Verbandsleben Inhalt - AGV Bau Saar
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Tag der <strong>Saar</strong>ändischen <strong>Bau</strong>wirtschaft 2009<br />
6<br />
Öffentlicher Vortragsteil<br />
findet<br />
große Beachtung<br />
Deutlich über 200 Besucher aus dem<br />
Kreis der Mitglieder, aber auch aus Politik,<br />
Verwaltung und Wirtschaft waren<br />
der Einladung zum öffentlichen<br />
Teil gefolgt. Der Gastredner, Prof. Dr.<br />
Dr. Rürup war offensichtlich Garant<br />
für großes Interesse der Öffentlichkeit.<br />
Er sprach zum Thema „1 Jahr Finanzkrise“.<br />
Zunächst begrüßte der Präsident die<br />
zahlreichen Gäste und ging dann<br />
nochmals kurz auf die Ausgangssituation<br />
vor Beginn der Finanzkrise und<br />
auf deren Auslöser ein. Er stellte dabei<br />
fest, dass in Deutschland die alte<br />
Bundesregierung hinsichtlich des Krisenmanagements<br />
schnell gehandelt<br />
und mit ihrer Politik Schlimmeres verhindert<br />
habe. Er gab dann den Zuhörern<br />
eine Situationsschilderung bezüglich<br />
der baukonjunkturellen Situation<br />
bundesweit und im <strong>Saar</strong>land nach einem<br />
Jahr Finanzkrise (siehe Bericht<br />
Seite 14, Wirtschaftsberichte).<br />
Besondere Sorgen, so Bernardi, bereite<br />
nach wie vor der Wohnungsbau und<br />
insbesondere in Folge der Finanzkrise<br />
der Wirtschaftsbau, während der öffentliche<br />
<strong>Bau</strong> stabilisierende Wirkung<br />
zeige. Die Erwartungen für die nächsten<br />
sechs Monate, dies habe die interne<br />
Verbandsumfrage ergeben, sei bei<br />
den Mitgliedsbetrieben allerdings gedämpft.<br />
Bernardi ging dann auch auf die Situation<br />
nach den Europawahlen, den<br />
Landtagswahlen und der Bundestagswahl<br />
hinsichtlich der Parteienlandschaft<br />
ein. Die Zeit der dominierenden<br />
Volksparteien, so Bernardi, sei offensichtlich<br />
vorbei, das Mehrparteiensystem<br />
habe sich etabliert, traditionelle<br />
Wählerbindungen an Parteien würden<br />
an Bedeutung verlieren; vor den Wahlen<br />
sind spätere Koalitionskonstellationen,<br />
so Bernardi, immer schwieriger<br />
einschätzbar.<br />
Der <strong>AGV</strong> <strong>Bau</strong> <strong>Saar</strong> begrüße ausdrükklich,<br />
dass durch die Entscheidung der<br />
Grünen eine Regierungsbeteiligung<br />
mit den Linken im <strong>Saar</strong>land nicht zustande<br />
kam.<br />
Bernardi machte im Weiteren deutlich,<br />
dass die auf Bundesebene zukünftig<br />
regierende schwarz-gelbe Mehrheit<br />
vor gigantischen Aufgaben stehe. Die<br />
Haushaltslage enge die Spielräume<br />
drastisch ein. Manches Wahlversprechen<br />
werde erst einmal auf Eis gelegt<br />
werden müssen.<br />
Für das <strong>Saar</strong>land betonte der Präsident<br />
insbesondere die Bedeutung der Entwicklung<br />
der Standortqualität und<br />
hier in besonderem Maße die der<br />
Standortlebensqualität gerade vor<br />
dem Hintergrund der demografischen<br />
Entwicklung im Land und der dringend<br />
notwendigen Verbesserung einer<br />
erfolgreichen Ansiedlungspolitik.<br />
Zu Recht würden die <strong>Saar</strong>-Kommunen<br />
einen massiven Nachholbedarf bei den<br />
Infrastrukturinvestitionen beklagen.<br />
Bernardi legte konkret nochmals ein<br />
eindeutiges Bekenntnis zur geplanten<br />
Stadtmitte am Fluss ab und sprach sich<br />
gegen halbe Lösungen aus. Auch der<br />
<strong>Bau</strong> der Eventhalle in unmittelbarer<br />
Nähe zur Messe sei ein vordringlich<br />
wichtiges Projekt.<br />
Im Hinblick auf die zukünftige Investitionspolitik<br />
des Landes werde der <strong>AGV</strong><br />
<strong>Bau</strong> <strong>Saar</strong>, so Bernardi weiter, besonders<br />
gespannt auf die Handschrift<br />
zukünftiger Verkehrspolitik sein.<br />
Auch die neue Bundesregierung, so<br />
Bernardi, muss sich auf Bundesebene<br />
aus Sicht der gesamten <strong>Bau</strong>branche<br />
daran messen lassen, wie sie die großen<br />
<strong>Bau</strong>themen behandelt und abarbeitet.<br />
Deutschland braucht eine leistungsfähige<br />
Infrastruktur. Derzeit<br />
wird die Infrastruktur in Deutschland<br />
auf Verschleiß betrieben. Nach dem<br />
Auslaufen der Konjunkturprogramme<br />
2011 darf auf keinen Fall, so der Präsident,<br />
eine Investitionslücke entstehen.<br />
Die <strong>Bau</strong>wirtschaft wird aber auch genau<br />
beobachten, wie die neue<br />
Bundesregierung mit dem Sorgenkind<br />
No. 1, dem Wohnungsbau, umgeht.<br />
Bernardi begrüßte ausdrücklich, dass<br />
die Tarifvertragsparteien des <strong>Bau</strong>gewerbes<br />
sich erstmalig gemeinsam in<br />
einer wirtschaftspolitischen Initiative<br />
Wohnungsbau zu Wort gemeldet haben.<br />
Die Tarifvertragsparteien hätten<br />
deutlich gemacht, dass neben einer erfolgreichen<br />
Förderung der Wohnungsmodernisierung<br />
künftig auch die<br />
Unterstützung des Abrisses und der<br />
Neubau von Ersatzwohnungen erforderlich<br />
seien.<br />
Am Ende seiner Ausführungen stellte<br />
Bernardi die Frage, wie und wann und<br />
insbesondere mit welcher Dynamik<br />
Deutschland aus der derzeitigen Finanzkrise<br />
herauskommen könne.<br />
Bernardi abschließend: „Wir sind sehr<br />
froh, dass wir heute einen ausgewiesenen<br />
Fachmann und exzellenten Volkswirten<br />
als Gastredner gewinnen konnten,<br />
Prof. Dr. Dr. Rürup. Wir hoffen,<br />
dass Sie uns, was die Zukunft unseres<br />
Landes anbelangt, in Ihrer nun bevorstehenden<br />
Rede einigermaßen unsere<br />
Sorgen und Ängste nehmen können.“