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Für Spielleiter hier entlang! (pdf-Dokument 1.836 KB - Midgard-Site.de

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Dunkelheit schwappt wie eine Woge aus <strong>de</strong>m Raum, gefolgt von<br />

einem Schwall abgestan<strong>de</strong>ner, nach menschlichen Abfällen und<br />

Fieber riechen<strong>de</strong>r Luft. In <strong>de</strong>r Kammer herrscht völlige Finsternis.<br />

Es gibt zwar ein Fenster, aber das ist mit Brettern vernagelt und<br />

die Ritzen mit Lumpen verstopft. Eine dicke Schicht Staub liegt auf<br />

<strong>de</strong>m Bo<strong>de</strong>n, aber nirgends sind Spuren zu sehen. Wenn jemals<br />

jemand <strong>hier</strong> gewesen ist, dann mußte es Wochen her sein.<br />

Angestrengt schaut ihr euch um, aber ihr könnt nur Schatten<br />

erkennen. Ein Geräusch dringt an euer Ohr, das ihr im ersten<br />

Moment für ein Wimmern haltet, bis ihr begreift, daß es die<br />

mühsamen, rasseln<strong>de</strong>n Atemzüge eines sterben<strong>de</strong>n Menschen<br />

sind.<br />

Öffnet man das Fenster o<strong>de</strong>r entzün<strong>de</strong>t man eine Lampe, sieht<br />

man mehr:<br />

Die Gestalt ähnelt eher einem Lumpenbün<strong>de</strong>l als einem<br />

lebendigen Menschen. We<strong>de</strong>r Gliedmaßen noch Gesicht sind zu<br />

erkennen - die Frau hat sich zusammen gekrümmt und die Knie<br />

mit ihren Armen umschlungen. Ihr Kleid mußte einmal weiß<br />

gewesen sein, jetzt aber ist es von einem dreckigen Braun. Es ist<br />

nicht zerrissen, son<strong>de</strong>rn von Fäulnis zerfressen. Der Gestank, <strong>de</strong>r<br />

euch entgegen schlägt, ist so entsetzlich, daß euch übel wird.<br />

An dieser Stelle wird für je<strong>de</strong>n Spieler ein PW: Selbstbeherrschung<br />

fällig, um zu prüfen, ob er <strong>de</strong>n Ekel überwin<strong>de</strong>n kann, o<strong>de</strong>r sich<br />

angewi<strong>de</strong>rt übergibt. Bei genauerer Untersuchung sieht man<br />

folgen<strong>de</strong>s:<br />

In einer Ecke <strong>de</strong>s Raumes liegt etwas, das ihr beim dritten<br />

Hinsehen als einen Haufen grün verschimmelten Brotes<br />

i<strong>de</strong>ntifizieren könnt, das zum Teil schon zu einer weißlichen Masse<br />

zusammengefault ist; stinken<strong>de</strong>r Schleim, <strong>de</strong>r tötete, wenn man<br />

ihn aß. Daneben fault ein kleiner Rest Wasser in einem Zinneimer.<br />

Die Frau lebt noch. Der Stoff ihres Klei<strong>de</strong>s ist feucht und löst sich<br />

unter einer Berührung in schmierige Fetzen auf. Die Haut darunter<br />

ist mit Schorf be<strong>de</strong>ckt und starrt vor Schmutz; und sie scheint zu<br />

glühen.<br />

Und noch etwas. Sie hatten sie ankettet. Schwere rostige Schellen<br />

umschließen ihre Handgelenke. Das Fleisch darunter ist fast bis<br />

auf die Knochen aufgerissen; eine einzige schwären<strong>de</strong> Wun<strong>de</strong>, die<br />

näßt und stinkt.<br />

Jetzt ist <strong>de</strong>r Zeitpunkt gekommen, einem auserwählten Spieler<br />

seine Vergangenheit ein wenig.<br />

Gleich, in welcher Art und Weise sich die Abenteurer jetzt Bresser<br />

vorknöpfen, er wird sich immer irgendwie herauszure<strong>de</strong>n<br />

versuchen. Nur wenn sie wirklich Gewalt androhen, gibt er bissig<br />

zu, daß er sie hassen wür<strong>de</strong> und versucht hätte, sie gegen <strong>de</strong>n<br />

Willen <strong>de</strong>s Syre zu töten, bzw. verfaulen zu lassen.<br />

Die Spieler sollten außer<strong>de</strong>m, wenn nicht heute schon, dann<br />

wenigstens morgen Morwen aus diesem Loch befreien und einen<br />

Arzt rufen lassen, um nicht <strong>de</strong>n Tod ihrer besten Zeugin zu<br />

riskieren. Der Bote wird am nächsten Morgen losreiten und mit<br />

<strong>de</strong>m Arzt gegen Nachmittag zurückkehren.<br />

Verdrängte Erinnerungen (Titel 7, 9, 11 und 2)<br />

Unter <strong>de</strong>m Schmutz und Eiter blickst du in ein Gesicht mit<br />

verzerrten, fast unkenntlichen und für dich doch so entsetzlich<br />

vertrauten Zügen. Wie erstarrt streckst du die Hand aus und<br />

streichst die verklebten Haare beiseite, um dich zu vergewissern.<br />

Doch es besteht kein Zweifel: Es ist Morwen.<br />

Morwen ist drei Jahre jünger als du, und ihr habt euch oft<br />

getroffen, habt in <strong>de</strong>r wenigen Zeit, in <strong>de</strong>r ihr keine Arbeiten im<br />

Haus verrichten mußtet, mit <strong>de</strong>r Rupfenpuppe gespielt, die<br />

Morwens Pflegemutter ihr gefertigt hatte, und wart gemeinsam<br />

durch die endlosen finsteren Wäl<strong>de</strong>r gestreift. Im Sommer habt ihr<br />

zusammen im Fluß geba<strong>de</strong>t und wart im Winter gemeinsam<br />

lachend über das Eis geschlittert. Ihr wart Freun<strong>de</strong> gewesen;<br />

ungleiche Freun<strong>de</strong>, <strong>de</strong>nn Morwen war ein Fin<strong>de</strong>lkind, das keine<br />

Eltern hatte und von einer gutherzigen aber armen Frau aus <strong>de</strong>m<br />

Dorf aufgezogen wur<strong>de</strong>, während du als Kind einer Familie<br />

8<br />

Die Macht <strong>de</strong>s Bösen<br />

aufwuchst, <strong>de</strong>r das Wort Hunger beinahe fremd war. Du warst ein<br />

Junge, sie ein Mädchen, aber ihr wart klein - du sieben und sie<br />

vier, als ihr euch kennenlerntet, und niemand hatte etwas gegen<br />

eure Freundschaft gehabt. Ihr wuchst gemeinsam wie Bru<strong>de</strong>r und<br />

Schwester auf, euer Dorf war klein, und von <strong>de</strong>r Welt erfuhrt ihr<br />

nur, wenn ein Bar<strong>de</strong> in <strong>de</strong>n Ort kam und vom König und seinem<br />

Reich erzählte, Dinge, von <strong>de</strong>nen ihr kaum etwas verstan<strong>de</strong>t.<br />

Euer Leben wäre wahrscheinlich völlig an<strong>de</strong>rs verlaufen, wäre<br />

nicht in <strong>de</strong>m Jahr, in <strong>de</strong>m du sechszehn gewor<strong>de</strong>n bist, etwas<br />

geschehen: Ein Wan<strong>de</strong>rprediger kam in die Stadt. Er sprach mit<br />

flammen<strong>de</strong>n Worten, die von Gesten von eindringlicher Macht<br />

begleitet wur<strong>de</strong>n, und die Dörfler, die nur stehengeblieben waren,<br />

weil das Erscheinen <strong>de</strong>s Bettelmönchs eine Abwechslung im<br />

täglichen Einerlei be<strong>de</strong>utete, hingen schon bald gebannt an seinen<br />

Lippen. Dir erging es nicht an<strong>de</strong>rs.<br />

“... lasset ab von euren weltlichen Gütern von Besitz und<br />

Eigentum, <strong>de</strong>nn diese Dinge sind <strong>de</strong>s Teufels!” rief <strong>de</strong>r Prediger<br />

gera<strong>de</strong> mit seiner schrillen, eindringlichen Stimme. Seine Hän<strong>de</strong><br />

vollführten dabei Bewegungen, als schleu<strong>de</strong>re er seine Worte<br />

förmlich um sich. “Und ich sage, entsaget all <strong>de</strong>n Verlockungen<br />

<strong>de</strong>s Satans und <strong>de</strong>r Hölle, <strong>de</strong>nn <strong>de</strong>r Dämon lauert überall, in je<strong>de</strong>m<br />

Ding, in je<strong>de</strong>m Wort, in je<strong>de</strong>m unschuldigen Gedanken.” Plötzlich<br />

wandte sich <strong>de</strong>r Bettelmönch um und starrte dich aus seinen<br />

kalten, durchdringen<strong>de</strong>n Augen an. Dein Herz machte einen<br />

erschrockenen Satz, als <strong>de</strong>r Zeigefinger <strong>de</strong>s Wan<strong>de</strong>rpriesters sich<br />

hob und direkt auf dich und Morwen, mit <strong>de</strong>r zusammen du<br />

gekommen warst, <strong>de</strong>utete. “Seht diese bei<strong>de</strong>n Kin<strong>de</strong>r!” rief er.<br />

“Unschuldige Geschöpfe, will man meinen! Und doch haben die<br />

Dämonen bereits ihre Klauen ausgestreckt, <strong>de</strong>nn ist es nicht die<br />

Todsün<strong>de</strong> <strong>de</strong>r Fleischeslust, die zu ihrer Geburt geführt hat?” Und<br />

auf einmal trat er vor und packte dich mit einem Griff, <strong>de</strong>r so fest<br />

war, daß er schmerzte und donnerte: “Sage mir Knabe - bist du frei<br />

von Sün<strong>de</strong>? O<strong>de</strong>r hat <strong>de</strong>r Teufel auch dich bereits verdorben, wie<br />

alle an<strong>de</strong>ren <strong>hier</strong>?” Ganz plötzlich bekamst du Angst.<br />

Es war kein Geheimnis, daß Morwen und du im Wald etwas<br />

an<strong>de</strong>res taten, als Beeren zu sammeln o<strong>de</strong>r Holz zu holen. Viele<br />

wußten um eure Liebe, aber nur selten verlor jemand ein Wort<br />

darüber; es war ohnehin klar, daß ihr heiraten wür<strong>de</strong>t.<br />

“Seht sie euch an!” schrie <strong>de</strong>r Mönch. “Noch Kin<strong>de</strong>r, und doch<br />

schon in <strong>de</strong>s Teufels Griff! Was habt ihr getan? Re<strong>de</strong>t! Bekennt<br />

eure Sün<strong>de</strong>n, und euch wird verziehen wer<strong>de</strong>n.” Doch du hattest<br />

nicht vor, diesem geifern<strong>de</strong>n Kuttenmann auch nur ein Wort zu<br />

sagen, aber noch nie in <strong>de</strong>inem Leben hattest du tiefere Angst und<br />

größere Scham gespürt. Du zogst und zerrtest, was du nur<br />

konntest, aber du erreichtest damit nur, daß <strong>de</strong>r Mann noch fester<br />

zupackte und dir fast vollends <strong>de</strong>n Atem abschnürte. Plötzlich<br />

jedoch fuhr Morwen herum und schlug ihm mit <strong>de</strong>r ganzen Kraft<br />

ihrer dreizehn Jahre zwischen die Oberschenkel. Der Prediger<br />

keuchte. Seine Augen weiteten sich vor Schmerz. Er krümmte sich<br />

und ließ dich los. Dann schlug er die Hän<strong>de</strong> gegen <strong>de</strong>n Unterleib<br />

und stürze auf die Knie. Morwen packte dich am Arm und zog dich<br />

fort. Schnell ranntet ihr aus <strong>de</strong>m Dorf, weit weg nur.<br />

Schließlich bliebt ihr stehen. Ihr wart an eurem Lieblingsort, einem<br />

Waldsee. Eigentlich war <strong>de</strong>r See gar kein See, son<strong>de</strong>rn nur eine<br />

flache Schüssel aus hartem Fels, in <strong>de</strong>m sich das Regenwasser<br />

gesammelt hatte. Der Wald war <strong>hier</strong> beson<strong>de</strong>rs dicht und<br />

unzugänglich und natürlich wart ihr <strong>hier</strong> völlig ungestört.<br />

Als ihr das Ufer erreichtet, lief Morwen ohne innezuhalten in <strong>de</strong>n<br />

See hinaus und streifte mit einer raschen Bewegung ihr Kleid über<br />

<strong>de</strong>n Kopf. Sie schwamm, ein schlanker brauner Schatten im<br />

glitzern<strong>de</strong>n Silberblau <strong>de</strong>s Sees. Als sie wie<strong>de</strong>r hinauskam, hob sie<br />

ihr Kleid auf, zog es aber nicht an, son<strong>de</strong>rn benutzte es, um sich<br />

abzutrocknen. Ihre Haut, die mit einem Netzwerk aus winzigen<br />

Wassertröpfchen be<strong>de</strong>ckt war, schimmerte wie Sei<strong>de</strong>, und ihr<br />

Gesicht schien zu glühen. Ihr Anblick erregte dich, und du<br />

schämtest dich dafür, <strong>de</strong>nn noch immer dröhnten die Worte <strong>de</strong>s<br />

Bettelmönchs in <strong>de</strong>inem Kopf. Sie setzte sich auf das weiche<br />

Waldmoos und zog dich neben sich. Hier im Schatten <strong>de</strong>r Bäume<br />

begann es bereits kühler zu wer<strong>de</strong>n, Morwen mußte frieren. Du<br />

verstan<strong>de</strong>st nicht, warum sie ihr Kleid nicht wie<strong>de</strong>rangezogen<br />

hatte.<br />

Morwen hob die Hand, zog <strong>de</strong>inen Kopf zu sich herab und küßte<br />

dich. Es war wie die Male zuvor, und doch gleichzeitig vollkommen<br />

an<strong>de</strong>rs. Dein ganzer Körper bebte, je<strong>de</strong>r einzelne Nerv schien in<br />

Flammen zu stehen, und die Erregung zwischen <strong>de</strong>inen Len<strong>de</strong>n<br />

wur<strong>de</strong> fast zu einem pochen<strong>de</strong>n Schmerz. Morwen seufzte, schloß<br />

die Augen und ließ sich rücklings ins Moos sinken, wobei sie dich<br />

mitzog. Geschickt und schnell streifte sie dir Hemd und Hose ab<br />

und streichelte dich sanft aber zielgerichtet und es vergingen nur

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