Festschrift Ruppe Teil 1_KORR2 - Institut für Finanzrecht ...

Steuerrecht-Finanzrecht_Kofler.fm Seite 8 Donnerstag, 2. April 2009 2:28 14
Georg Kofler
Möglichkeit einer „außerbetriebliche“ Sphäre von Kapitalgesellschaften a limine abgelehnt.
34 Dieses Verständnis konterkariert freilich nicht nur die gegenteilige Ansicht in den
Gesetzesmaterialien, 35 sondern bahnt letztlich auch einer Soll-Ertragsbesteuerung der Kapitalgesellschaften
den Weg. 36
Im österreichischen Steuerrecht fand die Annahme der Liebhabereifähigkeit bei Kapitalgesellschaften
im Rahmen des KStG 1988 hingegen eine deutliche Bestätigung durch
den Gesetzgeber, indem der Charakter des § 7 Abs 3 KStG als Zurechnungsvorschrift
„klarer hervorgehoben“ wurde und daher „eindeutig“ feststehe, „daß nur ‚steuerbare‘
Einkünfte im Sinne des § 2 Abs. 3 Z 1 und 3 sowie 5 bis 7 EStG 1988 der Einkunftsart des
§ 2 Abs. 3 Z 3 zugerechnet und der Gewinnermittlung unterworfen werden können“. 37
Solcherart kann daher ein keine Einkunftsquelle darstellender Voluptar- bzw Liebhabereibetrieb
auch nicht kraft der Transformationsregel des § 7 Abs 3 KStG dem gewerblichen
Bereich zugeordnet werden. 38 Die Bejahung der Liebhabereifähigkeit von Kapitalgesellschaften
entspricht mittlerweile der hA 39 und findet auch Bestätigung in der LiebhabereiVO;
40 denn wenn deren § 5 bestimmte Körperschaften vom Anwendungsbereich
der LiebhabereiVO ausschließt, 41 ergibt sich im Umkehrschluss, dass bei Kapitalgesellschaften
eine Liebhaberei nicht von vornherein verneint werden kann. 42 Umgekehrt folgert
daraus nach hA, dass auch bei Kapitalgesellschaften die Annahme von Liebhaberei
logisch vorranging sei und daher auf Gesellschaftsebene – nicht aber zwingend auch beim
34 ZB BFH 4. 12. 1996, I R 54/95, BFHE 182, 123; BFH 22. 1. 1997, I R 64/96, BFHE 182, 530, BStBl
1997 II 548; offen noch BFH 4. 2. 1987, I R 58/86, BFHE 149, 109, BStBl 1988 II 215; siehe zur
Entwicklung der deutschen Rechtsprechung ausführlich Stangl, Die außerbetriebliche Sphäre von
Kapitalgesellschaften (2004) 101 ff; dazu auch Schuch, SWK 1998, S 768 (S 768 f).
35 Siehe BT-Drs 7/1470, 341, wonach „Einnahmen und Ausgaben, die im Rahmen einer als Liebhaberei
ausgeübten Tätigkeit anfallen“, unberücksichtigt bleiben, „weil sie keiner der im Einkommensteuergesetz
bezeichneten Einkunftsarten zuzuordnen sind“.
36 Dazu kritisch Schön in FS Flume (1998) 265 (270 f).
37 ErlRV 622 BlgNR XVII. GP, 16.
38 Stoll, Verluste und Verlustquellen im Steuerrecht (1989) 231 ff; Bauer/Quantschnigg/Schellmann/
Werilly, KStG 5 (1997) § 7 Tz 31
39 Siehe nur Rz 333 KStR 2001; weiters Stoll, Verluste und Verlustquellen im Steuerrecht (1989)
231 ff; Wiesner, SWK 1991, A I 139 (A I 148); Wiesner/Schneider/Spanbauer/Kohler, KStG (1996)
§ 7 Anm 32; Bauer/Quantschnigg/Schellmann/Werilly, KStG 5 (1997) § 7 Tz 27 ff; Stangl, Die außerbetriebliche
Sphäre von Kapitalgesellschaften (2004) 70 ff; Hofstätter/Zorn in Hofstätter/Reichel,
EStG 36 (2006) § 4 Abs 1 Tz 78; Wiesner, RWZ 2007/103, 359 (360); Urtz, GeS 2007, 390
(397 f); Laudacher in Jakom, § 2 Rz 285; Renner in Quantschnigg/Renner/Schellmann/Stöger,
KStG 11 (2008) § 8 Tz 59/1 und Tz 253; ausführlich Stangl, Die außerbetriebliche Sphäre von Kapitalgesellschaften
(2004) 72 f mwN; kritisch im Hinblick auf die gegenteilige Rechtsprechung des
BFH Schuch, SWK 1998, S 768 (S 768 f).
40 Verordnung des Bundesministers für Finanzen über das Vorliegen von Einkünften, über die Annahme
einer gewerblichen oder beruflichen Tätigkeit und über die Erlassung vorläufiger Bescheide
(Liebhabereiverordnung), BGBl 1993/33 idF BGBl II 1999/15, BGBl II 1997/358 und BGBl II 1999/
15. Zur Anwendung nur der § 1 Abs 1 und Abs 2 Z 1 und 3, nicht hingegen des § 1 Abs 2 Z 2 der
LiebhabereiVO bei Körperschaften siehe Rz 332 KStR 2001.
41 Etwa Betriebe gewerblicher Art der Körperschaften öffentlichen Rechts; siehe zB VwGH 29. 5.
2001, 2000/14/0195, ÖStZB 2002/232, 277.
42 Stangl, Die außerbetriebliche Sphäre von Kapitalgesellschaften (2004) 72; siehe auch Bauer/
Quantschnigg/Schellmann/Werilly, KStG 5 (1997) § 7 Tz 32 ff; Renner in Doralt, EStG 8 (2004) § 2
Tz 352; weiters UFS Wien 29. 6. 2006, RV/1367-W/02.
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