Festschrift Ruppe Teil 1_KORR2 - Institut für Finanzrecht ...
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Steuerrecht-<strong>Finanzrecht</strong>_Kofler.fm Seite 5 Donnerstag, 2. April 2009 2:28 14<br />
II. Fallgruppen<br />
A. Überblick<br />
Die „außerbetriebliche Vermögenssphäre“ der Kapitalgesellschaft<br />
Die Annahme einer „außerbetrieblichen“ Sphäre der Kapitalgesellschaft mutet auf den<br />
ersten Blick ungewöhnlich an, fehlt es dieser doch an der den natürlichen Personen eigenen<br />
„privaten“ Sphäre. 11 Auch das Gesetz äußert sich nicht ausdrücklich zu dieser Frage. Der<br />
BFH leitet dementsprechend aus § 8 Abs 2 dKStG, wonach – entsprechend § 8 Abs 2<br />
KStG 1966 – „alle Einkünfte als Einkünfte aus Gewerbebetrieb zu behandeln sind“, dem<br />
Fehlen einer außerbetrieblichen Sphäre in der Handelsbilanz, das sich über die Maßgeblichkeit<br />
in der Steuerbilanz niederschlage, und dem Fehlen einer dem § 12 Nr 1 dEStG<br />
entsprechenden, auf die persönliche Sphäre des Steuerpflichtigen abstellenden Vorschrift<br />
ab, dass eine Kapitalgesellschaft keine „außerbetriebliche“ Sphäre haben könne und solcherart<br />
auch der Einkünftebegriff des § 8 Abs 2 dKStG über jenen des EStG hinausgehe. 12<br />
Daher sei bei gesellschaftlicher Veranlassung lediglich eine Ergebniskorrektur mittels der<br />
Grundsätze der verdeckten Ausschüttung vorzunehmen, die sich zB bei fehlender Gewinnerzielungsabsicht<br />
letztlich anhand der Abgrenzungsmerkmale zwischen Einkunftserzielung<br />
und der Liebhaberei orientiert. 13 Tatsächlich scheint auch das österreichische<br />
Steuerrecht auf den ersten Blick davon auszugehen, dass es lediglich einer Abgrenzung<br />
zwischen der Ebene der Gesellschaft und der Ebene der Gesellschafter bedürfe, zumal es<br />
einerseits an einer dem § 20 Abs 1 Z 1 und Z 2 lit a EStG vergleichbaren Vorschrift mangelt<br />
14 und andererseits die Abgrenzung zur Einkommensverwendungssphäre durch § 8<br />
Abs 2 KStG erfolgt, der die betrieblich veranlassten Vorgänge von den in der Anteilsinhaberschaft<br />
begründeten Vorgängen trennt und solcherart als das Gegenstück zur Betriebsausgabenvorschrift<br />
des § 4 Abs 4 EStG angesehen werden kann. 15<br />
Diese Folgerung ist freilich nicht zwingend, zumal nach österreichischem Recht der<br />
Vorschrift des § 7 Abs 3 KStG lediglich ein Zurechnungscharakter unterstellt wird, der<br />
das Vorliegen steuerbarer Einkünfte voraussetzt 16 und sodann sämtliche dem Grunde<br />
nach steuerlich zu erfassenden Einkünfte den Einkünften aus Gewerbebetrieb „zurechnet“.<br />
§ 7 Abs 3 KStG schafft somit – anders als § 8 Abs 2 dKStG – nach hA kein eigen-<br />
11 ZB BFH 22. 8. 2007, I R 32/06, BStBl 2007 II 961.<br />
12 Siehe die Nachweise in FN 8.<br />
13 Siehe BFH 17. 11. 2004, I R 56/03, BFHE 208, 519; ausführlich Haas, DStR 2008, 1997 (1997 ff).<br />
14 § 20 EStG – und damit auch dessen Abs 1 Z 1 bzw Z 2 lit a – ist auf Körperschaften nicht anwendbar<br />
(siehe VwGH 28.6.1977, 1198/76, ÖStZB 1978, 23; VwGH 20.4.1982, 81/14/0120, ÖStZB 1983,<br />
31). Selbst wenn man davon ausgeht, dass die in § 12 Abs 1 Z 1 KStG angesprochene Einkommensverwendungssphäre<br />
im Hinblick auf die Erfüllung satzungsmäßiger Zwecke im Wesentlichen jene<br />
Aufwendungen erfassen soll, die durch § 20 Abs 1 Z 1 und Z 2 lit a EStG bei natürlichen Personen<br />
der privaten Lebensführung zugeordnet werden, zeigt sich doch, dass § 12 Abs 1 Z 1 KStG dem Regelungsgedanken<br />
des § 8 Abs 2 KStG zuzuordnen ist (Wiesner, SWK 1991, A I 139 [A I 157]).<br />
Nimmt man daher die prinzipielle Anwendbarkeit des § 12 Abs 1 Z 1 KStG auf Kapitalgesellschaften<br />
an, kann diese Bestimmung dennoch nur dann zur Anwendung kommen, wenn die Aufwendungen<br />
satzungsgemäß einer der Kapitalgesellschaft völlig fremd gegenüberstehenden Person<br />
zugute kämen (siehe RFH 11. 4. 1933, I A 73/32, RStBl 1933, 970).<br />
15 Vgl Renner in Quantschnigg/Renner/Schellmann/Stöger, KStG 11 (2008) § 8 Tz 117 f mwN.<br />
16 ErlRV 622 BlgNR XVII. GP, 16.<br />
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