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Aus meinem Notizbiachl<br />
Letzthin stand die Jenesier Seilbahn<br />
immer wieder in den Schlagzeilen der<br />
lokalen Presse. Von einem endgültigen<br />
Aus der Bahnverbindung bis zu<br />
verschiedenen neuen Trassen wurde<br />
berichtet und diskutiert. Bevor wir<br />
diesbezüglich den Blick nach vorne<br />
richten, will ich daher kurz zurückblicken<br />
auf die stolze Geschichte der Jenesier<br />
Seilbahn, die übrigens heuer<br />
im August 75 Jahre alt wird. Geplant<br />
vom bekannten Ing. Luis Zuegg und<br />
1937 von Ing. Tschugguel gebaut war<br />
die Jenesier Bahn lange Zeit ein wesentlicher<br />
Bestandteil für den Bozner Personennahverkehr<br />
und zugleich für Jenesien<br />
die einzige Verbindung nach Bozen.<br />
Bereits damals, so erzählt man mir, gab<br />
es konkrete Überlegungen die Bergstation<br />
näher an das Dorf zu führen. Ältere<br />
Mitbürger werden sich vielleicht auch<br />
noch an die ausgewiesene und beschilderte<br />
Stelle im Widumacker erinnern,<br />
wo man die Bahn hinführen wollte.<br />
Schlussendlich entschied sich die<br />
Familie Überbacher, welche das Projekt<br />
damals betrieben hatte, doch für den<br />
derzeitigen Standort Pichl.<br />
Die Bahn brache damals riesige Vorteile<br />
für das kleine Bergdorf Jenesien, sozusagen<br />
die Anbindung an die “große<br />
Welt”. Viel bestaunt und genutzt, weckte<br />
sie Begeisterung unten im Tal wie<br />
oben am Berg. Die Bahn brachte Aufschwung,<br />
Begegnung, Erleichterung,<br />
Begeisterung, Arbeitsplätze, Wirtschaft,<br />
kurzum bessere Lebensqualität nach<br />
Jenesien. Für Einheimische und Gäste<br />
ein einmalige Geschichte, welche Jenesien<br />
wachsen und florieren ließ. Eine<br />
gute Verbindung war damals wie heute<br />
besonders wertvoll.<br />
Wegen fehlender Fahrzeiten mussten<br />
Grampen und Bauern-innen am frühen<br />
Morgen immer noch zu Fuß oder<br />
mit Saumpferd ihr Gemüse im “Buckel-<br />
korb auf den Platz nach Bozen” bringen,<br />
Schichtarbeiter mussten sich immer<br />
noch andersweitig organisieren<br />
und in Bozen entsprechendes Quartier<br />
finden, aber grundsätzlich war das Jenesier<br />
Bahnl beliebt und ein gelebter<br />
Begriff. Viele erinnern sich noch an die<br />
Schlangen von wartenden Fahrgästen,<br />
Schülern und Pendlern, an die Ausgabe<br />
von Platzkarten und Reservierungen, an<br />
Fahrten bis spät in die Nacht, und spontanen<br />
Fahrten bei Notwendigkeit. Ein<br />
Jenesier hat, mit wagmutigen Beistand<br />
des Schaffners, im Jenesier Bahnl sogar<br />
das Licht der Welt erblickt. Kurzum die<br />
Seilbahn hat das Dorf Jene sien und seine<br />
Umgebung geprägt und ganz einfach<br />
Identität vermittelt.<br />
Natürlich ist die alte Dame “Seilbahn”<br />
seit einiger Zeit in die Jahre gekommen,<br />
man hat sich von ihr abgewendet,<br />
sie nicht mehr beachtet, oft vergessen,<br />
beleidigt und übersehen. Dies passiert<br />
vielen Leuten im täglichen Leben genauso.<br />
Man steht im Mittelpunkt, zieht<br />
Kinder groß, steht mitten im Betrieb -<br />
im Leben, aber das Rad der Zeit geht<br />
weiter. Man wird älter, weniger gebraucht,<br />
sucht andere Betätigungen<br />
und Freundschaften aber schlussendlich<br />
findet man meist wieder den angemessenen<br />
Mittelpunkt in Familie<br />
und Gesellschaft. Oft muss man dafür<br />
aber auch kämpfen und sich wehren.<br />
Genauso geht es unsererm Jenesier<br />
Bahnl, welches nach 75 Jahren eine<br />
Auffrischung und Erneuerung dringend<br />
braucht!<br />
Ich darf gleich vorweg nehmen, dass<br />
ich ein großer Befürworter für eine<br />
neue Seilbahn - Umlaufbahn bin. Eine<br />
Bahn, die ausgebaut und verbessert<br />
den heutigen Anforderungen entspricht.<br />
Ich glaube, dass dies ein richtiger<br />
und wichtiger Schritt in die Zukunft<br />
wäre. Eine neue Seilbahn bedeutet<br />
ganz einfach einen Mehrwert, ein Plus<br />
an Lebensqualität und für die Jugend<br />
ein enormer Fortschritt.<br />
Träumen wir ruhig mal in die Zukunft,<br />
wünschen und erleben eine Bahn, die<br />
uns schnell im regelmäßigen Minuten-<br />
Takt, Pendler, Studenten, Hausfrauen,<br />
Senioren, Jugend nach Bozen bringt.<br />
Kein Fahrplan kümmert uns mehr, kein<br />
Zurückbleiben, kein Stehplatz wegen<br />
des überfüllten Busses, keine gestrichenen<br />
Fahrten, kein Sommer und Winterfahrplan<br />
ärgert und belastet uns mehr.<br />
Eine Chance, die wir auf jeden Fall nutzen<br />
sollten.<br />
Natürlich ist mir bewusst, dass überall<br />
wo Licht auch Schatten ist und wir<br />
hören auch die kritischen Stimmen, die<br />
den Ausbau der Busverbindungen anregen,<br />
die von einer Übervölkerung<br />
sprechen, von fehlenden Anbindungen<br />
sprechen, mangelnde Information<br />
beklagen. Auch diese Überlegungen<br />
sind wichtig und entsprechend zu bewerten.<br />
Trotzdem bin ich fest überzeugt,<br />
dass die Vorteile, welche für eine<br />
neue Bahn sprechen, bei weitem überwiegen.<br />
Vorteile bringt eine neue Bahn<br />
für alle, auch wenn kurzfristig persönliche<br />
Gewohnheiten und Vorteile nicht<br />
mehr greifen. Auch die Fraktionen haben<br />
Vorteile durch die Bahnverbindung.<br />
Sie haben zwar keine direkte Anbindung<br />
aber sicherlich keine Nachteile,<br />
wie man oft herbeireden will. Ich bin<br />
auch überzeugt, dass die notwendigen<br />
Busanbindungen in die Fraktionen,<br />
nach Pittertschol, Guntschna und St.<br />
Georgen entsprechend geregelt werden<br />
können.<br />
Sobald eine ausgereiftere Planung vorliegt,<br />
werden wir uns mit all diesen Themen<br />
sicherlich gründlich auseinandersetzen<br />
und im breiten Rahmen darüber<br />
aufgeschlossen diskutieren.<br />
Derzeit sind leider noch viel zu viele<br />
Eckdaten nicht definiert. Bevor nämlich<br />
kein geeigneter Standort in Bozen<br />
gefunden wird, ist es auch sehr,<br />
sehr schwierig entsprechende Bewertungen<br />
zu erstellen. Jenesien zeigt sich<br />
dabei an verschiedenen Lösungen interessiert.<br />
Der Beibehaltung der alten<br />
modernisierten Trasse wie neuen Trassenführungen<br />
begegnen wir aufgeschlossen,<br />
da wir überzeugt sind, dass<br />
eine Bahnverbindung mit Bozen ein<br />
Schritt in die Zukunft sein wird. Allen<br />
wird man es dabei nie recht machen<br />
können aber ich erinnere, dass es auch<br />
niemals eine Straße nach Jenesien gegeben<br />
hätte, wenn man es damals allen<br />
recht gemacht hätte. Heute beneidet<br />
man uns um diese Straße!<br />
Wagen wir auch diesmal den Schritt<br />
mit Respekt vor Landschaft und Leuten<br />
aber ohne Angst zu streuen.<br />
Ich freue mich eure Meinung zum<br />
Thema Seilbahn-Umlaufbahn zu hören,<br />
die ihr mir gerne auch via E-Mail<br />
paul.romen@gemeinde.jenesien.bz.it<br />
zukommen lassen könnt. Wünsche<br />
euch allen inzwischen einen schönen<br />
Sommer und fahrt recht fleißig Bahn<br />
Euer Bürgermeister Paul Romen<br />
Jenesiener Dorfblattl 2012-03 Seite 7