DER RING - v. Bodelschwinghsche Stiftungen Bethel
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122. Adventskonferenz …<br />
Sinne der Befürworter straffrei<br />
bleiben, sofern er nicht gewerblich<br />
betrieben wird. Diese Einschränkung<br />
ist zu begrüßen.<br />
Und das Bemühen vieler Politikerinnen<br />
und Politiker, hier einen<br />
akzeptablen Weg zu finden, ist<br />
hoch anzurechnen. Trotzdem<br />
sollten wir für uns in <strong>Bethel</strong> sehr<br />
genau überlegen, wie wir mit<br />
dieser Frage umgehen und wie<br />
wir uns auch zu einem solchen<br />
Gesetz ggf. verhalten. Unsere<br />
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter<br />
haben jedenfalls Anspruch auf<br />
Schutz, denn im Gesetzentwurf<br />
ist die Frage noch nicht geklärt,<br />
wer denn ›nahestehende‹ Menschen<br />
sind, die straffrei beim Suizid<br />
assistieren dürfen.<br />
Inklusion<br />
In diesem Jahr war es genau 15<br />
Jahre her, dass <strong>Bethel</strong> in Dortmund-Berghofen<br />
das ›Haus am<br />
Lohbach‹ eröffnet hat. Dieses<br />
Datum ist so etwas wie der Startschuss<br />
für Dezentralisierung und<br />
Ambulantisierung vieler unserer<br />
Angebote und Dienste gewesen.<br />
Trotz des teils rasanten Aufbaus<br />
der neuen Einrichtungen und<br />
Dienste an den verschiedenen<br />
Orten in Ost und West ist das<br />
Thema ›Inklusion‹ für uns noch<br />
lange nicht beendet und abgeschlossen.<br />
2001 haben wir mit unserer<br />
Vision bereits vieles formuliert,<br />
was die UN-Konvention später<br />
ähnlich benannte: die Forderung<br />
nach gleichberechtigtem und<br />
selbstverständlichem Zusammenleben<br />
aller Menschen in ihrer<br />
Verschiedenheit. Diese gesellschaftlich<br />
gleich berechtigte Teilhabe<br />
bringt aber große Herausforderungen<br />
mit sich. So betrifft<br />
Inklusion nicht nur das Sozial-<br />
und Gesundheitswesen, sondern<br />
zahlreiche andere Bereiche des<br />
gesellschaftlichen Lebens: die<br />
Arbeitswelt, die Infrastruktur, das<br />
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Bildungswesen, Kirchen, Kultur,<br />
Sport, Politik usw. In der Verantwortung<br />
sind nicht nur Politik<br />
und Verwaltung, sondern auch<br />
die Zivilgesellschaft. Institutionen<br />
wie <strong>Bethel</strong> können Inklusion<br />
also nicht bewirken, aber wir<br />
können und müssen mitwirken.<br />
So können wir Modelle für<br />
gelebte Inklusion sein. Und wir<br />
können anderen gesellschaftlichen<br />
Akteuren als Inklusions-<br />
Experten zur Seite stehen, wenn<br />
sie ihren Beitrag zu einer inklusiven<br />
Gesellschaft leisten wollen.<br />
Nicht zuletzt vor dem Hintergrund<br />
der fiskalpolitischen Rahmenbedingungen<br />
wird es allerdings sehr<br />
schwer sein, mehr Geld für eine<br />
inklusive Gesellschaft zu mobilisieren.<br />
Ernst gemeint wird Inklusion<br />
aber Geld kosten. Es besteht deshalb<br />
die große Gefahr von ›Inklusion<br />
als Modewort‹, von Inklusion<br />
als semantischer Wolke unter<br />
Ausschluss der Menschen mit<br />
schweren und komplexen Behinderungen.<br />
Diese werden in der<br />
behinderungspolitischen Diskussion<br />
heute gelegentlich als ›Restgröße‹<br />
behandelt. Menschen<br />
mit schweren Einschränkungen<br />
könnten demnach in Anstalten<br />
verbleiben. Diese Tendenz ist<br />
hochgefährlich, denn sie bedeu-<br />
tet, dass die am schwersten von<br />
Behinderung betroffenen Menschen<br />
erneut ausgeschlossen und<br />
diskriminiert werden. Gerade als<br />
<strong>Bethel</strong> bestehen wir darauf, dass<br />
Inklusion unteilbar ist und dass<br />
wir niemanden zurücklassen.<br />
Wahlfreiheit<br />
Genauso, wie gilt, dass keiner<br />
von vornherein wegen der<br />
Schwere oder Art der Behinderung<br />
von der Teilhabe am<br />
gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen<br />
werden darf, genauso<br />
muss gelten: Keiner darf zu<br />
bestimmten Formen der Teilhabe<br />
gezwungen werden. Wahlfreiheit<br />
ist ein durchgängiges Motiv<br />
in der Behindertenrechtskonvention.<br />
Wahlfreiheit setzt Wahlmöglichkeiten<br />
voraus, und eine<br />
Möglichkeit wird es bleiben, sich<br />
für das Wohnen, Lernen und<br />
Arbeiten, das Gefördert- oder<br />
Gepflegtwerden in einem besonderen<br />
Lebensraum zu entscheiden.<br />
Dies stellt uns allerdings vor<br />
die stete Herausforderung, unsere<br />
Ortschaften so zu entwickeln,<br />
dass sie möglichst inklusive und<br />
attraktive Lebensräume sind. Für<br />
die Ortschaft <strong>Bethel</strong> zeichnet<br />
sich dabei immer deutlicher das<br />
Konzept ab, mit dem wir in die