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Invasive Neophyten in der Schweiz: Lagebericht und ...

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12<br />

„alien plant species“ vere<strong>in</strong>fachend als <strong>Invasive</strong> zu bezeichnen, ist h<strong>in</strong>gegen ungenau, ja sogar<br />

missverständlich. Denn hier wie auch <strong>in</strong> an<strong>der</strong>en Kont<strong>in</strong>enten gibt es e<strong>in</strong>e ganze Anzahl <strong>Neophyten</strong>,<br />

die ke<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> kaum Schäden verursachen, also nicht <strong>in</strong>vasiv im von uns oben def<strong>in</strong>ierten negativen<br />

S<strong>in</strong>n s<strong>in</strong>d. Beispiele solcher Arten (die sich sogar effizient ausbreiten <strong>und</strong> leicht verwil<strong>der</strong>n) s<strong>in</strong>d das<br />

E<strong>in</strong>jährige Berufkraut (Erigeron annuus), die Sche<strong>in</strong>erdbeere (Duchesnea <strong>in</strong>dica) <strong>und</strong> das Kle<strong>in</strong>e<br />

Spr<strong>in</strong>gkraut (Impatiens parviflora).<br />

Der Vollständigkeit wegen sei hier erwähnt, dass es <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> wie an<strong>der</strong>swo <strong>in</strong> Mitteleuropa e<strong>in</strong>e<br />

ganze Anzahl e<strong>in</strong>heimischer Arten gibt, die lokal <strong>in</strong>vasiv im von uns oben dargelegten, negativen S<strong>in</strong>n<br />

werden können, z.B. Adlerfarn (Pteridium aquil<strong>in</strong>um), Schilf (Phragmites australis) <strong>und</strong> Acker-<br />

Kratzdistel (Cirsium arvense).<br />

E<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Auffassung von Invasivität als die von uns oben dargelgte vertritt Kowarik (2003, S.<br />

16) <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Lehrbuch „Biologische Invasionen“:<br />

„E<strong>in</strong>ige Autoren“(z.B. die IUCN <strong>und</strong> <strong>der</strong> vorliegende Bericht) “sprechen erst bei Massenausbreitung e<strong>in</strong>er Art von e<strong>in</strong>er<br />

Invasion. E<strong>in</strong>e Invasion schliesst jedoch den gesamten Prozess e<strong>in</strong>, <strong>der</strong> mit <strong>der</strong> ersten Keimung im neu besiedelten Gebiet<br />

beg<strong>in</strong>nt <strong>und</strong> dann zu e<strong>in</strong>er mehr o<strong>der</strong> weniger weit reichenden Ausbreitung führen kann. Zwischen <strong>der</strong> Erste<strong>in</strong>führung <strong>und</strong><br />

dem E<strong>in</strong>setzen <strong>der</strong> Invasion können Jahrzehnte bis Jahrhun<strong>der</strong>te vergehen... Bis auf den Ausgangspunkt (die erste<br />

Keimung) wären alle Zeitpunkte, ab denen man von e<strong>in</strong>er Invasion sprechen würde, willkürlich. Es ist daher s<strong>in</strong>nvoll, den<br />

Invasionsbegriff weit zu fassen, also zum Beispiel auch Unbeständige e<strong>in</strong>zuschliessen...“ Und weiter: Biologische Invasion<br />

wird „als wertneutrale Bezeichnung e<strong>in</strong>es biologischen Prozesses verwendet.“<br />

Die Aussagen von Kowarik (2003) s<strong>in</strong>d wissenschaftlich <strong>und</strong> logisch e<strong>in</strong>leuchtend. Im vorliegenden Bericht wird jedoch<br />

<strong>der</strong> Übere<strong>in</strong>stimmung mit dem allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch <strong>und</strong> mit den Def<strong>in</strong>itionen seitens <strong>in</strong>ternationaler<br />

Organisationen mehr Gewicht gegeben.<br />

E<strong>in</strong> Versuch, den Begriff „Problem-Neophyt“ e<strong>in</strong>zuführen, konnte lei<strong>der</strong> nicht überzeugen, u.a. da die<br />

Beziehung zur <strong>in</strong>ternational gebräuchlichen Bezeichnung „<strong>in</strong>vasive <strong>Neophyten</strong>“ bzw. „<strong>in</strong>vasive alien<br />

plant species“ immer wie<strong>der</strong> neu hätte dargelegt werden müssen.<br />

3. Anzahl <strong>und</strong> Herkunft <strong>der</strong> <strong>Neophyten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

Die Abb. 1 zeigt die Zunahme <strong>der</strong> Anzahl <strong>Neophyten</strong>, wie sie <strong>in</strong> den Publikationen von Welten &<br />

Sutter (1982), Landolt (1991) <strong>und</strong> Moser et al. (2002, nur Kategorien N = aussereuropäische<br />

<strong>Neophyten</strong> sowie E = europäische Florenelemente, aber ohne Kategorie C = Kulturpflanzen)<br />

dokumentiert ist. Dabei ist darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass den <strong>Neophyten</strong> bis <strong>in</strong> die 1990er Jahre von den<br />

Botanikern meist nicht die gleiche Bedeutung e<strong>in</strong>geräumt wurde wie den e<strong>in</strong>heimischen (<strong>und</strong> den<br />

archäophytischen) Arten <strong>und</strong> deshalb nicht alle <strong>in</strong> Florenlisten aufgenommen wurden. So unterscheidet<br />

Landolt (1991, S. 22) zwischen 189 <strong>Neophyten</strong>, die „während m<strong>in</strong>destens 50 Jahren ausserhalb von<br />

Gärten <strong>und</strong> Parkanlagen mehr o<strong>der</strong> weniger konstant auftraten“ <strong>und</strong> „etwa 100 weiteren Arten, die nur<br />

gelegentlich <strong>und</strong> vorübergehend e<strong>in</strong>geschleppt wurden...“ Die letzteren führt er nicht namentlich auf<br />

(<strong>in</strong> Abb. 1 weisse Teile <strong>der</strong> Säulen). Die Abb. 1 lässt vermuten, dass die Anzahl <strong>Neophyten</strong> <strong>in</strong> Zukunft<br />

weiter zunehmen wird, nicht zuletzt wegen <strong>der</strong> globalen Mobilität <strong>und</strong> des Klimawandels.

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