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100 Jahre Entwicklung 1901 - UniversitätsSpital Zürich

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Anästhesie und Intensivmedizin für die Herz- und grosse Gefässchirurgie<br />

der Einführung von Cyclosporin) mit<br />

den Möglichkeiten der Immunsuppression<br />

befasste, und Hugo Krayenbühl,<br />

der damalige Direktor der Neurochirurgie,<br />

der für die Hirntoddiagnostik<br />

verantwortlich war. Ein eigentliches<br />

Herztransplantationsprogramm<br />

wurde am USZ 1985, nach Etablierung<br />

einer wirksamen pharmakologischen<br />

Immunsuppression, aufgenommen.<br />

Herzchirurgie bei komplexen<br />

kongenitalen Vitien im<br />

Säuglings- und Kleinkindesalter<br />

unter zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

Eine besondere <strong>Entwicklung</strong> nahm<br />

die Herzchirurgie komplexer angeborener<br />

Herzfehler bei Säuglingen und<br />

Kleinkindern unter zwei <strong>Jahre</strong>n. Bis<br />

1976 galt in der Mehrzahl der Fälle<br />

(nicht ausschliesslich) ein zweizeitiges<br />

Vorgehen als Standard, d.h. man unterzog<br />

die Kinder einem Palliativeingriff<br />

und verschob die Totalkorrektur auf<br />

einen späteren Zeitpunkt. Von den<br />

632 Operationen bei Kindern unter<br />

zwei <strong>Jahre</strong>n, die 1962-1976 am USZ<br />

durchgeführt wurden, betrafen 71,5 %<br />

Palliativeingriffe und 9,7 % Totalkorrekturen<br />

einfacher Vitien (z.B. Vorhofseptumdefekt,<br />

Aortenisthmusstenose,<br />

persistierender Ductus arteriosus<br />

Botalli). Primäre Totalkorrekturen<br />

komplexer kongenitaler Vitien (Ventrikelseptumdefekt,<br />

Transposition der<br />

grossen Gefässe, total falsch mündende<br />

Lungenvenen, Fallot-Tetralogie)<br />

wurden nur bei 18,8 % der Säuglinge<br />

und Kleinkinder unter zwei <strong>Jahre</strong>n<br />

durchgeführt.<br />

Bis 1972 stand für diese Altersklasse<br />

keine Herz-Lungenmaschine<br />

zur Verfügung, und die Korrektur des<br />

Vitiums erfolgte in tiefer Oberflächenhypothermie<br />

von 20-18 °C, kombiniert<br />

mit Kreislaufstillstand. Zu diesem<br />

Zweck legte man die Kinder in eine<br />

wasserdurchströmte Wanne (Abb. 8),<br />

fixierte sie an einem Metallgestell und<br />

dichtete den Operationssitus nach Desinfektion<br />

mit einer wasserdichten Folie<br />

ab. Die Kühlphase nahm wegen der<br />

geringen Körperoberfläche wenig Zeit<br />

in Anspruch (Abb. 9), und der Kreislauf<br />

blieb wegen der Kälteresistenz des<br />

Säuglingsherzens gegen Kammerflimmern<br />

bis auf tiefe Temperaturen erhalten.<br />

Die Korrektur des Herzfehlers<br />

erfolgte im Kreislaufstillstand von<br />

maximal 60 Minuten; anschliessend<br />

wurden die Kinder bis zum Wiederingangkommen<br />

einer spontanen Herzaktion<br />

unter Herzmassage wiedererwärmt.<br />

Dass der Kreislauf 60 Minuten<br />

ohne hypoxische Hirnschädigung<br />

unterbrochen werden konnte, interessierte<br />

damals auch die Öffentlichkeit<br />

(Abb. 10). Bruno Messmer, einer der<br />

Abb. 8. Oberflächenhypothermie<br />

20-18 °C: Wasserbad.<br />

Abb. 9. Verschluss eines Ventrikelseptumdefekts 1968 bei einem 8 Monate<br />

alten, 6,5 kg schweren Kind in Lachgas/Sauerstoff-Äther-Narkose und tiefer<br />

Oberflächenhypothermie von 21 °C. Abkürzungen s. Abb. 2.<br />

Dr. Ruth Gattiker, <strong>Zürich</strong><br />

Abb. 10. Medical Tribune, 10. Oktober 1969.<br />

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