02.02.2013 Aufrufe

Verbandsleben Inhalt - AGV Bau Saar

Verbandsleben Inhalt - AGV Bau Saar

Verbandsleben Inhalt - AGV Bau Saar

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

„1 Jahr Finanzkrise“<br />

Festrede Prof. Dr. Dr. Rürup<br />

Mit den Worten „Die Gegenwart ist die Tochter der Vergangenheit und<br />

die Mutter der Zukunft“ begann Prof. Rürup seinen Vortrag.<br />

Einleitend erinnerte Prof. Rürup nochmals an die Genese der Krise, für die<br />

viele Ursachen verantwortlich sind.<br />

„Genauso wenig wie es möglich ist zu sagen, welcher Zahn einen geschnitten<br />

hat, wenn man seine Hand in eine Kreissäge hält, ist es möglich,<br />

die eine Gruppe von Schuldigen oder die alleinige Ursache dieser Krise zu<br />

identifizieren." Als Gründe nannte Rürup unter anderem die expansive<br />

Geldpolitik der amerikanischen Notenbank, den massiven Einsatz der Verbriefungstechnik,<br />

den Einsatz neuer Techniken der Strukturierung mit einem<br />

weitgehenden Transparenzverlust bezüglich der Risiken durch mehrfaches<br />

Umverpacken durch die Banken sowie das grandiose Versagen der<br />

Ratingagenturen. Der Faire-Value-Ansatz und die Rechnungslegung gemäß<br />

IFRS hätten eine starke Prozyklizität nach oben wie nach unten bedingt.<br />

In der Summe habe es sich mithin um eine Kombination aus Marktversagen,<br />

Staats-/Politik-Versagen gehandelt. Nur die „Gier der Manager“ verantwortlich<br />

zu machen, sei eine deutlich zu kurze Begründung.<br />

Prof. Rürup machte dann deutlich, dass die Finanzkrise die Realwirtschaft über drei Wirkungskanäle beeinflussen könne,<br />

nämlich über den Vermögenseffekt auf den privaten Verbrauch, den Handelskanal sowie die Verschlechterung der Finanzierungsbedingungen<br />

durch Verteuerung der Eigenkapitalbeschaffung und eine Kreditklemme.<br />

Rürup wandte sich dann der konjunkturellen Situation in Deutschland zu. Der Tiefpunkt habe am Ende des 1. Quartals dieses<br />

Jahres gelegen. Zwischenzeitlich zeigten die Erwartungsindikatoren wiederum nach oben. Rürup wies aber auch auf<br />

die sog. nachlaufenden Indikatoren hin. Der Höhepunkt bei der Entwicklung der Arbeitslosenzahlen werde im kommenden<br />

Jahr liegen. Er rechne mit einer Obergrenze von 4,2 Mio im Februar 2010.<br />

In der Folge beschäftigte sich Prof. Rürup in seiner Rede mit dem Geschäftsmodell Deutschland. Japan, Deutschland und<br />

Südkorea seien die am Härtesten getroffenen Länder durch die globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Gemeinsam sei diesen<br />

drei Ländern ihre hohe Exportabhängigkeit. Prof. Rürup setzte sich auch mit der Forderung anderer führender Volkswirte<br />

nach einer Stärkung der Binnenorientierung auseinander. Er selbst halte die allenfalls vordergründig plausible These<br />

der überhöhten Exportorientierung der deutschen Wirtschaft für falsch. Er erwarte ein kräftiges Anwachsen des Welthandelsvolumens<br />

in der Zukunft ungeachtet des markanten Einbruchs von 2008 und 2009. Wegen dieses Zuwachses des<br />

Welthandels, der deutlich über der binnenwirtschaftlichen Entwicklung im alternden Deutschland liegen werde, eröffne<br />

eine hohe Exportquote Chancen auf einen höheren Wachstumspfad und damit auf Wohlfahrtsgewinne.<br />

Zum Schluss seines Vortrages kommentierte Gastredner Prof. Rürup auch die aktuelle Situation in den Koalitionsverhandlungen.<br />

Zum Thema Steuerreform sagte er voraus, dass sich die Steuerquote in der kommenden Legislaturperiode sicherlich<br />

nicht verringern werde.<br />

Er schloss seine Ausführungen mit den Feststellungen, dass Deutschland viel besser im internationalen Vergleich dastehe<br />

als dies in der Öffentlichkeit dargestellt werde. Die deutsche Industrie sei die leistungsfähigste Industrie der Welt. Deshalb,<br />

so Prof. Rürup zum Abschluss, wird<br />

Deutschland letztlich gestärkt aus dieser<br />

Krise gehen.<br />

<strong>Bau</strong> <strong>Saar</strong><br />

Die Rede von Prof. Dr. Rürup wurde mit<br />

viel Applaus bedacht. Im Anschluss an<br />

eine lebhafte Diskussion mit dem Gastredner<br />

lud der Präsident die Anwesenden<br />

zu einem Aperitif und Abendessen<br />

ins Restaurant Schloss Halberg ein.<br />

7

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!