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cahier scientifique revue technique luxembourgeoise

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16 CAHIER SCIENTIFIQUE | REVUE TECHNIQUE LUXEMBOURGEOISE 2 | 2010<br />

Tabelle 3_Konzentrationen ausgewählter gelöster Wirkstoffe und Metabolite im gereinigten Abwasser der<br />

Kläranlagen von Reckingen, Roedgen und Schifflingen<br />

Proben Hormone vorhanden, dann binden sich diese an den<br />

dafür sensiblen Rezeptor, aktivieren das Reportergen und<br />

können durch eine biochemische Farbreaktion nachgewiesen<br />

werden. Die Stärke der Farbreaktion ist ein Mass der<br />

Estrogenaktivität der Wasserproben. Ein Wert von 1 ng l -1<br />

Estradioläquivalenten (siehe rote Linie in Abbildung 4) wird<br />

zur Zeit als effektbasierter und biotestbasierter Grenzwerte<br />

für östrogene Wirkung diskutiert.<br />

Die mit dem Hefetest gemessene Estrogenaktivität erreicht<br />

in den Fliessgewässern Größenordnungen, bei der<br />

chronische Effekte auf die Reproduktion beispielsweise<br />

natürlicher Fischpopulationen zu erwarten sind (Routledge<br />

et al. 1998). In den Fliessgewässern weisen vor allem die<br />

Proben im Frühjahr 2010 höhere Estrogenaktivitäten auf.<br />

Insgesamt liegen die meisten Proben bezüglich der Estrogenequivalenten<br />

über einem Wert von 1 ng l -1 . Wir können<br />

also mit hoher Wahrscheinlichkeit sagen, dass wir mit<br />

den eingetragenen Xenobiotika Abstoffen unsere Fliessgewässerorganismen<br />

negativ beeinfl ussen. Vor diesem<br />

Hintergrund ist es ratsam, über mögliche Minderungsstrategien<br />

nachzudenken.<br />

Abbildung 4_Estrogenaktivitäten ausgewählter Wasserproben von Kläranlagenausläufen<br />

und Oberflächengewässern bei Niedrigwasser (2009-2010)<br />

Minimierungsmaßnahmen für den Eintrag von Arzneimitteln<br />

in die Umwelt<br />

Was können wir aber tun, um den Eintrag von Arzneimittelwirkstoffen<br />

in den Wasserkreislauf zu minimieren? Prob-<br />

lemlösungen sind bezüglich dieser Stoffgruppe in drei vorrangigen<br />

Handlungsfeldern möglich, bei der Entwicklung<br />

von Arzneimitteln, im Umgang mit Arzneimitteln und beim<br />

Emissionsmanagement in der Siedlungswasserwirtschaft.<br />

Bisher spielt eine schnelle Abbaubarkeit der Wirkstoffe<br />

in der Umwelt bei der Arzneimittelentwicklung eine nur<br />

untergeordnete Rolle. Es gilt daher, die Erforschung und<br />

Entwicklung von Arzneimittelwirkstoffen zu forcieren, die<br />

natürlich in erster Linie auf Wirksamkeiten beim Menschen<br />

oder bei Tieren aber auch gleichzeitig auf die Abbaubarkeit<br />

in der Umwelt optimiert sind. Die Aufnahme<br />

der Trinkwasserrelevanz als wesentliches Zulassungskriterium<br />

wäre ein Beispiel in dieser Richtung. Wesentliche Eckpfeiler<br />

einer nachhaltigen Minimierungsstrategie stellen in<br />

diesem Kontext Maßnahmen im Vorfeld oder direkt an den<br />

Eintragsquellen dar, wie beispielsweise der Ersatz umweltgefährdender<br />

und trinkwasserrelevanter Stoffe. Weiterhin<br />

könnte es Anwendungsbeschränkungen für umwelt- und<br />

trinkwasserrelevante Stoffe geben, wenn kurz- bzw. mittelfristig<br />

kein Ersatz für diese Stoffe vorhanden ist. Wichtig<br />

erscheint die Sensibilisierung von Herstellern, Vertreibern<br />

und Konsumenten bezüglich der allgemeinen Thematik Xenobiotika<br />

in der Umwelt (DWA 2008).<br />

Gleichzeitig gilt es, über eine Änderung der gegenwärtigen<br />

Verschreibungspraktiken, sowie der Gebrauchsmuster<br />

und Entsorgungsmuster in Richtung einer höheren Umweltfreundlichkeit<br />

nachzudenken. Hier ist wichtig, eine Senkung<br />

des Arzneimittelverbrauchs anzustreben und die Vermeidung<br />

von Abfällen zu verstärken, welche möglicherweise<br />

unsachgemäß über häusliche Abwässer entsorgt werden.<br />

Umweltverträgliche Entsorgungswege sollten aufgestellt<br />

werden, beispielsweise durch eine Wiederverwertung oder<br />

durch die Rücknahme unverbrauchter Produkte. Eine Idee<br />

wäre beispielsweise die kostenlose Rücknahme von Medikamentenresten<br />

durch die Apotheken und eine Verwertung<br />

dieser Reststoffe durch Betreiber eines neuen Rücknahmesystems,<br />

so dass die Apotheken nicht für die Entsorgungskosten<br />

aufkommen müssen (DWA 2008).<br />

Im Bereich Abwasserbehandlung lassen sich zahlreiche<br />

Maßnahmen zur Minimierung der Einträge formulieren.

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