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100 Jahre Entwicklung 1901 - UniversitätsSpital Zürich

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ten ist eine Konstante. Die Konstante<br />

ist die Konzentration des<br />

Anästhetikums in der Wirkphase,<br />

bei der es seine Wirkung erreicht<br />

und sich im chemischen Gleichgewicht<br />

zwischen der Wirkphase und<br />

der Applikationsphase befindet.<br />

Wegen ihrer lipophilen Eigenschaften<br />

hat man sich diese Wirkphase<br />

auch als Membran vorgestellt. Diese<br />

Korrelation deutet aber nicht nur<br />

auf Membranen als einen entscheidenden<br />

molekularen Wirkort hin,<br />

sondern diese Wirkorte könnten<br />

sich auch in lipophilen Domänen<br />

von Proteinen befinden. Da lipophile<br />

Wechselwirkungen unspezifisch<br />

sind (15), ist anzunehmen, dass<br />

Anästhetika an vielen verschiedenen<br />

Stellen wirken. Inzwischen ist<br />

gezeigt worden, dass die Meyer-<br />

Overton-Korrelation nicht nur vielfach<br />

auf der molekularen Ebene,<br />

z.B. für Ionenkanäle, gilt, sondern<br />

sich auf den verschiedenen Ebenen<br />

der Integration im Zentralnervensystem<br />

immer wieder als gültig<br />

erweist.<br />

2<br />

-2<br />

Erythrozyten (Seemann, 1972)<br />

Schutz gegen Haemolyse<br />

m = -1.12<br />

r = 0.96<br />

Theorie der Narkose<br />

von Meyer und Overton<br />

Zelluläre Theorie: Meyer und<br />

Overton haben, wie anfangs bereits<br />

erwähnt, folgende Schlussfolgerungen<br />

aus der Existenz der Meyer-<br />

Overton-Korrelationen gezogen:<br />

“Die Wirkung wird an denjenigen<br />

Zellen am ersten und stärksten hervortreten<br />

müssen, in deren chemischem<br />

Bau jene fettähnlichen Stoffe<br />

vorwalten und wohl besonders<br />

wesentliche Träger der Zellfunktion<br />

sind: in erster Linie also an den Nervenzellen.”<br />

In einer der ersten Anästhesiehypothesen<br />

hatten Bibra und<br />

Harless bereits 1847 postuliert, dass<br />

das Lecithin und Cholesterin aus<br />

Ganglienzellen ausgelaugt werden<br />

(ibd. S. 51). Statt von der Löslichkeit<br />

der Cholesterine, Lecithine etc. in<br />

gewissen Anästhetika auszugehen,<br />

haben Meyer und der Verfasser<br />

umgekehrt die Löslichkeit der indifferenten<br />

Narkotika in den cholesterin-lecithinartigen<br />

Verbindungen der<br />

Zelle zum Ausgangspunkt der Theo-<br />

Abb. 2. Die Meyer-Overton-Korrelation gilt nicht nur für die Narkose, sondern sie<br />

scheint auch für die Wirkungen von Anästhetika auf allen Ebenen der Integration<br />

des Zentralnervensystems zu gelten, bis hinunter zur molekularen Ebene.<br />

2<br />

-2<br />

Ischiasnerv (Seemann, 1972)<br />

Blockade von Summen-<br />

Aktionspotentialen<br />

m = -1.16<br />

r = 0.93<br />

-6<br />

-6<br />

-2 2 6 -2 2 6<br />

log P log P<br />

-1<br />

Evozierte Potentiale (SEP)<br />

(Angel, 1982)<br />

-0.5<br />

Menschliche Narkose<br />

-3<br />

Reaktion auf Schmerz<br />

m = 0.70<br />

r = 0.92<br />

Urethan,<br />

Diethylether,<br />

Cyclopropan,<br />

-3.5<br />

Ethanol,<br />

Ether,<br />

Ethylen,<br />

Xenon,<br />

Cycloprophan,<br />

Fluroxen,<br />

m = 1.27<br />

r = 0.97<br />

Enfluran,<br />

Pentobarbital,<br />

Halothan,<br />

Enfluran,<br />

Metoxyfluran,<br />

Methoxyfluran, Halothan,<br />

Trichlorethylen, Pentobarbital,<br />

Triopental, Etomidat,<br />

-5<br />

Thiopental, Althesin<br />

-6.5<br />

Methohexital, Propofol<br />

-1 1 3 -1 2 5<br />

log P log P<br />

Die Meyer-Overton Regel:<br />

Was ist geblieben?<br />

rie gewählt und die Annahme<br />

gemacht, dass die Narkose eine Folge<br />

der (eben durch diese Aufnahme<br />

fremder Verbindungen veranlassten)<br />

Modifikation jenes physikalischen<br />

Zustandes der lecithin- und cholesterinartigen<br />

Verbindungen ist, der in<br />

der normalen Zelle herrscht. Dazu<br />

Overton wörtlich: “Sehr wahrscheinlich<br />

ist auch, dass die indifferenten<br />

Narcotica in erster Linie ihre<br />

Wirkung auf die cholesterin- und<br />

lecithinartigen Bestandtheile der<br />

Zellen ausüben - aber nicht in der<br />

von Bibra und Harless angenommenen<br />

Weise, sondern der Art, dass sie<br />

den physikalischen Zustand, in dem<br />

diese Bestandtheile sich unter normalen<br />

Verhältnissen in der Zelle<br />

befinden, verändern, ohne aber das<br />

Austreten dieser Bestandtheile aus<br />

den Zellen zu veranlassen” (ibd. S. 53).<br />

Physikalische Theorie: Overton<br />

hatte schon früh die unspezifische<br />

Wirkung der Anästhetika charakterisiert:<br />

“Da in vielen Fällen leicht<br />

gezeigt werden kann, dass ein chemischer<br />

Eingriff in diese Verbindungen<br />

(Lecithine etc.) durch die indifferenten<br />

Narcotica nicht stattfindet<br />

und es sich also wirklich bloss um<br />

eine Aenderung des physikalischen<br />

Zustandes der Lecithine etc. handeln<br />

kann, so wird in erster Linie die<br />

Menge der aufgenommenen fremden<br />

Verbindung (Narcoticum) für die<br />

Stärke der Wirkung massgebend<br />

sein, obgleich es keineswegs ausgeschlossen<br />

erscheint, dass der qualitativen<br />

Natur der Verbindung eine<br />

gewisse Bedeutung zukommt. Man<br />

kann auch darüber im Zweifel sein,<br />

ob es hauptsächlich auf die Zahl der<br />

Molecüle der Narcotica, welche von<br />

einer gegebenen Menge der Gehirn-<br />

Lipoïde (so mögen die lecithin-cholesterinartigen<br />

Bestandtheile der<br />

Zellen der Kürze wegen bezeichnet<br />

werden) aufgenommen wird, oder<br />

mehr auf das Volumen des aufgenommenen<br />

Narcoticums ankommt.<br />

In beiden Fällen wird aber die Stärke<br />

des Narcoticums in erster Linie<br />

von dem Theilungscoefficienten des<br />

19

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