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100 Jahre Entwicklung 1901 - UniversitätsSpital Zürich

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Nach seiner Rückkehr nach St.<br />

Gallen baute er die Anästhesieabteilung<br />

auf und wurde 1960 bei<br />

deren Verselbständigung ihr erster<br />

Chefarzt. 1963 wurde in der<br />

Schweiz erstmals ein Institut für<br />

Anästhesiologie an einer Universitätsklinik<br />

geschaffen. Werner<br />

Hügin 19 , 1957 erster Privatdozent<br />

für das Spezialgebiet Anästhesiologie,<br />

wurde Leiter des neuen<br />

Institutes an der Universität Basel<br />

unter gleichzeitiger Ernennung<br />

zum Extraordinarius.<br />

Die Frage der Verselbständigung<br />

der Anästhesiologie wurde<br />

innerhalb der Zürcher Medizinischen<br />

Fakultät erst wieder anfangs<br />

1965 aufgeworfen. Initiant und<br />

treibende Kraft war wiederum<br />

Prof. H. Krayenbühl, Direktor der<br />

Neurochirurgischen Klinik, der<br />

sich schon mehrfach für die Förderung<br />

der Anästhesiologie am<br />

Kantonsspital <strong>Zürich</strong> verdient<br />

gemacht hatte. Er stiess sich u.a.<br />

daran, dass die Anästhesiologie<br />

an den meisten Universitäten des<br />

deutschsprachigen Auslandes im<br />

Gegensatz zu den Verhältnissen in<br />

<strong>Zürich</strong> bereits seit längerer Zeit in<br />

den Fakultäten vertreten war. In<br />

der Sitzung des Fakultätsausschusses<br />

vom 20. Januar 1965<br />

schlug er deshalb die Errichtung<br />

eines Extraordinariates für das<br />

Spezialgebiet der Anästhesiologie<br />

vor. Krayenbühl hat mit folgendem<br />

Rundschreiben vom 29. Januar<br />

1965 die Meinung der operativtätigen<br />

Kollegen eingeholt:<br />

“Anlässlich der letzten Ausschuss-<br />

Sitzung wurde die Frage eines<br />

Extraordinariates für Anästhesiologie<br />

geprüft. Der Ausschuss ist<br />

einstimmig der Auffassung, dass<br />

ein Extraordinariat für Herrn Kollegen<br />

Hossli geschaffen werden<br />

sollte. Ich bitte Sie, mir umgehend<br />

mitzuteilen, ob das auch Ihre Auffassung<br />

ist. Wenn ja, ob Sie vorerst<br />

ein persönliches Extraordinariat<br />

wünschen, welches rasch verwirklicht<br />

werden könnte, oder ob<br />

Die Gründung von Lehrstuhl und Institut für Anästhesiologie<br />

an der Universität <strong>Zürich</strong> im <strong>Jahre</strong> 1966<br />

doch ein etat-mässiges Extraordinariat<br />

für Anästhesiologie<br />

geschaffen werden sollte. Je nach<br />

dem Ausfall Ihrer Antwort würde<br />

ich noch eine Sitzung unserer Sektion<br />

veranlassen, damit ich dann<br />

in der nächsten Ausschuss-Sitzung<br />

vom 17. Februar 1965 referieren<br />

könnte.” Sämtliche angefragten<br />

Mitglieder der Chirurgen-Sektion<br />

haben solidarisch für die Schaffung<br />

eines Extraordinariates in<br />

Anästhesiologie plädiert; zum<br />

grössten Teil befürworteten sie<br />

dessen etatmässige Einstufung.<br />

In der Sitzung vom Februar<br />

1965 beschloss die Gesamtfakultät,<br />

die Frage der Schaffung eines<br />

etatmässigen Extraordinariats für<br />

Anästhesiologie, insbesondere<br />

auch die Beurteilung der Eignung<br />

Hosslis, einer Kommission zu<br />

übertragen mit der Weisung, der<br />

Fakultät möglichst bald geeignete<br />

Vorschläge zu unterbreiten. In<br />

diesem Sinne hat Krayenbühl als<br />

Präsident der Berufungskommission<br />

daraufhin zahlreiche Gutachten<br />

von namhaften ausländischen<br />

Anästhesiologen eingeholt.<br />

Im Verlaufe des Berufungsverfahrens<br />

stellte sich Rudolf<br />

Frey 20 , Extraordinarius und<br />

Direktor des Institutes für Anästhesiologie<br />

an der Johannes Gutenberg-Universität<br />

in Mainz und<br />

einer der führenden Anästhesisten<br />

Deutschlands, als schärfster Konkurrent<br />

Hosslis heraus. Wie aus<br />

einem Brief 21 an den Dekan der<br />

Medizinischen Fakultät hervorgeht,<br />

wäre Frey einem Ruf nach<br />

<strong>Zürich</strong> unbedingt gefolgt: “Die<br />

Medizinische Fakultät der Universität<br />

<strong>Zürich</strong> plant, einen Lehrstuhl<br />

und ein selbständiges Institut<br />

für Anästhesiologie zu gründen.<br />

Wenn man, wie in Mainz und<br />

Berlin, eine Hausberufung vermeiden<br />

will, würde ich mich sehr<br />

dafür interessieren und einen Ruf<br />

nach <strong>Zürich</strong> unter allen Umständen<br />

annehmen.”<br />

Nach Auswertung aller Gutachten<br />

und nach Abstimmung<br />

innerhalb der Fakultät wurden in<br />

einem Brief des Dekans der Medizinischen<br />

Fakultät an die Erziehungsdirektion<br />

des Kantons <strong>Zürich</strong><br />

schliesslich folgende Anträge<br />

gestellt: “Die Medizinische Fakultät<br />

hat an ihrer Sitzung vom 14.<br />

Juli 1965 den Beschluss gefasst,<br />

Ihnen zuhanden der Regierung drei<br />

Anträge zu stellen, welche die Einführung<br />

der Anästhesie als selbständiges<br />

Lehr- und Forschungsfach<br />

betreffen.<br />

1. Schaffung eines selbständigen<br />

Institutes für Anästhesiologie<br />

2. Schaffung eines etatmässigen<br />

Extraordinariates für Anästhesiologie<br />

3. Besetzung des neugeschaffenen<br />

etatmässigen Lehrstuhles für<br />

Anästhesiologie.”<br />

Zu Punkt drei folgte die Vorschlagsliste:<br />

“Primo loco: PD Dr. G. Hossli<br />

Secundo et aequo loco:<br />

Prof. Dr. Rudolf Frey, Direktor des<br />

Institutes für Anästhesiologie an der<br />

Johannes Gutenberg-Universität,<br />

Mainz<br />

Prof. Dr. Werner Hügin, Extraordinarius<br />

für Anästhesiologie an der<br />

Universität Basel<br />

19 Prof. Dr. med. Werner Hügin, 1918-2001,<br />

später Ordinarius für Anästhesie in Basel.<br />

20 Prof. Dr. med. Rudolf Frey, 1917-1981,<br />

hatte sich 1952 an der Universität<br />

Heidelberg als erster in Deutschland für<br />

das Fachgebiet Anästhesiologie habilitiert.<br />

1960 folgte er dem Ruf nach Mainz<br />

und wurde Vorsteher des ersten selbständigen<br />

Institutes für Anästhesiologie in<br />

Deutschland.<br />

21 Eine Kopie dieses damals als "vertraulich"<br />

gekennzeichneten Briefes hat mir<br />

Dr. G.A. Nogler, Leiter des Universitätsarchivs<br />

der Universität <strong>Zürich</strong>, freundlicherweise<br />

zur Verfügung gestellt.<br />

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