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Invasive Neophyten in der Schweiz: Lagebericht und ...

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22<br />

6.3 Gr<strong>und</strong>legen<strong>der</strong> Unterschied zwischen <strong>der</strong> Nah-Ausbreitung vieler <strong>in</strong>vasiver <strong>Neophyten</strong>-<br />

Arten <strong>und</strong> jener von Umweltgiften<br />

Unter den <strong>Neophyten</strong> gibt es e<strong>in</strong>e recht grosse Zahl von Arten, die sich von e<strong>in</strong>em Etablierungspunkt<br />

aus, nachdem sie sicher etabliert s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> gut gedeihen, zentrifugal kreisförmig ausbreiten.<br />

Voraussetzungen dafür s<strong>in</strong>d, dass <strong>der</strong> Neophyt dom<strong>in</strong>ant ist, die Ausbreitungsfläche ke<strong>in</strong>e H<strong>in</strong><strong>der</strong>nisse<br />

aufweist, horizontal ist <strong>und</strong> dass die Umwelt- <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e Bodenbed<strong>in</strong>gungen homogen s<strong>in</strong>d. E<strong>in</strong>e<br />

solche Ausbreitung kann vegetativ geschehen mit wurzelnden Trieben (z.B. Cornus sericea, Rubus<br />

armeniacus, Pueraria hirsuta = P. lobata), mit Wurzelsprossen (z.B. Rob<strong>in</strong>ia pseudoacacia) o<strong>der</strong> mit<br />

ober- o<strong>der</strong> unterirdischen Sprossen (Artemisia verlotiorum, Reynoutria japonica, Solidago<br />

canadensis). Auch die Ausbreitung nicht durch Tiere transportierter Samen geschieht, wenn ke<strong>in</strong>e<br />

Hauptw<strong>in</strong>drichtung besteht, zentrifugal kreisförmig, z.B. bei Ambrosia artemisiifolia <strong>und</strong> Impatiens<br />

glandulifera. In allen diesen Fällen bleibt die gesamte erreichte Kreisfläche vom <strong>Neophyten</strong> besiedelt.<br />

Bei <strong>der</strong> Ausbreitung (unter den oben beschriebenen Umweltbed<strong>in</strong>gungen durch Diffusion) von gasförmigen Umweltgiften<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Luft (bzw. entlang <strong>der</strong> Bodenoberfläche) o<strong>der</strong> von giftigen Flüssigkeiten im stehenden Wasser nimmt die<br />

Konzentration des Giftes mit zunehmendem Radius nach aussen h<strong>in</strong> ab. Dies gilt (mit unterschiedlichen<br />

Gesetzmässigkeiten) sowohl für e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>maligen Puls als auch für e<strong>in</strong>e dauerhafte Quelle von Umweltgift. Die Wirkung<br />

e<strong>in</strong>es Umweltgiftes kl<strong>in</strong>gt, wenn sie nicht vernichtend war, im Laufe <strong>der</strong> Zeit ab bzw. es f<strong>in</strong>det e<strong>in</strong> Abbau statt.<br />

Die Wirkung vieler <strong>Neophyten</strong> ist also ganz an<strong>der</strong>s, man könnte sagen „schlimmer“ als jene von<br />

Umweltgiften, <strong>in</strong>dem e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zige Ursprungspflanze zu e<strong>in</strong>er dauerhaften Besiedlung <strong>der</strong> ganzen um<br />

sie herum liegenden Fläche führen kann. Die besiedelte Fläche nimmt mit <strong>der</strong> Zeit exponentiell zu <strong>und</strong><br />

es gibt ke<strong>in</strong>e „Verdünnung“ <strong>der</strong> Besiedlung gegen den Rand <strong>der</strong> Fläche h<strong>in</strong>.<br />

7. Schäden durch <strong>in</strong>vasive <strong>Neophyten</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong><br />

7.1 Allgeme<strong>in</strong>es zu Schäden durch <strong>in</strong>vasive <strong>Neophyten</strong><br />

Es steht ausser Zweifel, dass auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong> <strong>in</strong>vasive <strong>Neophyten</strong> zu Schäden <strong>und</strong> Kosten führen.<br />

An vielen Orten werden <strong>in</strong>vasive Pflanzen bekämpft, weil sie aus Sicht des Naturschutzes unerwünscht<br />

s<strong>in</strong>d, aber auch weil sie Schäden an Bauten verursachen o<strong>der</strong> zu ges<strong>und</strong>heitliche Problemen führen.<br />

Wie bei allen Schäden ist e<strong>in</strong>e Toleranzschwelle festzulegen, oberhalb <strong>der</strong> e<strong>in</strong>e Verän<strong>der</strong>ung als<br />

Schaden angesehen wird. Solche Schwellen müssen jedoch von Fall zu Fall erarbeitet werden, denn sie<br />

s<strong>in</strong>d je nach Pflanzenart, Standort, Typ <strong>und</strong> Intensität des Schadens sowie je nach dem Betroffenen<br />

verschieden. Zahlen zu Bekämpfungskosten von <strong>in</strong>vasiven <strong>Neophyten</strong> liegen für die <strong>Schweiz</strong> nur<br />

wenige vor. Gelpke (2003) nennt Kosten von 20'000–30'000 Fr. pro Jahr für die Bekämpfung von<br />

Solidago gigantea im Robenhauser Riet am Pfäffikersee. Wenn diese Zahlen auf alle<br />

Naturschutzgebiete <strong>der</strong> <strong>Schweiz</strong>, <strong>in</strong> denen Goldruten bekämpft werden, hochgerechnet werden, ergibt<br />

sich e<strong>in</strong>e Summe von mehr als Fr. 500'000.- pro Jahr. Um e<strong>in</strong> umfassen<strong>der</strong>es Bild über die <strong>Neophyten</strong><br />

zu erhalten, wäre es wichtig, Zahlen über die ges<strong>und</strong>heitlichen, baulichen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en<br />

Schadwirkungen von <strong>Neophyten</strong> zu ermitteln.<br />

<strong>Neophyten</strong> können auch ökologische Verän<strong>der</strong>ungen bewirken, die zunächt nicht auffallen, langfristig<br />

<strong>und</strong> wenn sie verbreitet vorkommen, jedoch auch für den Menschen bedeutsam werden können.<br />

Beispiele: Verän<strong>der</strong>ungen des Bodens, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Nährstoffkreisläufe, hydrologische<br />

Verän<strong>der</strong>ungen, Feueranfälligkeit von Ökosystemen, Refugium für Parasiten <strong>und</strong> Krankheiten usw.

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