Leitfaden HQ Statistik - Wasser, Klimawandel & Hochwasser
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<strong>Leitfaden</strong> - Verfahren zur Abschätzung von <strong>Hochwasser</strong>kennwerten<br />
Die N-A-Modellierung zur Bestimmung von Bemessungsgrößen kennt zwei unterschiedliche<br />
Vorgehensweisen:<br />
ereignisbezogene Modellierung<br />
Die ereignisbezogene Modellierung berechnet einzelne <strong>Hochwasser</strong>ereignisse, indem ein<br />
Bemessungsniederschlag auf ein Einzugsgebiet appliziert wird. Dabei beeinflusst die Wahl<br />
der Randbedingungen (Bodenfeuchte, Niederschlags-Intensitätsverlauf) die Ergebnisse entscheidend.<br />
Bei der ereignisbezogenen Modellierung ohne Bezug zur Abflussstatistik ist es wegen der<br />
vielfältigen Einflussfaktoren bei der Festlegung der Randbedingungen nicht möglich, eine<br />
Wiederkehrperiode zuverlässig anzugeben. Bereiche hierzu können jedoch abgeschätzt<br />
werden. Die Wiederkehrperiode spielt jedoch beim <strong>Hochwasser</strong>schutz gerade bei der Differenzierung<br />
der Schutzziele eine zentrale Rolle. So wird zum Beispiel bei hoher Vorbefeuchtung<br />
des Bodens der hundertjährliche Bemessungsniederschlag anders in einen Abfluss transformiert<br />
als bei vorangegangener Trockenheit und großem Sättigungsdefizit des Bodens. Es<br />
gibt aber derzeit keine Möglichkeit, die Vielzahl der Randbedingungen, die den Abflussbildungsprozess<br />
steuern, bei extremen Bedingungen physikalisch basiert abzubilden. In diesem<br />
Zusammenhang ist auch zu beachten, dass die Extrapolation von Bemessungsniederschlägen<br />
bis zum 100-jährlichen Ereignis - und darüber hinaus - eine zusätzliche Unsicherheit mit sich<br />
bringt.<br />
Daher ist eine auf regionalisierte Abflussstatistik bezogene „statistischeˮ Kalibrierung der<br />
Parameter des N-A-Modells (direkt oder in der Zusammenschau beider Verfahren und im<br />
speziellen durch die Vorgabe des <strong>HQ</strong>(Tn)-Scheitelwertes aus der regionalisierten Extremwertstatistik)<br />
ein gängiger Weg, um Niederschlag-Abfluss-Modelle zur Ermittlung von <strong>Hochwasser</strong>kennwerten<br />
einzusetzen.<br />
Langzeitsimulation<br />
Die Langzeitsimulation verwendet über lange Zeit beobachtete oder simulierte Reihen der<br />
Modell-Input-Parameter (Niederschlag, Temperatur, Strahlung etc., je nach Komplexität des<br />
verwendeten Modells) und simuliert eine durchgehend lange Abflussreihe, die anschließend<br />
extremwertstatistisch ausgewertet wird.<br />
Die Langzeitsimulation ist an und für sich gut geeignet. Bei der praktischen Durchführung<br />
können jedoch Schwierigkeiten auftreten. So ist es heute noch mit sehr großem Aufwand verbunden,<br />
für ein beliebiges Einzugsgebiet genügend lange repräsentative Reihen der Modellinputparameter<br />
zu erstellen (räumliche Interpolation aus benachbarten Niederschlagsstationen<br />
oder Verwendung von Wettergeneratoren).<br />
Um die Nachteile der beiden Ansätze zu minimieren, wurden kombinierte Methoden entwickelt.<br />
N-A-Modelle liefern bei ausreichender Kenntnis der Einzugsgebietseigenschaften brauchbare<br />
und gebietsspezifische Schätzwerte, sofern die maßgebende Geologie und die relevanten<br />
Abflussprozesse im Untergrund ausreichend recherchiert wurden und praxisgerecht in Rechnung<br />
gestellt werden können. Diesbezüglich wird auf die Projektsergebnisse von HOWATI -<br />
<strong>Hochwasser</strong> Tirol (ROGGER et al., 2011) verwiesen, wo die Ermittlung von <strong>Hochwasser</strong>kennwerten<br />
aus Pegelstatistik und N-A-Modellierung gegenübergestellt und an Hand von Leiteinzugsgebieten<br />
abgeglichen wurde.