leitartikel - Zahnärztekammer Niedersachsen
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28<br />
Abb.39) Schmelzaplasie<br />
Abb.40) Behinderte Patientin<br />
Abb.41) Dysgnathe Bißverhältnisse<br />
selbst als diese längst erarbeitet waren,<br />
blieb es infolge ideologischer Starre bei<br />
den Versicherungsträgern, Politikern<br />
und leider auch bei uns Zahnärzten bei<br />
der kurativen Zahnmedizin. In Schweden,<br />
Norwegen, Holland und in der<br />
Schweiz reagierte man flexibel auf die<br />
neue Situation. In diesen und zahlreichen<br />
ärmeren Ländern hatte man etwa<br />
15 Jahre eher als bei uns auf die Prophylaxe<br />
gesetzt und gewonnen. Zur<br />
gleichen Zeit hat man in der Bundesrepublik<br />
auf die kurative Zahnmedizin<br />
gesetzt und im wesentlichen verloren.<br />
Die Reduktion der Zahnmorbidität entsprach<br />
nicht der Betreuungsdichte.<br />
Dennoch hatte die relativ einseitige<br />
Ausrichtung auf die kurative Zahnheil-<br />
ZAHNÄRZTLICHE<br />
NACHRICHTEN<br />
NIEDERSACHSEN 5/00<br />
Abb.42) Defekte nach Ca-Operationen<br />
Abb.43) Kleine Angstpatientin<br />
Abb.44) Polypragmasie bei Somatisierungsstörungen<br />
kunde auch ihr Gutes. Sie hat zur Entwicklung<br />
immer exakterer klinischer<br />
Behandlungsmethoden geführt, zur<br />
Entwicklung einer sehr potenten Dentalindustrie<br />
sowie zu brillanten technischen<br />
Herstellungsverfahren.<br />
Die Bundesrepublik nimmt in dieser<br />
Hinsicht durchaus eine Spitzenposition<br />
in der Welt ein.<br />
Da wir inzwischen in der Primär- und<br />
Sekundärprophylaxe erfolgreich aufgeholt<br />
haben und immer mehr Menschen<br />
ihre natürlichen Zähne immer länger<br />
behalten, erscheint der Bedarf an prothetisch<br />
restaurativer Behandlung reduziert.<br />
Das führt dazu, daß GesundheitspolitikerEinsparungsmöglichkeiten<br />
wittern und manche Zahnärzte unter<br />
Existenzängsten leiden. Beides ist<br />
unberechtigt, denn diese einfache, verkürzte<br />
Sicht der Situation ist falsch.<br />
Was durch die Prophylaxe an der Dauer<br />
der Substanzerhaltung gewonnen wird,<br />
wird durch die höhere Lebenserwartung<br />
wieder kompensiert. Der Bedarf<br />
setzt erst später ein. Damit werden die<br />
Behandlungen aber nicht einfacher,<br />
sondern schwieriger, weil alle durch<br />
das Älterwerden bedingten Implikationen<br />
die Arbeit erschweren, zum Teil sogar<br />
ganz erheblich. Außerdem wird es<br />
immer in allen Altersbereichen erheblichen<br />
Behandlungsbedarf geben, der<br />
sich aus speziellen Krankheitsbildern<br />
rekrutiert. Einige wichtige seinen genannt:<br />
- Ektodermale Dysplasie mit Hypodontie<br />
oder Anodontie<br />
- Schmelzhypoplasie<br />
- Schmelzaplasie (Abb. 39)<br />
- Geistig und/oder körperliche Behinderung<br />
(Abb. 40)<br />
- Angeborene Defekte (Lippen-,<br />
Kiefer-, Gaumenspalten)<br />
- Dysgnathien unterschiedlichster Art<br />
(Abb. 41 )<br />
- Kraniomandibuläre Dysfunktionssyndrome<br />
- Erworbene Defekte durch Unfall oder<br />
Operation (Abb. 42)<br />
- Abrasionsgebisse<br />
- Behandlungsphobien (Abb. 43)<br />
- Somatisierungsstörungen (Abb. 44)<br />
Das Rüstzeug für eine gute, wenn<br />
nicht sogar optimale Lösung auch<br />
schwieriger prothetisch restaurativer<br />
Aufgaben in Form des Know how, des<br />
klinischen Instrumentariums, der Werkstoffe<br />
und der labortechnischen Herstellungsprozesse<br />
ist vorhanden. Allerdings<br />
muß man sich für bestimmte<br />
Krankheitsbilder über das aktuelle Basiswissen<br />
hinaus spezielle Kenntnisse<br />
aneignen. Bleibt nur zu hoffen und zu<br />
wünschen, daß Bedingungen geschaffen<br />
werden, daß die Schere zwischen<br />
Erreichbarem und Erreichten nicht zu<br />
weit auseinanderklafft.