Juni 2010 - Mittleres Labertal
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<strong>2010</strong> - Das Internationale Jahr der Biodiversität.<br />
Arche Noah, (noch) vollbesetzt<br />
Zwei von jeder Art - es muss ein enormes Gedränge gewesen sein auf der Arche Noah.<br />
Die Deckplanken bis auf den letzten Quadratzentimeter gefüllt mit mehr als 5.500 Säugetierarten;<br />
jeder Mast, jedes Tau und jedes Segel eng besetzt von ca. 10.000 Vogelarten - ein Bild wie bei<br />
Hitchcock. Und unter Deck? Kaum Platz für die etwa eine Million Insektenarten, die hier mitzureisen<br />
hatten. Ein Glück geradezu, dass sich Noah nicht auch noch um die etwa 31.000 Fischarten kümmern<br />
musste. Noah und seine überschaubare Familie fielen kaum ins Gewicht. Zugegeben, eine nicht<br />
wirklich zulässige Vermischung von biblischer Erzählung und Biologie, deren Taxinomie es im übrigen<br />
derzeit auf etwa 1,5 Millionen beschriebener Arten bringt, aber von der Existenz von etwa 15-20<br />
Millionen ausgeht. Aber es macht deutlich, dass der Mensch in der Gesamtheit der<br />
Evolutionsentwicklung nur eine von Abermillionen Spielarten des Lebens ist.<br />
Das Internationale Jahr der Biodiversität<br />
Artendynamik ist der Evolution eingeschrieben; auch das Aussterben gehört zum evolutionären Alltag.<br />
Aber nie in der gesamten Zeit zuvor ist es dabei zu solchen Verlusten gekommen wie in den letzten<br />
fünfzig Jahren. Derzeit, glauben Experten, verschwinden täglich mehr als 100 Arten. Daher hat die<br />
Generalversammlung der UNO das Jahr <strong>2010</strong><br />
- in Nachfolge des „Jahres der Astronomie", von dem wir auch berichteten - zum „Internationalen Jahr<br />
der Biodiversität" erklärt. Grund für die zunehmende biologische Verarmung ganzer Regionen ist<br />
einerseits die fortschreitende Ausbreitung menschlicher Siedlungsgebiete, die die für das Uberleben<br />
vieler Arten notwendigen Biotope zu kleinen Inseln schrumpfen läßt, andererseits die zunehmend<br />
industriell, mithin weitgehend monokulturell organisierte Landwirtschaft.<br />
Biodiversität als Reichtum von Rassen und Sorten.<br />
Gerade im landwirtschaftlichen Bereich ist die Rassen- und Sortenvielfalt vergangener Zeiten längst<br />
dahin. Wenn, wie das Bundesministerium für Umwelt feststellt, 84 % der in Deutschland gehaltenen<br />
Rinder zu lediglich vier Rassen gehören, obwohl es in Europa 100 unterschiedliche Rassen gibt, wird<br />
das Ausmaß der Verarmung deutlich. Bei Schafen, Schweinen und Geflügel, fährt das Bundesamt<br />
fort, sei es ähnlich - und bei Nutzpflanzen, ergänzen wir, ebenso. Eine verfehlte Agrarpolitik oder die<br />
vielgescholtenen Gesetze des Marktes allein können die Ursache nicht sein. Seit etlichen Jahren stößt<br />
das Angebot unseres Gartenkataloges mit seinen alten Sämereien und Obstsorten auf reges<br />
Interesse. Gleiches gilt für unser mittlerweile recht großes Lebensmittelsortiment. Beide greifen auf<br />
den „anderen", trotz allem noch vorhandenen Markt zurück: Gärtnereien, die sich mit großem Einsatz<br />
seltenen Pflanzensorten widmen und Höfe, die sich ganz gegen den Trend auf die Züchtung und den<br />
Erhalt alter Nutzviehrassen spezialisiert haben. Dabei motiviert sie kein bloß museales Interesse<br />
- das Bunte Bentheimer Schwein und das Limpurger Rind etwa sind als Nutzvieh nur haltbar, wenn<br />
auch ihr Fleisch den Weg zum Kunden findet: Wir müssen essen, was wir erhalten wollen.<br />
Es geht also beim Erhalt alter Rassen und Sorten nicht zuletzt darum, Vermarktungswege zu öffnen -<br />
und hier haben wir in den letzten Jahren unsere Aufgabe gesehen. Erst dann nämlich können die<br />
noch vorhandenen Züchter die Rolle des biblischen Noah unter sich aufteilen, indem sie auf ihren<br />
Höfen den gefährdeten Haustierrassen und Nutzpflanzensorten das Überleben sichern.<br />
Klaus Storm<br />
Sonnentau<br />
Drosera rotundifolia<br />
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