29.01.2013 Aufrufe

DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Im Winter …<br />

dort, ist aber nirgendwo gemeldet.«<br />

Das sei jedoch die Voraussetzung,<br />

um Leistungen, wie das<br />

Arbeitslosengeld II, zu erhalten.<br />

Eine Meldeadresse für wohnungslose<br />

Menschen ist die Viktoriastraße<br />

10, das Haus, in dem<br />

der Sozialdienst sein Büro hat.<br />

»Das ist für Wohnungsuchende<br />

nicht gerade eine Top-Adresse.<br />

Es gibt sogar Wohnungsgesellschaften,<br />

die sich sperren, Menschen<br />

mit dieser Anschrift zu<br />

vermitteln«, weiß Bernhard<br />

Beyer. Aber den Betroffenen<br />

bleibe nichts anderes übrig. Denn<br />

wer soziale Leistungen beziehen<br />

will, muss erreichbar sein. In der<br />

Viktoriastraße sind zirka 350<br />

Menschen gemeldet. Sie werden<br />

unterstützt und gefördert. Es ist<br />

ein großer Erfolg, wenn sie ihre<br />

sozialen Schwierigkeiten überwinden,<br />

sich in die Gesellschaft<br />

integrieren und regelmäßig einer<br />

Arbeit nachgehen.<br />

Im vergangenen Jahr waren in<br />

Bielefeld rund 1.700 Haushalte<br />

von Wohnungslosigkeit bedroht.<br />

In über 90 Prozent der Fälle<br />

schaffte es das soziale Netzwerk<br />

– zu dem unter anderem<br />

<strong>Bethel</strong>, die Stadt Bielefeld und<br />

das Johanneswerk gehören –,<br />

die Wohnung zu erhalten oder<br />

eine neue Unterkunft zu finden.<br />

Ähnliche Angebote macht<br />

<strong>Bethel</strong> auch im Ruhrgebiet und<br />

im Landkreis Diepholz in Niedersachsen.<br />

Da bezahlbarer Wohnraum<br />

zurzeit Mangelware ist,<br />

werden in diesem Winter wohl<br />

mehr Menschen obdachlos sein<br />

als zuvor, schätzen die Experten.<br />

Sie fordern die Kommunen auf,<br />

die Kältehilfe hochzufahren.<br />

Nicht selbstbestimmt<br />

»Doch einige obdachlose Menschen<br />

wollen im Winter auf keinen<br />

Fall in eine Unterkunft«, sagt<br />

Bernhard Beyer. Der Mann neben<br />

den Glascontainern gehöre dazu.<br />

Die Wohnungslosenhilfe hat ihm<br />

einen Schlafsack überreicht, der<br />

bis minus zwanzig Grad warm<br />

hält. Und er bekommt das Geld,<br />

das ihm zusteht. »Mehr können<br />

wir zurzeit nicht für ihn<br />

tun«, sagt Bernhard Beyer. Dass<br />

sich der Mann Obdachlosigkeit<br />

selbstbestimmt als Lebensmodell<br />

ausgesucht hat, glaubt der<br />

Sozialarbeiter nicht. »Es ist nass,<br />

es ist kalt. Die Straße ist gesundheitsschädlich.<br />

Und die meisten<br />

Obdachlosen haben Gewalterfahrungen<br />

gemacht.«<br />

Recht auf Hilfe<br />

Der Sozialdienst denkt darüber<br />

nach, den Mann in diesem Winter<br />

gegen seinen Willen unterzubringen.<br />

»Aber nur, wenn die<br />

Temperaturen lebensbedrohlich<br />

werden«, stellt Bernhard Beyer<br />

klar. Es gebe zwar keine ärztliche<br />

Diagnose, aber eine psychische<br />

Erkrankung könne aufgrund seines<br />

Verhaltens nicht ausgeschlossen<br />

werden. »Auch obdachlose<br />

Menschen haben ein Recht auf<br />

psychiatrische Hilfe.« Wenn ihm<br />

die Einsicht dafür fehle, werde<br />

unter Umständen ein Richter<br />

eine Zwangsunterbringung<br />

anordnen. Eines stehe aber fest,<br />

so Bernhard Beyer:»Wir werden<br />

ihn nicht draußen erfrieren lassen.«<br />

Nils mit Hündin Cherokee und Chrissi schnorren tagsüber in der Bahnhofstraße. Obdachlos in Bielefeld.<br />

– Silja Harrsen –<br />

11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!