<br />
um eine Infektion mit M. tuberculosis<br />
auszuschließen. Fal-<br />
Forschung und Klinik<br />
23<br />
len diese negativ aus, so kann<br />
die INH-Gabe beendet wer<strong>den</strong>.<br />
Sollten diese jedoch positiv sein<br />
(Konversion), ist die INH-Gabe<br />
nach <strong>Aus</strong>schluss einer aktiven<br />
Tuberkulose entsprechend der<br />
Chemoprävention der LTBI <strong>für</strong><br />
weitere sechs Monate fortzuführen<br />
(insgesamt neun Monate).<br />
Therapie der latenten<br />
Tuberkulose-Infektion (LTBI):<br />
Chemoprävention<br />
Die Therapie der LTBI soll nach<br />
Infektion das Voranschreiten<br />
zur Erkrankung verhindern. In<br />
Industrieländern wird die Gabe<br />
von INH über neun Monate empfohlen<br />
[10]. Alternativ kann auch<br />
INH und RMP über drei bis vier<br />
Monate gegeben wer<strong>den</strong>. Folgeuntersuchungen,<br />
inklusive<br />
einer Thoraxröntgenaufnahme,<br />
sollten nach drei Monaten, zum<br />
Ende der Chemopräven tion sowie<br />
ein und zwei Jahre nach Beendigung<br />
der Chemoprävention<br />
stattfin<strong>den</strong>.<br />
Chemotherapie<br />
der Tuberkulose<br />
Die sogenannten „first-line“-<br />
Medikamente Isoniazid (INH),<br />
Rifampicin (RMP), Pyrazinamid<br />
(PZA) und Ethambutol (EMB) sowie<br />
Streptomycin (SM) stehen<br />
zur Therapie der medikamentensensiblen<br />
Tuberkulose zur<br />
Verfügung. Gelingt ein kultureller<br />
Nachweis bei Kindern nicht<br />
und dementsprechend auch keine<br />
Resistenztestung, muss gewiss<br />
sein, dass der Indexfall an<br />
einer voll sensiblen Tuberkulose<br />
erkrankt ist (bei Medikamentenresistenz<br />
verändert und verlängert<br />
sich die Therapie). Dauer<br />
und Anzahl der Medikamente<br />
richten sich nach der Art und<br />
Schwere der Erkrankung. Die<br />
Therapiedauer verlängert sich<br />
auch bei Immundefizienz, z. B.<br />
HIV-Koinfektion.<br />
Die Therapie besteht bei voll<br />
sensiblen Keimen aus einer<br />
zweimonatigen Initialphase<br />
mit INH, RMP und PZA und bei<br />
komplizierten Formen oder bei<br />
hoher Bakterienlast zusätzlich<br />
mit EMB oder SM (nur parenterale<br />
Gabe möglich). In der Fortsetzungsphase<br />
wird mit INH<br />
und RMP weiterbehandelt. Die<br />
Empfehlungen zur Dauer der<br />
Anschlussbehandlung unterschei<strong>den</strong><br />
sich in <strong>den</strong> nationalen<br />
und internationalen Empfehlungen.<br />
In Deutschland lauten<br />
die Empfehlungen, die unkomplizierte<br />
pulmonale Tuberkulose<br />
<strong>für</strong> weitere vier Monate, die<br />
komplizierte Tuberkulose, die<br />
Knochen- und Gelenkstuberkulose<br />
und die Miliartuberkulose<br />
<strong>für</strong> weitere vier bis sieben<br />
Monate, die Meningitis tuberculosa<br />
sogar <strong>für</strong> weitere sieben<br />
bis neun Monate zu behandeln.<br />
Bei der Meningitis tuberculosa<br />
ist ein möglichst frühzeitiger<br />
Therapiebeginn entschei<strong>den</strong>d.<br />
Aufgrund der besseren Liquorgängigkeit<br />
kann EMB durch Prothionamid<br />
ersetzt wer<strong>den</strong>. Liegt<br />
ein nicht-kommunizierender<br />
Hydrocephalus vor, ist notfallmäßig<br />
ein ventriculoperitonealer<br />
Shunt einzulegen. Bei kommunizierendem<br />
Hydrocephalus<br />
kann eine medikamentöse Therapie<br />
mit Furosemid und Acetazolamid<br />
<strong>den</strong> intrakraniellen<br />
Druck innerhalb von zwei Wochen<br />
normalisieren, ansonsten<br />
sollte ebenfalls ein ventriculoperitonealer<br />
Shunt eingelegt<br />
wer<strong>den</strong>. Als Immunmodulatoren<br />
können zusätzlich Steroide gegeben<br />
wer<strong>den</strong>, deren Nutzen in<br />
der Initialphase der Meningitis<br />
tuberculosa belegt ist. Aufgrund<br />
der guten Liquorgängigkeit<br />
empfiehlt sich die Gabe von<br />
Dexamethason (0,6 mg/kg/Tag),<br />
ansonsten auch Prednisolon (2<br />
mg/kg/Tag).<br />
Bei Atemwegsobstruktion<br />
durch vergrößerte mediasti-