M. Riat, Graphische Techniken (v. 3.0) 229 a b c d e f Muster III
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M. <strong>Riat</strong>, <strong>Graphische</strong> <strong>Techniken</strong> (v. <strong>3.0</strong>) 258<br />
von Illustrationen bevorzugt wurde. Das Velin-Papier entstand dadurch,<br />
dass bei der Form das Sieb aus Messingdrähten durch ein feines Gewebe<br />
ersetzt wurde. Generell kann also gesagt werden, dass vor 1757 jedes<br />
Papier die typische Wasserlinienstruktur aufwies. Andererseits wird Wasserlinienstruktur<br />
teilweise auch heute noch bei der Herstellung von Maschinenpapier<br />
nachgeahmt.<br />
Schon früh wurde nach der Möglichkeit gesucht, die Fabrikation des<br />
Papiers zu mechanisieren und zu automatisieren. Als einer der ersten<br />
versuche in dieser Richtung berichten einzelne Autoren von einer legendären<br />
Maschine des XVII Jahrhunderts, mit welcher der Vorgang des<br />
Papierschöpfens durch eine grossformatige mechanische Papierform vorgenommen<br />
worden sein soll. Ob diese Maschine überhaupt je gebaut und<br />
in Betrieb genommen wurde, oder ob sich lediglich die zugrundeliegende<br />
Idee in die historischen Berichte eingeschlichen hat, konnte man bis heute<br />
nicht eindeutig abklären. Tatsache ist, dass sich die bogenweise Herstellung<br />
von Maschinenpapier nie durchsetzen konnte.<br />
Im Jahre 1799 erfand Louis-Nicolas Robert (1761-1828) eine Maschine,<br />
die es gestatten sollte, das Papier nicht mehr bogenweise, sondern<br />
in Form von beliebig langen aufzurollenden Streifen herzustellen. Die<br />
moderne Papiermaschine weicht in ihrem schematischen Aufbau nicht<br />
wesentlich von dieser ersten Maschine Roberts ab, die ab 1803 in England<br />
und ab 1818 in Deutschland in Betrieb genommen wurde.<br />
Aus einem Vorratsbecken, in dem ein Propeller für gute Durchmischung<br />
sorgt, fliesst der Papierbrei durch eine schlitzförmige Öffnung<br />
auf ein Wasser durchlässiges Fliessband, das über mehrere Walzen läuft,<br />
die sogenannte Siebpartie der Papiermaschine, die durch ein mechanisches<br />
Schüttelwerk in ständiger lateraler Bewegung gehalten wird. Auf<br />
der Siebpartie, die weitgehend dem Formrahmen der manuellen Papierfabrikation<br />
entspricht, verliert der Papierbrei einen grossen Teil seines<br />
Wassers, die Fasern verfilzen und die dünne Schicht, die in den nächsten<br />
Abschnitt der Maschine, das Presswerk, übergeht, ist mit dem Blatt vergleichbar,<br />
das bei der manuellen Herstellung auf das Filztuch abgelegt<br />
wird. Im Presswerk wird der Wassergehalt des Papiers auf ca. 60 % herabgesetzt,<br />
sowie die Struktur des Papiers gefestigt.<br />
Im nächsten Abschnitt der Maschine, der Trockenpartie, wird der<br />
Wassergehalt des Papiers, das hier über geheizte Stahlzylinder abgewikkelt<br />
wird, auf etwa 5 bis 10 % herabgesetzt. Anschliessend kann das Papier<br />
gestrichen, also mit einer glatten, weissen Schicht versehen werden,<br />
soll sogenanntes Kunstdruckpapier entstehen, das für den Druck feiner<br />
Rasterbilder besonders geeignet ist. Nach dem Satiniern oder Kalandrieren<br />
wird das Papier auf einen Zylinder aufgewickelt, der den letzten Abschnitt<br />
der Papiermaschine darstellt.