M. Riat, Graphische Techniken (v. 3.0) 229 a b c d e f Muster III
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M. <strong>Riat</strong>, <strong>Graphische</strong> <strong>Techniken</strong> (v. <strong>3.0</strong>) 250<br />
stellt werden konnten. Die Originale mussten mit einer speziellen fetten<br />
Tinte angefertigt werden.<br />
Siebdruckverfahren<br />
Die Siebdruckverfahren haben im Bürobetrieb grossen Erfolg genossen,<br />
und zwar schon manche Jahre bevor der Siebdruck in der Industrie<br />
und unter den Kunstschaffenden populär wurde. Das erste System, das<br />
Erfolg hatte, war der Papyrograph, den Eugenio de Zuccato in 1874 in<br />
London patentierte. Bei diesem ersten serigraphischen System wurde von<br />
einem beschichteten, wasserundurchlässigen Papier ausgegangen, auf das<br />
mit einer ätzenden Tinte geschrieben wurde, welche die Schicht perforierte.<br />
Edison hatte eine bessere Idee und erfand 1875 einen motorbetriebenen<br />
elektrischen Schreibstift, der in die Siebdruckform periodische Perforationen<br />
anbrachte. So lösten sich die umschriebenen Zonen nicht mehr<br />
vom Papier und die entsprechenden Flächen wurden nicht mehr von der<br />
Drucktinte überschwemmt. Der elektrische Stift von Edison leistete etwa<br />
120 Perforationen pro Sekunde. Ein kleiner Motor trieb die Nadel hinauf<br />
und hinunter, etwa wie bei einer Nähmaschine. So wurde die gezeichnete<br />
Linie durch eine Lochstruktur ersetzt. Im Jahre 1881 patentierte David<br />
Gestetner einen mechanischen Schreibstift, den "Cyclostyle", der ohne<br />
elektrischen Motor auskam und zudem bessere Druckformen lieferte.<br />
Später wurde der "Cyclostyle" durch den "Neo-Cyclostyle" ersetzt.<br />
Um die Kopien abzudrucken, wurde eine mit Tinte gesättigte Filzwalze<br />
über die Matrize gezogen, wobei die Tinte durch die feinen Perforationen<br />
drang und vom darunterliegenden Papier aufgesogen wurden.<br />
Im Jahre 1877 führte Zuccato den "Trypographen" ein, der Edisons<br />
elektrischen Schreibstift ablöste. Die Matrize wurde zum Beschreiben auf<br />
eine Unterlage voller feiner Spitzen gelegt, wie eine Art Raspel oder Feile<br />
mit allerfeinsten nadelspitzen, welche unter dem Druck des Schreibstiftes<br />
die Matrize durchdrangen. Das Resultat war eine Siebdruckform, die in<br />
einer geeigneten Presse abgedruckt werden konnte.<br />
Die ab 1890 konstruierten Pressen hiessen "Stencil-Duplicators" und<br />
ähnelten den heute üblichen serigraphischen Handpressen.<br />
1885 patentierte Gestetner eine Technik, die mit einem japanischen<br />
Bambuspapier arbeitete, welches einseitig mit einer Wachsschicht versehen<br />
war. Die Schrift wurde mit einem speziellen Stift aufgetragen, der<br />
den Wachs von der Papierschicht kratzte. Zuletzt konnte dieses Papier<br />
wie eine Siebdruckform eingesetzt werden, die den Druck von 1.000 bis<br />
2.000 Kopien erlaubte. Um 1890 schuf Gestetner ein System, das es erlaubte,<br />
Matrizen mit der Schreibmaschine zu beschriften.