Leitfaden HQ Statistik - Wasser, Klimawandel & Hochwasser
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<strong>Leitfaden</strong> - Verfahren zur Abschätzung von <strong>Hochwasser</strong>kennwerten<br />
zu extrapolieren und entlang der Gewässerläufe zu regionalisieren. Hierbei ist zu prüfen, ob<br />
durch die Extrapolation der statistischen Kenngrößen in den Bereich der sehr seltenen Ereignisse<br />
die physikalischen Randbedingungen ausreichend genau eingehalten werden.<br />
3.16 Risiko- und Restrisikobetrachtung (Extremhochwasser)<br />
In den letzten Jahren hat sich im Umfeld des <strong>Hochwasser</strong>schutzes eine neue Denkweise etabliert.<br />
Dieser neue Ansatz basiert auf der Erkenntnis, dass ein absoluter Schutz praktisch nie<br />
erreicht werden kann und das Augenmerk auch auf eine bessere Bewältigung des verbleibenden<br />
Risikos gelegt werden muss. Früher wurden die Schutzbauten so dimensioniert, dass sie<br />
ihre Funktion bis zu einem bestimmten Bemessungswert erfüllen mussten, im Allgemeinen<br />
bis zu einer Dimensionierungswassermenge, die maximal einem 100- bis 150-jährlichen<br />
Ereignis entspricht. Die Erfahrung mit den jüngsten Katastrophenereignissen hat gezeigt, dass<br />
die Schäden meist durch Ereignisse verursacht wurden, die das Bemessungshochwasser der<br />
Schutzbauten überstiegen. Diese außergewöhnlichen Ereignisse müssen besser in die Vorsorge<br />
einbezogen werden, um die nach der Realisierung von Schutzmassnahmen verbleibenden<br />
Risiken zu vermindern. Diese Gefahren werden gemeinhin „Restrisikenˮ genannt. Exakt<br />
zu unterscheiden sind Untersuchungen über erhöhte Risken (<strong>Wasser</strong>mengen, die über die<br />
Bemessungswassermenge hinausgehen) und über das Restrisiko (Versagen von <strong>Hochwasser</strong>schutzeinrichtungen).<br />
Das Extremhochwasser (E<strong>HQ</strong>) ist definiert als außerordentliches (sehr seltenes) Ereignis,<br />
das die Dimensionierungswerte (wesentlich) übersteigt. Die Wahl dieses Ereignisses berücksichtigt<br />
zahlreiche Faktoren, die ihrerseits sehr variabel sind. Deshalb ist eine genaue Definition,<br />
insbesondere die Angabe einer Wiederkehrperiode, nicht unbedingt notwendig und<br />
zweckmäßig. Der Begriff des Extremhochwassers beinhaltet auch Unsicherheiten bezüglich<br />
der mit den Gefahrensituationen verbundenen Prozesse und ist nicht ausschließlich an einen<br />
Spitzenabfluss gebunden. In diesem Sinn wird das Extremhochwasser als eine „Prüfwassermengeˮ<br />
für das <strong>Hochwasser</strong>schutzprojekt interpretiert, analog zur Praxis in der Statik oder<br />
Geotechnik. In dem Fall, wo der Spitzenabfluss für die Bestimmung eines Extremereignisses<br />
maßgebend ist, wird diesem Ereignis in Österreich in der Regel eine Wiederkehrperiode von<br />
300 Jahren zugeordnet (siehe RIWA-T).<br />
Dieses Extremhochwasser muss vom maximalen <strong>Hochwasser</strong> H<strong>HQ</strong> oder Qmax unterschieden<br />
werden. Das maximale <strong>Hochwasser</strong> ist effektiv der größte beobachtete Wert in einem<br />
Einzugsgebiet mit Abflussbeobachtung. Dieser Wert kann jedoch häufig unterhalb des Extremhochwassers<br />
liegen. Er unterscheidet sich auch von einem Sicherheitshochwasser, das<br />
bei der Dimensionierung von Staumauern verwendet wird. Für die Abschätzung eines Extremhochwassers<br />
müssen jene Umstände berücksichtigt werden, die für das untersuchte System<br />
eine bedeutende zusätzliche Belastung darstellen. Unter diesem Gesichtspunkt ist die<br />
Situationsanalyse (Typ des Einzugsgebietes, vorhandene Daten, beteiligte Prozesse, resultierende<br />
Gefahren) maßgebend für die Wahl der charakteristischen Eigenschaften dieses Ereignisses.<br />
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