Festschrift Ruppe Teil 1_KORR2 - Institut für Finanzrecht ...
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Steuerrecht-<strong>Finanzrecht</strong>_Kofler.fm Seite 7 Donnerstag, 2. April 2009 2:28 14<br />
Die „außerbetriebliche Vermögenssphäre“ der Kapitalgesellschaft<br />
verdeckten Ausschüttung nach § 8 KStG vorgelagerten Ebene – Wirtschaftsgüter einer<br />
„gesellschaftsrechtlichen“ Sphäre zuzuordnen sind. 26<br />
B. Wirtschaftsgüter im Rahmen der Liebhaberei<br />
Die Frage nach einer „außerbetrieblichen“ Sphäre der Kapitalgesellschaft wird im Hinblick<br />
auf Tätigkeiten, die auf Dauer nicht geeignet sind, einen Gesamtgewinn abzuwerfen,<br />
besonders deutlich. Während derartige Tätigkeiten nach § 2 Abs 2 iVm Abs 4 EStG einkommensteuerrechtlich<br />
typischerweise als steuerlich unbeachtliche Liebhaberei qualifiziert<br />
werden, 27 war zum KStG 1966 28 umstritten, ob sich eine derartige Sichtweise auf<br />
Kapitalgesellschaften übertragen lässt. Denn § 8 Abs 2 KStG 1966 sah <strong>für</strong> Kapitalgesellschaften<br />
vor, dass „alle Einkünfte als Einkünfte aus Gewerbebetrieb zu behandeln sind“,<br />
und gab solcherart Anlass zur Frage, ob ein außerbetrieblicher Bereich überhaupt denkbar<br />
ist. 29 Auch im Lichte eines subjektiven Liebhabereiverständnisses war von der hA im<br />
Schrifttum zum KStG 1966 die Liebhabereifähigkeit von Kapitalgesellschaften deutlich<br />
abgelehnt und eine allfällige Gewinnkorrektur ausschließlich über das Instrument der verdeckten<br />
Ausschüttung vertreten worden. 30 Während diese Position auch in der älteren<br />
Rechtsprechung des VwGH anklang, 31 ist der Gerichtshof nachfolgend im Sinne einer objektivierten<br />
Betrachtung von diesem Verständnis abgewichen und hat sich bereits zum<br />
KStG 1966 ausdrücklich zur Liebhabereifähigkeit bei Kapitalgesellschaften bekannt. 32<br />
Die exakt gegenläufige Entwicklung hat jedoch im deutschen Steuerrecht Platz gegriffen:<br />
War vom BFH zunächst die Liebhabereifähigkeit von Kapitalgesellschaften bejaht worden,<br />
33 wurde diese Sichtweise <strong>für</strong> das dKStG 1977 nicht mehr aufrechterhalten und die<br />
26 Kapitel II.D.<br />
27 Für eine Begriffsbestimmung siehe insbesondere das Erkenntnis des verstärkten Senats VwGH 3. 7.<br />
1996, 93/13/0171, ÖStZB 1996, 397, sowie zusammenfassend Renner in Doralt, EStG 8 (2004) § 2<br />
Tz 301 ff.<br />
28 BGBl 1966/156.<br />
29 Siehe zu den denkbaren Auslegungsvarianten insbesondere BFH 4. 2. 1987, I R 58/86, BFHE 149,<br />
109, BStBl 1988 II 215, und die Diskussion bei Stangl, Die außerbetriebliche Sphäre von Kapitalgesellschaften<br />
(2004) 108 ff.<br />
30 Vgl etwa <strong>Ruppe</strong> in FS Wenger (1983) 459 (474 f); Stoll in FS Wenger (1983) 479 (495 ff); Gassner,<br />
ÖStZ 1984, 138 ff mwN; aA zB Wiesner, RdW 1984, 152 (152); siehe zu dieser Diskussion auch<br />
Stangl, Die außerbetriebliche Sphäre von Kapitalgesellschaften (2004) 70 ff.<br />
31 Siehe zB VwGH 15. 12. 1976, 596/76, wonach bei einer Kapitalgesellschaft „die Frage nach der<br />
Gewinnerzielungsabsicht“ nicht untersucht werden brauche, zumal nach § 1 Abs 2 Z 2 GewStG<br />
1953 „die Tätigkeiten der Aktiengesellschaften stets und in vollem Umfang als Gewerbebetrieb“ gelten<br />
und dasselbe auch aus den Bestimmungen des KStG 1966 folge.<br />
32 Grundlegend VwGH 22. 9. 1987, 86/14/0196 ÖStZB 1988, 152 (zur Liebhaberei bei einer GmbH);<br />
siehe nachfolgend auch VwGH 26. 4. 1989, 89/14/0001, ÖStZB 1989, 468 (zur fehlenden Gewinnabsicht<br />
bei einer GmbH); VwGH 19. 2. 1992, 92/14/0016, ÖStZB 1992, 690 (zur Liebhaberei bei<br />
einer Fremdenverkehrsförderungs-GmbH); VwGH 20. 11. 1996, 94/13/0226, ÖStZB 1997, 526 (zur<br />
Aussichtslosigkeit der Gewinnerzielung bei einer GmbH mit zum Scheitern verurteilten Projekten);<br />
VwGH 26. 3. 2007, 2006/14/0017, ÖStZB 2007/480, 638 (zur Liebhaberei bei einer Stadtwerke-<br />
GmbH). Die wohl gegenteilige Vorjudikatur (VwGH 15. 12. 1976, 596/76) wurde vom VwGH im<br />
Erk 22. 9. 1987, 86/14/0196 ÖStZB 1988, 152 (Pkt 3.8 und 3.9), wenig überzeugend damit abgetan,<br />
dass sie „zum Tiroler FremdenverkehrsG 1969 ohne Auseinandersetzung mit der Bestimmung des<br />
§ 8 Abs 1 KStG ergangen“ sei und daher keine Verstärkung des erkennenden Senats gebiete.<br />
33 ZB BFH 2. 11. 1965, I 221/62 S, BFHE 85, 121, BStBl 1966 III 255; BFH 4. 3. 1970, I R 123/68,<br />
BFHE 98, 259, BStBl 1970 II 470.<br />
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