M. Riat, Graphische Techniken (v. 3.0) 229 a b c d e f Muster III
M. Riat, Graphische Techniken (v. 3.0) 229 a b c d e f Muster III
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M. <strong>Riat</strong>, <strong>Graphische</strong> <strong>Techniken</strong> (v. <strong>3.0</strong>) 240<br />
wurde üblich, die Originalplatte nach dem Auflagendruck zu zerstören.<br />
Diese Zerstörung geschieht je nach der verwendeten Drucktechnik durch<br />
Zerkratzen oder Durchlöchern der Platte beim Tief- oder Hochdruck, oder<br />
einfach durch reinigen der Druckform im Falle der Lithographie oder des<br />
Siebdruckes. Es gibt auch Graveure, die lieber an einer gut sichtbaren<br />
Stelle ein Wort oder ein Zeichen in die Platte gravieren, wie etwa "ausgedruckt",<br />
da es immer Überwindung kostet, eine Platte, die mühsam erarbeitet<br />
wurde, und in einem gewissen Sinne für sich selbst ein Kunstwerk<br />
darstellt, einfach zu durchlöchern oder sonstwie zu zerstören.<br />
Meist werden die Signatur und die Nummerierung eines graphischen<br />
Blattes unter dem unteren Plattenrand mit Bleistift angebracht. Der dritte<br />
teil der Abbildung 'Signaturen' ist ein Beispiel dieser Art, ein graphisches<br />
Blatt zu signieren. Die Nummerierung hat die Form eines Bruches, bei<br />
dem der Zähler auf die laufende Nummer des Blattes, der Nenner auf die<br />
Gesamtauflage hinweist. In unserem Beispiel bedeutet 41/50, dass im<br />
Ganzen 50 Exemplare abgezogen wurden, wovon unser Blatt das 41. ist.<br />
Für viele Sammler steht der Wert eines Blattes im indirekten Verhältnis<br />
zu seiner Auflagennummer. Die ersten abgedruckten Blätter einer Serie<br />
haben stets vor den späteren Vorrang.<br />
Die Sammler haben eine Vorliebe für die sogenannten Zustandsdrucke.<br />
Ein Zustandsdruck ist ein Probedruck, den der Künstler vor der<br />
Beendigung seiner Gravurarbeit anfertigt, um die Wirkung des fertigen<br />
Druckes besser beurteilen zu können. Rembrandt pflegte viele Zustandsdrucke<br />
anzufertigen. Die Zustandsdrucke werden etwa als 'épreuve d’état'<br />
oder ähnlich gekennzeichnet und mit römischen Zahlen numeriert.<br />
Werden von einer mit Schrift zu versehenden Platte Zustandsdrucke<br />
vor der Gravur der Schrift abgezogen, so bezeichnet man solche drucke<br />
mit dem französischen Ausdruck 'avant la lettre'. In solchen Drucken<br />
erscheinen mitunter kleine Randzeichnungen, die vor dem Druck der<br />
definitiven Auflage mit dem Schabeisen getilgt werden. Diese sogenannten<br />
'Remarques' dienen dem Radierer als Ätzkontrollen, die man mit den<br />
Stufengraukeilen der photomechanischen Verfahren vergleichen könnte.<br />
Ist die Platte beendet, pflegen die Graveure einige Probeabzüge anzufertigen,<br />
um den richtigen Druck der Presse, die Farbe oder auch das für den<br />
Auflagendruck zu verwendende Papier zu bestimmen. Diese Künstlerdrucke<br />
werden etwa mit E. A. (épreuve d’artiste) oder ähnlich bezeichnet.<br />
Der letzte Künstlerdruck wird manchmal mit 'bon à tirer' bezeichnet. Solche<br />
Drucke sind von den Sammlern begehrte Objekte.