Juni 2010 - Mittleres Labertal
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Brauchtum und Mythologie im Monat Mai<br />
Walpurgisnacht<br />
Schon lange begleiten Pflanzen als Schutz- und Heilmittel wie in der Symbolik die<br />
Menschen durch den Jahreskreis - in vorchristlicher Zeit schon im keltischen<br />
Brauchtum und noch heute an Heiligengedenktagen und verschiedenen anderen<br />
Festen des Kirchenjahres. So galt es z.B. am Karfreitag bestimmte Glückspflanzen<br />
(Eisenkraut) zu graben und auch für die Aussaat von Kulturpflanzen gab es<br />
bestimmte Tage. Frühlingsblumen schrieb man eine besondere Heilkraft zu. Sie zu<br />
sammeln, zu essen oder auch aufzubewahren und bei Bedarf z.B. einem Erkrankten<br />
gegen Fieber aufzulegen war gängiges Brauchtum. Andererseits sollte man von<br />
mancher Pflanze Abstand halten, um vor Schaden bewahrt zu bleiben. In<br />
Zusammenhang stand damit einst der Glaube, dass Pflanzen von einem<br />
Pflanzengeist bewohnt würden.<br />
Dem Mai, mit dem der Sommer allmählich ins Land<br />
zieht, kam im Volksglauben in vielerlei Hinsicht eine<br />
besondere Bedeutung zu.<br />
Benannt ist der Wonnemonat nach der griechischen<br />
Wachstumsgöttin Maja, deren Name in Verbindung<br />
mit Maria steht. Sie wird in der katholischen Kirche<br />
bis heute mit besonderen Maiandachten geehrt.<br />
Ursprünge von vielen Ritualen und Festen vermutet<br />
man im keltischen Brauchtum. Dort wurde am 1. Mai<br />
der Beginn der Sommerzeit gefeiert, in der die Erde<br />
wieder zum Leben erwacht und Segen spendende<br />
Naturgeister und Götter durch Wald und Flur streifen.<br />
Da in Mittel- und Nordeuropa die Zeit des Sommers<br />
eher kurz ist, wurde sie mit Festen und Feiern nicht<br />
nur begrüßt sondern auch begleitet: mit Bräuchen zur<br />
Walpurgisnacht, der Sommersonnenwende und dem<br />
Sommerende zu Mariä Himmelfahrt.<br />
41<br />
Kupferstich von W. Jury nach Johann<br />
Heinrich Ramberg-<br />
Walpurgisnachtszene aus Faust 1<br />
(1829)<br />
Einst feierten die Menschen die Nacht zum ersten Mai<br />
mit Freudenfeuern, tanzten um sie herum und sprangen durch die Flammen.<br />
Zahlreiche Sagen ranken sich darum. So hieß es, dass in dieser Nacht<br />
Zaubermächte losgebunden seien, die nicht nur dem Bärlauch seine Kraft raubten,<br />
sondern auch Menschen sich in Tiere verwandeln ließen, Pflanzen am Wachsen<br />
hinderten oder gegen Mitternacht gar Wasser von<br />
Bächen und Brunnen in Wein verwandelten. Schöpfen<br />
könne den aber nur, wer den Farnsamen habe… In der<br />
Walpurgisnacht trafen sich im Volksglauben auch die<br />
Hexen zu ihrem großen Fest auf dem Blocksberg. Als<br />
wichtiger Kultplatz um diese Handlung wird immer wieder<br />
der Brocken im Harz genannt und wilde Geschichten von<br />
Hexen, die mittels einer Flugsalbe auf dem Besen reiten<br />
konnten wurden in der Gegend erzählt. Natürlich gab es<br />
auch Pflanzen, die – in der Walpurgisnacht gesammelt –<br />
besondere Fähigkeiten verliehen: Der Gundermann sollte<br />
Gundermann<br />
von Angela Marmor<br />
ermöglichen, dass man Hexen als solche erkennen<br />
könne oder die Wegwarte verlieh gar Unsichtbarkeit.