Invasive Neophyten in der Schweiz: Lagebericht und ...

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20 Böcker et al. 1995, Child et al. 2003, Hartmann et al. 1995, Kowarik 2003, McNeely 2001, Schaffner 2005, Williamson 1996). Mögliche Ursachen betreffen einerseits die für das betreffende Gebiet neuen Arten selbst und andererseits die von letzteren besiedelten Standorte. Merkmale erfolgreicher Neophyten sind u.a.: effiziente Ausbreitungsmechanismen (generativ und vegetativ), rasches Wachstum, starke Konkurrenzkraft insbesondere durch lianenartiges Überwuchern, kurze Zeit bis zur (grossen) Samenproduktion, Evolution starker Konkurrenzkraft im neuen Gebiet (EICA = evolution of increased competitive ability). Einzelheiten zur Frage „What makes a species invasive?“ gibt Schaffner (2005). Als für Neophyten besonders „zugängliche“ Standorte werden u.a. genannt: gestörte bzw. stark fluktuierende Standortsbedingungen, so genannte „leere“ ökologische Nischen; das Fehlen natürlicher Feinde im neuen Gebiet (ERH = enemy release hypothesis). Callaway & Ridenour (2004) beschreiben eine „novel weapon hypothesis“: Neophyten können invasiv werden, weil sie besondere biochemische „Waffen“ besitzen oder durch Selektion im neuen Gebiet entwickeln. Mit diesen „Waffen“ können sie die einheimischen Arten durch Allelopathie oder spezielle Pflanzen-Mikroorganismen-Interaktionen erfolgreich konkurrenzieren. Eine Übersicht über die Invasionsdynamik von Neophyten hat Jeanmonod (2001) zusammengestellt (Abb. 2). Wie andere Autoren unterscheidet er folgende vier Phasen: Einführung (introduction), Etablierung (établissement), Ausbreitung (croissance) und Invasion (envahissement). Diesen Phasen ordnet er jeweils immer stärker werdende generelle Auswirkungen und Bedrohungen der Umwelt zu sowie zunehmende Bekämpfungsschwierigkeiten und -kosten (siehe auch Kap. 9). In Abb. 3 sind einige Arten der Schwarzen Liste und der Watch-Liste gemäss ihrem Vorkommen in der Region Genf diesen Phasen zugeordnet. Der Abb. 3 ist beizufügen, dass der zeitliche Verlauf der Ausbreitung der einzelnen Arten ganz verschieden sein kann: gute Windverbreiter wie Solidago canadensis breiten sich rascher und weiter aus als relativ schlechte wie Heracleum mantegazzianum. Zudem ist nicht gesagt, dass es bei allen Arten der Abb. 3 bis zur Phase der stark negativen Auswirkungen kommen wird. Über die Biologie und Ökologie mancher SL-Arten ist nur wenig bekannt, wie etwa über Rhus typhina, Rubus armeniacus und Polygonum polystachyum. Hier besteht Forschungsbedarf. 6.2 Verbreitungsgebiete von Neophyten in der Schweiz Genaue Verbreitungskarten von Neophyten sind nötig, um künftige Arealentwicklungen zu erkennen und Prioritäten in der Bekämpfung zu setzen (siehe Kap. 13). Die Kenntnis des Verbreitungsgebietes in der Schweiz war (und ist) für viele Neophyten unzureichend. Deshalb hat die AGIN in enger Zusammenarbeit mit dem Zentrum des Datenverbundnetzes der Schweizer Flora (ZDSF) zwei Umfragen durchgeführt mit dem Ziel, diese Wissenslücken zu füllen. Die neuesten Verbreitungskarten zu Arten der SL sind online erhältlich (www.zdsf.ch). Die Ergebnisse der beiden Umfragen zeigen, dass die Areale vieler Neophyten grösser sind als bisher bekannt, und dass selbst bei weitverbreiteten Arten noch viele Wissenslücken bestehen. Diese sollten so rasch wie möglich gefüllt werden.
Einführung - Einfluss und Bedrohung keine - Vorbeugung und Information, - Überwachung - Ausrottung sehr einfach Massnahmen billig 21 Abbildung 2. Die vier Phasen der Invasionsdynamik von Neophyten: Einführung, Etablierung, Ausbreitung und Invasion. Dabei nehmen zu: generelle Auswirkungen und Bedrohung der Umwelt sowie Schwierigkeit und Kosten der Bekämpfung. (Nach Jeanmonod 2001) Anzahl Einführung Etablierung Bidens frondosa Ausbreitung Etablierung - Einfluss schwach - Bedrohung unbedeutend - Information, Überwachung - Ausbreitung verhindern - Bekämpfung einfach, mechanisch oder chemisch Massnahmen billig Invasion Invasion Ausbreitung - Einfluss mässig - Bedrohung schwach - Ausrottung schwierig, mechanisch u. v. allem chemisch sowie mit speziellem Management Massnahmen teuer Solidago gigantea Reynoutria japonica Buddleja davidii Robinia pseudoacacia Impatiens glandulifera Senecio inaequidens Ailanthus altissima Prunus laurocerasus - Einfluss stark - Bedrohung mässig bis sehr stark - Ausrottung sehr schwierig, erfordert meist biologische Bekämpfung Massnahmen sehr teuer Heracleum mantegazzianum Abbildung 3. Zuordnung einiger Arten der Schwarzen Liste und der Watch-Liste gemäss ihrem Vorkommen in der Region Genf zu den vier Phasen der Abb. 2. (Nach Jeanmonod 2001) Zeit Zeit
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