26.01.2013 Aufrufe

Juni 2010 - Mittleres Labertal

Juni 2010 - Mittleres Labertal

Juni 2010 - Mittleres Labertal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Naturschutz<br />

Die heimliche Invasion ortsfremder Lebensformen bedroht heimische Arten –<br />

Gefahr für Fauna und Flora<br />

Hunderte Nandus in deutschen Graslandschaften, Zehntausende ostasiatische Marderhunde<br />

in deutschen Wäldern und Abermillionen gefräßiger Wollhandkrabben in Flüssen und Seen.<br />

Problematische Migration ist zwischen Nordsee und Zugspitze auch in der Natur längst<br />

Wirklichkeit. Die Neo-biota gliedern sich in Neozoen (Tiere), Neophyten (Pflanzen) und<br />

Neomycelen (Pilze). Invasive Neobiota zeichnen sich durch aggressive Ausbreitung und das<br />

Erlangen regionaler Dominanz aus. Ihre Herkunft ist so unterschiedlich wie die Folgen ihrer<br />

Anwesenheit.<br />

Während die gesellschaftliche Amerikanisierung oder die Asiatisierung durch Billigprodukte<br />

„made in China" unübersehbar ist, bleibt ein vergleichbares Geschehen in Feld und Flur<br />

weitgehend unbemerkt Fremde Tierarten bevölkern die kargen Restflächen der „freien<br />

Wildbahn" Europas mit zunehmender Rasanz. Zu den bekanntesten Bioinvasoren zählen<br />

unter den Säugetieren Waschbär, Bisamratte oder Mink (Nerz). Sie wurden freigesetzt,<br />

entkamen aus Pelztierfarmen oder wanderten über Transportwege ein. Ihre erfolgreiche Vermehrung<br />

zeitigt für die heimische Tierwelt aber gravierende Folgen.<br />

Grauhörnchen verdrängen einheimische Eichhörnchen<br />

So wurden einige Exemplare des nordamerikanischen Grauhörnchens (Sciurus carolinensis)<br />

zu Beginn des 20. Jahrhunderts in England ausgesetzt. Sie fanden in den englischen<br />

Wäldern ideale Lebensbedingungen vor und breiteten sich bis nach Deutschland aus: zum<br />

Schaden des einheimischen Eichhörnchens, das nahezu vollständig aus britischen Wäldern<br />

und Parks verschwunden ist; zum Schaden der ansässigen Vogelwelt, dessen<br />

Nahrungskonkurrent und Freßfeind das Grauhörnchen ist; und als Waldschädling schließlich<br />

auch zum Nachteil des Baumbestandes.<br />

Besonders dramatisch verlief die Freisetzung der nordamerikanischen Verwandtschaft für<br />

den europäischen Edelkrebs (Astacus astacus). Die etwa aus Aquarien stammenden und in<br />

Bachläufen ausgesetzten Kamberkrebse (Orconectes limosus) schleppten die von Pilzen<br />

übertragene Krebspest ein. Während die Pestboten selbst immun waren, wurden die<br />

heimischen Krebse beinahe ausgerottet.<br />

Vor allem in durch den Menschen geschädigten Ökosystemen werden eingewanderte Arten<br />

zum Problem. Die steigende Nachfrage nach exotischen Jagdobjekten, Heim- und Zootieren<br />

verschärft die Situation. Denn allzu oft entledigen sich die Besitzer ihrer lästigen Schützlinge<br />

in so unverantwortlicher wie illegaler Weise. Die Besetzung der Nischen heimischer Wildtiere<br />

zum Überleben und das Einschleppen von Krankheitserregern in den Naturkreislauf werden<br />

dadurch gefördert.<br />

Auch mit dem Ballastwasser großer Schiffe gelangen seit Jahren Myriaden potentieller<br />

Invasoren nach Europa. Das zur Hochseetauglichkeit der Schiffe gebunkerte wird in den<br />

Häfen achdos entladen. Die darin angereisten blinden Passagiere gelangen damit in<br />

küstennahe Gewässer und Flußmündungen. In den Unterläufen untersuchter deutscher<br />

Flüsse beträgt der Anteil von Neozoen daher bereits 20 Prozent des gesamten dort vorkommenden<br />

Artenspektrums. In Hafenbecken fanden sich unterschiedlichste Typen<br />

eingeschleppten Zooplanktons, von Weichtieren und Fischen. Insgesamt umspannt der<br />

durch die globalen Verkehrsanbindungen verursachte Artentransfer zehntausende Spezies,<br />

von denen etwa zehn Prozent mit den vorgefundenen Lebensbedingungen zu Rande<br />

kommen und sich folglich vermehren.<br />

9

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!