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Deutsche Lebensmittel-Rundschau 06/08 - DLR Online: Deutsche ...

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Abb. 11 DDK-Kurven von intakter Tintenfischmuskulatur (GIS) und von der Haut des Tintenfisches.<br />

I–III-Proteinfraktionen im Text erläutert<br />

Technologen unter dem Aspekt industrieller Verarbeitung<br />

auf sich. Diese Art ist an der südamerikanischen Westküste<br />

bis zum Golf von Kalifornien heimisch, erreicht gewöhnlich<br />

Längen von 50 bis 80 cm was einem Gewicht von 2–3 kg<br />

entspricht. Die Riesenkalmare werden als große, aggressive,<br />

weit verbreitete Spezies charakterisiert, die Mantellängen<br />

von 1,2 m erreicht und deren Gesamtlänge mehr als 2 m<br />

bei einem Gewicht von bis zu 50 kg beträgt (Zeidberg und<br />

Robison, 2007). Als hauptsächliche Fangnationen werden<br />

Mexiko und Chile genannt.<br />

Sensorisch wurde D. gigas als stark sauer, bitter, salzig<br />

und fischig beurteilt. Die Ursachen dieser negativen Eigenschaften<br />

werden im Zusammenhang mit postmortalen Veränderungen<br />

vermutet (Márquez-Ríos et al., 2007). Während<br />

15tägiger Eislagerung der im Golf von Kalifornien gefangenen<br />

Exemplare wurde festgestellt, dass der ATP-Abbau analog<br />

zu Fischen erfolgt. Die K-Werte zeigten jedoch keine lineare<br />

Veränderung, sondern folgten einem logarithmischen<br />

Muster. Nach 3 Tagen ergaben sich keine weiteren Veränderungen<br />

der K-Werte. Der physiologisch bedingte hohe Gehalt<br />

an NH 4 Cl, der ca. 461 mg NH 4 + /100 g Muskel betrug<br />

und während der Lagerung keine signifikanten Änderungen<br />

aufwies, beeinträchtigte offensichtlich die Bestimmung des<br />

TVB-N-Gehalts nach der Destillationsmethode. Dadurch<br />

mag es erklärbar sein, dass der anfänglich hohe TVB-N-Gehalt<br />

(243,7 mg/100 g) nicht mit dem niedrigen Gehalt an<br />

TMA-N (1,5 mg/100 g Muskel) korreliert. Diese Tatsache<br />

macht den TVB-N-Wert als Verderbsindikator ungeeignet<br />

(Márquez-Ríos et al. 2007). Die chemische Zusammensetzung<br />

(%) von D. gigas, der vor der chilenischen Küste lebt,<br />

wird wie folgt angegeben: Wasser (82,23 ± 0,98), Rohprotein<br />

(15,32 ± 0,93), Fett (0,87 ± 0,18), Asche (1,31 ± 0,12),<br />

NPN (Nicht-Protein-Stickstoffverbindungen) (0,27). Der<br />

Brennwert wird mit 70 cal/100 g frischen Muskel beziffert<br />

(Abugoch, 1999). Nach 8monatiger Lagerung bei –25 °C<br />

wies der Muskel von D. gigas ein hohes Emulgiervermö-<br />

gen und ein gutes Wasserbindungsvermögen<br />

auf. Die Gelbildungsfähigkeit war<br />

dagegen völlig unzureichend (Abugoch,<br />

2000).<br />

Frischer Tintenfischmuskel hat eine<br />

klebrige Textur und ist nicht einfach zu<br />

kauen. Der Mantel kontrahiert nach<br />

dem Kochen, und es wird vermutet, dass<br />

die runde Form durch Schrumpfung der<br />

Haut verursacht wird. Muskelfasern und<br />

Bindegewebe des Tintenfisches sind kräftiger<br />

als die der Fische und ihre Anordnung<br />

unterscheidet sich deutlich von den<br />

Fischen (Ramírez Olivas et al., 2004). Die<br />

Myofibrillarproteine des Tintenfisches<br />

sind wasserlöslicher als die der Fische<br />

und Säugetiere und weniger empfindlich<br />

gegenüber dem Gefrieren, jedoch empfindlicher<br />

gegenüber thermische Behandlung.<br />

Während 15tägiger Eislagerung von D. gigas zeigte<br />

sich eine signifikante Verringerung der Scherkraft nach 7<br />

Tagen. Die thermische Stabilität verringerte sich in Temperatur<br />

und Enthalpie mit zunehmender Eislagerung für alle 3<br />

identifizierten Proteinfraktionen und weist auf eine partielle<br />

Denaturierung der Muskelproteine während der Eislagerung<br />

hin (Ramírez Olivas et al., 2004).<br />

Da der Riesenkalmar auch auf dem japanischen Markt<br />

als Substitut für die dort üblichen Tintenfische angeboten<br />

wird, gab es intensive Bemühungen, die biochemischen und<br />

Denaturierungsprofile der Myofibrillen sowie das Autolyseverhalten<br />

des Mantels zu untersuchen, da die Kenntnis<br />

dieser Eigenschaften als essentiell für die Verwertung des<br />

Tintenfisches angesehen wird. Eine signifikante Beeinflussung<br />

der thermischen Inaktivierungsgeschwindigkeit der<br />

Myofibrillen ergab sich nicht. Bis zu 40 °C konnten keine<br />

Anzeichen einer Autolyse nachgewiesen werden. Starke<br />

proteolytische Aktivität in der Muskulatur des Mantels beeinträchtigte<br />

das Gelbildungsvermögen deutlich und die dafür<br />

verantwortliche Protease konnte als eine Metalloprotease<br />

identifiziert werden. Damit erwies sich die Muskulatur<br />

des Riesenkalmars in ihren biochemischen Eigenschaften<br />

und ihrem thermischen Inaktivierungsprofil und Autolyseverhalten<br />

als weitestgehend identisch zu dem gewöhnlich in<br />

Japan verwendeten Tintenfisch und seine Nutzung als Rohstoff<br />

bedarf keinerlei Besonderheiten (Konno et al., 2003).<br />

Proteolytische Aktivität im rohen Tintenfischmuskel wurde<br />

sowohl im schwach alkalischen (6,1–7,6) als auch im sauren<br />

pH-Bereich (2,7–3,1) beobachtet. Elektronenmikroskopische<br />

Untersuchungen der strukturellen Veränderungen<br />

des Muskels verdeutlichten, dass die kompakte Struktur<br />

Öffnungen aufwies und von einem organisierten zu einem<br />

amorphen Muster wechselte, wodurch sich die Scherkraft<br />

verringerte (Dublán-García et al., 20<strong>06</strong>). Der Tintenfischmuskel<br />

wird als minderwertig angesehen, da er zu groß und<br />

zu weich ist. Sein TMAO-Gehalt wird mit 15-70 mg/kg be-<br />

286 ı Originalarbeiten <strong>Deutsche</strong> <strong>Lebensmittel</strong>-<strong>Rundschau</strong> ı 104. Jahrgang, Heft 6, 20<strong>08</strong>

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