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cahier scientifique revue technique luxembourgeoise

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20 CAHIER SCIENTIFIQUE | REVUE TECHNIQUE LUXEMBOURGEOISE 2 | 2010<br />

aufgeführten Spacerarten sind mit einer in den Zement eingelassenen<br />

metallischen Verstärkung gefertigt, um die mechanische<br />

Belastbarkeit der Konstrukte zu verbessern, ohne<br />

dass den Patienten eine Vollbelastung zugestanden wird.<br />

Eine Vielzahl verschiedener Verstärkungen sind beschrieben,<br />

wobei ausgehend vom einfachen Kirschnerdraht, über<br />

Osteosyntheseplatten bis zu eingelassenen Prothesenstielen<br />

viele Variationsmöglichkeiten existieren und als Endoskelett<br />

bezeichnet werden, wobei der biomechanische Nachweis<br />

der Belastbarkeit dieser Konstrukte bis dato nur sporadisch<br />

geführt wurde.<br />

Vor dem Hintergrund einer mangelnden Verfügbarkeit<br />

standardisierter Spacermodelle und des wissenschaftlichen<br />

Forschungsdefi ztes wurde an der Klinik für Orthopädie<br />

und Orthopädische Chirurgie des Universitätsklinikums<br />

des Saarlandes (Homburg/Saar) ein eigenes Spacersystem<br />

entwickelt. Bei der Planung orientierte man sich an einem<br />

Xenophor Prothesenstiel der Firma Osteo (Schweiz), wobei<br />

zur universellen Einsatzfähigkeit, bezüglich der Abmaße,<br />

die kleinste Stielgröße gewählt wurde. Die Kopfgröße des<br />

Spacers ergab sich aus der Exploration der in der Klinik für<br />

die Primärendoprothetik am häufi gsten gewählten Schraubpfannengröße.<br />

Mit Hilfe einer zweiteiligen Gussform sind<br />

die Spacer intraoperativ herstellbar, die Implantation des<br />

Konstruktes erlaubt neben der physiologischen Teilfunktion<br />

des Gelenkes auch eine optionale, keimadaptierte Antibiotikazumischung.<br />

Nach Kelm [2008] ist jedoch selbst bei Teilbelastung der<br />

Spacerbruch die häufi gste und schwerwiegendste Spacerassoziierte<br />

Komplikation. Die Patienten werden daher angewiesen,<br />

die betroffene Hüfte möglichst wenig bis gar nicht<br />

zu belasten. In der Literatur werden Spacerbrüche unter<br />

Teilbelastung mit einer Häufi gkeit von bis zu 25% angegeben,<br />

wobei der Anteil von Brüchen handgeformter Spacer<br />

deutlich höher liegt und die Bedeutung einer standardisierten<br />

Herstellung mittels Formgebungssystem hervorhebt.<br />

Erste Prothesentestung<br />

Ziel dieses Forschungsprojektes war es daher, die mechanische<br />

Belastbarkeit des an der Klinik für Orthopädie und Orthopädische<br />

Chirurgie des Universitätsklinikums des Saarlandes<br />

(Homburg/Saar) verwendeten Spacers zu ermitteln und<br />

unter Berücksichtigung möglicher physiologischer Belastungen<br />

hinsichtlich seiner Belastbarkeit zu optimieren. Die Belastung<br />

muss dabei sowohl vom Spacer, als auch vom Femur<br />

selbst, unbeschadet aufgenommen werden können.<br />

Untersuchungen zu den mechanischen Eigenschaften<br />

des verwendeten Knochenzements (Palacos®) zeigten<br />

ein sprödes, viskoelastisches Materialverhalten, wobei die<br />

mechanischen Festigkeiten stark mit der Porosität des Zementes<br />

und damit mit den Anrührbedingungen und der<br />

Zugabemenge von Antibiotika korrelierten.<br />

Die mechanische Testung der Spacer erfolgte – zur besseren<br />

Vergleichbarkeit der Ergebnisse – in Anlehnung<br />

an die Norm zur Dauerbelastung von Hüftendoprothesenschäften<br />

(ISO 7206). Da diese Norm den Dauerschwingversuch<br />

an herkömmlichen Hüftendoprothesen<br />

beschreibt, erfolgte eine für diese Spacer geeignete<br />

Modifikation. Die tatsächlich aufgetretene Bruchebene<br />

beim Patienten wurde statistisch ermittelt und verschiedene<br />

Spacer wurden zur Testung im Labor bis zur Höhe<br />

dieser Bruchebene in Polyurethan eingespannt. Die maximale,<br />

quasi-statische Belastung dieser Spacer lag bei<br />

einer Hüftkraft zwischen 650 bis 1000 N (65-100 kg).<br />

Bei einer Simulation mehrerer Belastungszyklen (entsprechend<br />

der Schritte beim Gangzyklus Gehen etc.) reduzierte<br />

sich die Belastungsgrenze weiter.<br />

Abb.2_ Testwinkel des Rohlings nach ISO 7206 und Einbauanordnung in einer<br />

Prüfmaschine<br />

Berechnung der Kontakt- und Muskelkräfte<br />

Um nun die vorhandene Belastbarkeit der Spacer mit<br />

den tatsächlich auftretenden Kräften an der Hüfte des<br />

Patienten vergleichen zu können, wurde ein sog. muskuloskelettales<br />

Modell am Computer erstellt, mit dem<br />

tatsächlich auftretende Hüftkräfte für verschiedene Alltagsaktivitäten<br />

(z.B. Gehen, Treppensteigen etc.) simuliert<br />

und unter dem Einfluss der Muskelkräfte ermittelt<br />

werden können. Die auf den Hüft- bzw. Spacerkopf einwirkende<br />

Kraft wurde dabei abhängig von der simulierten<br />

Aktivität mit dem ca. 3- bis 4-fachen Körpergewicht<br />

bestimmt. Unter Berücksichtigung eines 80 kg schweren<br />

Patienten würde demnach eine Hüftkraft von 2400 bis<br />

3200 N (240 bis 320 kg) erreicht.

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