MIK: MEDIEN UND INFORMATIONSKOMPETENZ - nline
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<strong>MIK</strong> - Medien und Informationskompetenz Modul 3: Informationen bearbeiten, strukturieren und präsentieren<br />
4. „Beamer an, Hirn aus?“ - Zur Diskussion über PowerPoint<br />
„Im Klartext: Wenn das Ding gut aussieht, kann man jeden Bockmist dazu erzählen, und niemand<br />
bemerkt es. Zyniker glauben, genau dafür sei Powerpoint ja auch da. Präsentationssoftware sei ein<br />
Chef-Beeindruckungswerkzeug.“ Fank Patalong: Beamer an, Hirn aus - Im Powerpoint-Nirvana –<br />
http://www.spiegel.de/netzwelt/tech/0,1518,630918,00.html<br />
Als Einstieg in die immer wieder aufflammende Diskussion über PowerPoint eignen sich der<br />
Contra-Text des ZEIT-Herausgebers Josef Joffe und der Pro-Text von Mathias Mertens (Professor<br />
für Medienästhetik) und Claus Leggewie (Professor für Politikwissenschaft). In diesen beiden<br />
Texten finden sich die wesentlichen Argumente, die in dieser Diskussion vorgetragen werden.<br />
Joffe, Josef 2007: An die Wand geworfen – http://www.zeit.de/2007/31/Deutsch-Speak<br />
Mertens, Mathias / Leggewie, Claus 2004: Technologisches Kokain. Ein Software-Produkt wird<br />
gescholten oder: Wie aus billiger Kulturkritik wertvolle Medienkunde wird, in:<br />
Der Freitag 28.05.2004 – http://www.freitag.de/2004/23/04231601.php<br />
Auch wenn man nicht die Position teilt, dass es sich bei PowerPoint um ein verdummendes Werkzeug<br />
an sich handelt, wird man nicht umhin kommen, sich Gedanken über einen verdummenden<br />
Gebrauch dieses Werkzeugs zu machen, und sich die Frage zu stellen, inwieweit der „mediale<br />
Eigensinn“ von PowerPoint einem solchen Gebrauch Vorschub leistet.<br />
Die wichtigsten Punkte einer durchaus ernst zu nehmenden Kritik an einem bestimmten Power-<br />
Point-Stil werden am Ende dieses Abschnitts unter der Überschrift „Vorsicht Power Points!“<br />
zusammengefasst vorgestellt.<br />
Wenn es um PowerPoint als „Chef-Beeindruckungswerkzeug“ geht, wird häufig Bezug genommen<br />
auf den Auftritt des US-Außenministers Powell im Februar 2003 vor dem UN-Sicherheitsrat. Unabhängig<br />
davon, ob die hier eingesetzten Manipulationstechniken spezifisch für PowerPoint sind oder<br />
ob diese Techniken nicht ebenso in einer Hochglanzbroschüre Anwendung finden könnten, bietet<br />
sich die im Internet verfügbare PowerPoint-Präsentation als ein Gegenstand für Medienkritik an.<br />
Exemplarisch werden zwei der Folien und die Kritik an den dabei eingesetzten Manipulationstechniken<br />
ebenfalls am Ende dieses Abschnitts wiedergegeben. (Siehe S. 18 f)<br />
Dias – Overheadfolien – Multimedia – Zur Ahnenreihe von PowerPoint<br />
Wer sich bei der Anlage einer neuen PowerPoint-Präsentation von dem AutoInhalt-Assistenten<br />
führen lässt, muss u. a. eine Entscheidung über die Ausgabeart treffen. Auswählen kann man<br />
zwischen Bildschirm- und Webpräsentionen sowie zwischen schwarz-weißen Overheadfolien,<br />
farbigen Overheadfolien und 35mm Dias. Dies ist zugleich ein Blick in die Vorgeschichte von<br />
PowerPoint. Denn PowerPoint wurde in den1980er Jahren nicht als Präsentationsprogramm<br />
entwickelt, sondern sollte in einer Zeit, als der Overheadprojektor noch das „Neue Medium“ war,<br />
die Dia- und vor allem die Folienproduktion effizienter gestalten. Erst 1992 kam dann mit<br />
PowerPoint 3.0 eine Version auf den Markt, mit der man nicht nur ausdrucken, sondern auch<br />
präsentieren konnte. PowerPoint löste also die Overheadprojektion bzw. die Dia-Vorführungen und<br />
Multimedia – damals die gängige Bezeichnung für eine Ton-Dia-Schau mit Mehrfachprojektion und<br />
Überblendtechnik – ab. Wer nun PowerPoint mit dem Bösen an sich und Kulturverfall gleichsetzt,<br />
übersieht, dass PowerPoint nicht aus dem Nichts entstand, sondern als eine konkrete Antwort auf<br />
veränderte Kommunikationsformen.<br />
© 2012 NLQ 13 Stand: 04.10.2012