Deutsche Lebensmittel-Rundschau 06/08 - DLR Online: Deutsche ...
Deutsche Lebensmittel-Rundschau 06/08 - DLR Online: Deutsche ...
Deutsche Lebensmittel-Rundschau 06/08 - DLR Online: Deutsche ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
QUALITÄTSBESTIMMUNG<br />
Fischstäbchen<br />
Einfluss der Fischart auf Textur, Farbe und thermische Stabilität<br />
Zusammenfassung<br />
Die Textur (Zerreißkraft), die Farbe der Panade und die thermische Stabilität<br />
des Fischanteils von Fischstäbchen aus dem Handel wurden untersucht,<br />
um eine Überblick über den Einfluss der verwendeten Fischarten<br />
auf diese ausgewählten Qualitätsparameter zu erhalten. Seelachs<br />
und Seehecht beeinflussen im Vergleich mit Alaska Seelachs, der zur<br />
Herstellung der Fischstäbchen überwiegend verwendeten Fischart, die<br />
Textur nicht signifikant. Die Verwendung von Pangasius und Tintenfisch<br />
führt dagegen zu einer deutlichen Erhöhung der Zerreißkraft der<br />
Fischstäbchen. Farbdifferenzen, die an frittierten Fischstäbchen beim<br />
Messen der Farbe auf der Panade festgestellt wurden, resultierten aus<br />
dem Wegfall des technologischen Schritts „Vorbraten“. Die Variation der<br />
Fischarten führte zu Farbunterschieden (ΔE*), die in der Regel noch als<br />
„mittel“ eingestuft werden können. Während die thermische Stabilität<br />
der Muskelproteine der zur Herstellung der Fischstäbchen verwendeten<br />
Fischfilets unabhängig von der Fischart weitgehend der von nativer Muskulatur<br />
entsprach, wiesen die DDK-Kurven der Tintenfischstäbchen eine<br />
thermische Vorbehandlung der Tintenfischmuskulatur vor dem Gefrieren<br />
aus. Die sich dadurch gegenüber den Leitsätzen für Fische, Krebs- und<br />
Weichtiere und Erzeugnisse daraus ergebenden Abweichungen werden<br />
diskutiert.<br />
Summary<br />
Texture (tensile force), colour of the coating and fish core and thermal<br />
stability of fish fingers (retail samples) were investigated, to get an impression<br />
on the influence of different fish species used in processing fish<br />
fingers on these quality parameters. The texture of fish fingers made from<br />
saithe and hake was not significantly different to the texture of fish fingers<br />
produced from Alaska pollock. However, usage of both sutchi catfish and<br />
jumbo flying squid caused a marked increase in tensile force of the fish<br />
fingers. Colour differences which were found when colour was measured<br />
on coating resulted from omitting the pre-frying step in processing fish<br />
fingers. On the other hand, variation of fish species for processing fish<br />
fingers caused differences when colour was measured on fish core which<br />
can be rated as “medium”. Thermal stability of fish fingers was found to<br />
be almost comparable to the native muscle. No sign of thermal processing<br />
prior to freezing was detected. However, DSC curves taken on fish<br />
fingers processed from jumbo flying squid revealed that squid muscle<br />
had been thermally treated prior to freezing. The deviations to the statements<br />
German Food Code in this respect were discussed.<br />
Einleitung<br />
Vor annähernd 8 Jahren habe ich in dieser Zeitschrift detailliert<br />
die Textur von Fischstäbchen beschrieben und eine Methode<br />
zur Messung der Zerreißkraft vorgestellt (Schubring,<br />
Reinhard Schubring<br />
Max-Rubner-Institut (MRI), Bundesforschungsinstitut für Ernährung<br />
und <strong>Lebensmittel</strong>, Institut für Sicherheit und Qualität bei Milch und<br />
Fisch, Palmaille 9, D-22767 Hamburg<br />
2000), die es gestattet, zwischen den Fischstäbchen existierende<br />
Texturunterschiede sichtbar zu machen. Fischstäbchen<br />
haben offensichtlich nichts von ihrer Beliebtheit eingebüßt.<br />
Der Anteil von Tiefkühlfisch am Pro-Kopf-Verbrauch<br />
erreichte 20<strong>06</strong> bereits 36 %. Um die Nachfrage befriedigen<br />
zu können und der Nachhaltigkeit Rechnung zu tragen, finden<br />
neue Fischarten zu ihrer Herstellung Verwendung.<br />
Daher erschien es angebracht, auf dem Markt befindliche<br />
Fischstäbchen einem Texturvergleich zu unterziehen.<br />
Zusätzlich wurde auch die Farbe der Fischstäbchen<br />
nach dem Frittieren sowohl auf der Außenseite (Einfluss<br />
der Panade) als auch im Inneren (Einfluss der Fischart)<br />
bestimmt. Mittels thermischer Analyse (Dynamische Differenzkalorimetrie)<br />
erfolgte weiterhin eine Kontrolle des<br />
nativen Zustands der Proteine des Fischmuskels, um so<br />
möglicherweise Hinweise auf eine thermische Vorbehandlung<br />
oder übermäßig lange TK-Lagerung der Roh- oder<br />
Fertigware zu erhalten.<br />
Somit stellt dieser Beitrag keine allgemeine Qualitätseinschätzung<br />
von Fischstäbchen dar, sondern greift spezielle<br />
Aspekte der Qualität heraus, die im normalen Untersuchungs-<br />
oder Handelslabor wenig Beachtung finden und zu<br />
deren Untersuchung schnelle physikalische Methoden eingesetzt<br />
werden.<br />
Obwohl Fischstäbchen zumindest in Deutschland zu den<br />
beliebtesten und bekanntesten Fischprodukten zählen,<br />
von denen nach Angaben des <strong>Deutsche</strong>n Tiefkühlinstituts<br />
(http://www.tiefkuehlkost.de/) 20<strong>06</strong> immerhin 53623 t abgesetzt<br />
wurden, ist es erstaunlich, dass die wissenschaftliche<br />
Literatur sich dieses Produktes bis auf wenige Ausnahmen<br />
kaum annimmt.<br />
In der Frühphase ihrer Produktion waren es Beiträge zur<br />
Untersuchung und Beurteilung der Qualität (Flemmig,<br />
1971; Kietzmann und Priebe, 1971; Laslett and Bremner,<br />
1979) sowie später dann zum Lagerungsverhalten (McBride<br />
and Richardson, 1979; Ravindranathan Nair et al., 1982;<br />
Lakshminatha Reddy et al., 1992) und zur Eignung<br />
neuer Fangobjekte für die Herstellung von Fischstäbchen<br />
(Cordoba et al., 2000; Sehgal and Sehgal, 2002; Cakli et al.,<br />
2005; Tokur et al., 20<strong>06</strong>). Von den einschlägigen Fachbüchern<br />
widmet Venugopal (20<strong>06</strong>) den panierten Produkten<br />
ein eigenes Kapitel, in dem die technologischen Stufen und<br />
Produktgruppen nach aktuellem Wissensstand behandelt<br />
werden. In einem gerade erschienenen interessanten Beitrag<br />
widmet sich Josephson (20<strong>08</strong>) der Kulturgeschichte der<br />
280 ı Originalarbeiten <strong>Deutsche</strong> <strong>Lebensmittel</strong>-<strong>Rundschau</strong> ı 104. Jahrgang, Heft 6, 20<strong>08</strong>