DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
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Inklusion …<br />
Dr. Jochen Walter: »Inklusion bedeutet<br />
nicht automatisch mehr Lebensqualität!«<br />
projekte seien aber auch für ihn<br />
wichtige Bausteine. Die Träger<br />
von Werkstätten forderte er auf,<br />
sich noch mehr für Integrationsprojekte<br />
zu engagieren. <strong>Bethel</strong><br />
sei in dieser Hinsicht bereits vorbildlich.<br />
Seiner Ansicht nach gebe<br />
es noch ein »riesiges Potenzial«,<br />
um möglichst viele Menschen in<br />
normalen gewerblichen Unternehmen<br />
unterzubringen. Die<br />
Träger von Arbeitsangeboten<br />
müssten dafür noch mehr Partner<br />
gewinnen.<br />
Ausgleichs-Institutionen<br />
Zu der Tagung eingeladen war<br />
auch Dr. Jochen Walter aus München.<br />
Er ist Vorstandsmitglied<br />
der Stiftung Pfennigparade, eines<br />
großen Trägers der Behindertenhilfe.<br />
In der Pfennigparade lernen,<br />
arbeiten und leben knapp 3.000<br />
Menschen mit und ohne Behinderung<br />
zusammen. Die Stiftung<br />
betreibt auch Werkstätten für<br />
behinderte Menschen und Integrationsfirmen.<br />
Dr. Jochen Walter<br />
erläuterte seine Einschätzung zur<br />
Bedeutung der UN-Behindertenrechtskonvention<br />
für die Teilhabe<br />
Im Hotel Aspethera diskutierten rund 130 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über<br />
Inklusion im Arbeitsleben.<br />
am Arbeitsleben: »Mehr Inklusion<br />
heißt nicht automatisch mehr<br />
Lebensqualität für den einzelnen<br />
behinderten Menschen.« Die<br />
individuelle Perspektive der<br />
Werkstattbeschäftigten werde<br />
außer Acht gelassen, wenn behauptet<br />
werde, Werkstätten als<br />
»Sonderwelten« seien mit der<br />
UN-Konvention nicht vereinbar.<br />
Dr. Jochen Walter kritisierte, dass<br />
die Abwesenheit von »Sondereinrichtungen«<br />
als Kriterium für<br />
Inklusion gelte. »Gerade um<br />
Exklusion zu vermeiden, hat sich<br />
im Laufe vor allem des vergangenen<br />
Jahrhunderts ein spezifisches<br />
Hilfesystem herausgebildet.<br />
Denn verschiedene gesellschaftliche<br />
Systeme, zum Beispiel<br />
das Bildungssystem oder der<br />
Arbeitsmarkt, haben Exklusion<br />
produziert«, so Jochen Walter.<br />
Neuerdings würden jedoch diese<br />
Hilfesysteme oder Einrichtungen<br />
und nicht mehr die gesellschaftlichen<br />
Systeme als Ursache von<br />
Exklusion verstanden. Werkstätten<br />
seien eigentlich »Ausgleichs-<br />
Institutionen« für die Nicht-<br />
Inklusion bestimmter Personen-<br />
gruppen am Arbeitsmarkt. »Die<br />
Prognose einer wahrscheinlich<br />
dauerhaften Exklusion einer<br />
Person am Arbeitsmarkt ist faktisch<br />
die Zugangsvoraussetzung<br />
in die Werkstatt. Und nun wird<br />
Exklusion kurzerhand als Anwesenheit<br />
der Sondereinrichtung<br />
Werkstatt definiert – das ist für<br />
mich Verwechslung von Ursache<br />
und Wirkung!«<br />
Doppelstrategie<br />
Schlussendlich waren sich alle<br />
Tagungsteilnehmerinnen und<br />
Teilnehmer einig, dass in Zukunft<br />
eine »Doppelstrategie« notwendig<br />
sein werde. Einerseits sollen<br />
der Umbau und die Öffnung der<br />
Einrichtungen engagiert verfolgt<br />
werden. Andererseits muss die<br />
Inklusionsdebatte sehr kritisch<br />
begleitet werden. Roland Matzdorf<br />
brachte es abschließend auf<br />
den Punkt: »Inklusion darf nicht<br />
zu Traumtänzerei führen!«<br />
– Gunnar Kreutner –<br />
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