Deutsche Lebensmittel-Rundschau 06/08 - DLR Online: Deutsche ...
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telt werden. Eine genaue Erfassung der Kurzzeitexposition<br />
und der Exposition gegenüber Mehrfachrückständen ist<br />
aufgrund der Untersuchung von Mischproben nicht möglich.<br />
Hierzu müsste das Beprobungskonzept in Teilen auf<br />
einzelne Einheiten umgestellt werden. Die daraus resultierenden<br />
Probenzahlen sind derzeit im Rahmen der Routineüberwachung<br />
nicht zu leisten, sodass auf Extrapolationsverfahren<br />
für die Abschätzung kurzfristiger Aufnahmen<br />
zurückgegriffen werden muss.<br />
Allgemeine Aspekte der Stichprobenplanung<br />
Bei der Konzeption einer geeigneten Datenbasis zur<br />
Abschätzung der Verbraucherexposition sind geeignete<br />
Kompromisse zwischen wissenschaftlichem Anspruch<br />
und der Durchführbarkeit der notwendigen Untersuchungen<br />
zu finden.<br />
Die Forderung nach einem Ansatz zur Abschätzung der<br />
Verbraucherexposition verlangt jedoch nach einer Überarbeitung<br />
des derzeit verwendeten Warenkorbes sowie<br />
der Größe und Schichtung der dem jeweiligen <strong>Lebensmittel</strong><br />
zugrunde liegenden Stichprobe. Außerdem ist ein<br />
modularer Aufbau erforderlich, der ein Eingehen auf<br />
spezifische Fragestellungen ermöglicht.<br />
Das BfR schlägt einen modularen Aufbau des <strong>Lebensmittel</strong>-Monitorings<br />
für Pestizidrückstände vor. Ziel des<br />
Basismoduls soll sein, eine deterministische Abschätzung<br />
der Verbraucherexposition über Pflanzenschutzmittel<br />
im chronischen Fall zu ermöglichen. Darüber hinausgehende<br />
Fragestellungen müssen in Zusatzmodulen beantwortet<br />
werden (siehe „Zusatzmodule“).<br />
Die wichtigste Veränderung gegenüber dem bisherigen<br />
<strong>Lebensmittel</strong>-Monitoring besteht darin, dass die<br />
Stichproben nach Herkunft (einheimisch, EU-Staaten,<br />
Drittländer) und Marktanteilen der ökologischen und<br />
konventionellen Herstellung zu unterteilen sind. Nur<br />
so kann eine repräsentative Aussage über die derzeitige<br />
Marktsituation eines durchschnittlichen Verbrauchers<br />
erzielt werden (siehe „Struktur der Stichprobe“).<br />
Mit den in den Bundesländern verfügbaren Labor-Kapazitäten<br />
ist es nicht möglich, ein Monitoring-Konzept umzusetzen,<br />
in dem alle <strong>Lebensmittel</strong> im jährlichen Rhythmus<br />
untersucht werden und das außerdem die Analyse<br />
von einzelnen Einheiten (z. B. einzelne Äpfel) für die<br />
Abschätzung der Kurzzeitexposition oder die Bewertung<br />
von Mehrfachrückständen ermöglicht. Deshalb wird aus<br />
Gründen der Durchführbarkeit ein Dreijahresprogramm<br />
angestrebt, in dem ein hoher Prozentsatz der in der VO<br />
178/20<strong>06</strong> 3) geregelten <strong>Lebensmittel</strong> untersucht werden<br />
soll. Weiterführend werden Kriterien erstellt, nach denen<br />
eine Verlängerung des dreijährigen Turnus auf 6 Jahre<br />
für solche <strong>Lebensmittel</strong>, welche bezüglich ihrer Rückstandsbelastung<br />
nur ein geringes gesundheitliches Risikopotenzial<br />
aufweisen, erfolgen kann. So könnten in<br />
einem Zyklus von 6 Jahren so viele <strong>Lebensmittel</strong> überprüft<br />
werden, dass über 80 % des zu erwartenden langfristigen<br />
mittleren Verzehrs deutscher Kinder (ermittelt<br />
auf Basis der VELS-Studie) 4) abgedeckt sind (siehe „Auswahl<br />
der <strong>Lebensmittel</strong>“).<br />
VELS-Studie: Verzehrsstudie zur Ermittlung der <strong>Lebensmittel</strong>aufnahme<br />
von Säuglingen und Kleinkindern für<br />
die Abschätzung eines akuten Risikos durch Rückstände<br />
von Pflanzenschutzmitteln<br />
Die Stichprobenumfänge je <strong>Lebensmittel</strong> hängen sowohl<br />
von der Beschaffenheit der zu ziehenden Mischprobe als<br />
auch vom zu erwartenden Risikopotenzial des Produktes<br />
ab. Im Konzept sind Angaben zu Genauigkeit und Sicherheit<br />
bei Stichprobenumfängen von 94 und 188 Proben<br />
dargestellt. Aus diesen Stichprobenumfängen ergibt<br />
sich für einen Beprobungszyklus von 3 bzw. 6 Jahren ein<br />
kalkulierter Gesamtstichprobenumfang im Basismodul<br />
von durchschnittlich 3635 Proben pro Jahr (siehe „Stichprobengröße“).<br />
Diese Rahmenbedingungen schränken die statistische<br />
Aussagekraft der Ergebnisse ein, sodass ein gestuftes<br />
Konzept bei Erhebungen und Auswertung der Daten nötig<br />
wird. Dieses ist analog zu den gestuften Konzepten<br />
der Risikobewertung in anderen Bereichen und in der<br />
Pflanzenschutzmittel-Zulassung zu gestalten. Demnach<br />
kann das Monitoring in erster Linie nur Rückstandsgehalte<br />
für eine deterministische Abschätzung der Verbraucherexposition<br />
über <strong>Lebensmittel</strong> liefern. Dabei sollte<br />
auf eine möglichst genaue Schätzung des Mittelwertes<br />
bzw. Medians und eines oberen Perzentils der Mischprobe<br />
(vorzugsweise des 97,5-ten Perzentils) Wert gelegt<br />
werden. Damit kann eine zuverlässige deterministische<br />
Abschätzung der chronischen Exposition erreicht werden.<br />
Ergibt sich beim Abgleich der deterministischen Expositionsabschätzung<br />
mit toxikologischen Grenzwerten<br />
(ADI-Wert) ein nicht auszuschließendes gesundheitliches<br />
Risiko für die Verbraucher bei einzelnen Stoff-<strong>Lebensmittel</strong>-Kombinationen,<br />
sind in der Folge detaillierte Konzepte<br />
zu planen, um verfeinerte Abschätzungen (z. B.<br />
über probabilistische Verfahren) zu ermöglichen.<br />
ADI, Acceptable Daily Intake: Substanzmenge, die ein<br />
Verbraucher lebenslang ohne erkennbares Gesundheitsrisiko<br />
aufnehmen kann, in mg/kg Körpergewicht<br />
Expositionsschätzungen für Aussagen zu akuten Risiken<br />
können im Basismodul nur durch die Anwendung der<br />
aus dem Zulassungsverfahren für Pflanzenschutzmittel<br />
bekannten Berechnungsansätze unter Nutzung von Variabilitätsfaktoren<br />
abgeleitet werden. Da die Variabilitätsfaktoren<br />
nicht auf statistischer Grundlage abgeleitet<br />
272 ı Originalarbeiten <strong>Deutsche</strong> <strong>Lebensmittel</strong>-<strong>Rundschau</strong> ı 104. Jahrgang, Heft 6, 20<strong>08</strong>