Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...
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solche Theorien natürlich positive Resonanz. Dieser Zusammenhang konnte jedoch nie<br />
bewiesen werden. Psychologische Tests oder <strong>Legasthenie</strong>-Tests können aufgrund ihrer<br />
Konstruktion legasthenische Besonderheiten hervorgerufen, sie sind so<strong>mit</strong> kein sicherer Beleg<br />
<strong>für</strong> die tatsächliche Existenz derartiger Schwierigkeiten.<br />
Besonders im gesundheitlichen Bereich etablieren sich gerade in Zeiten eines Umbruchs sehr<br />
schnell esoterische und nicht wissenschaftlich fundierte „Therapie“-Möglichkeiten, wo<strong>bei</strong><br />
scheinbare Patentmethoden <strong>für</strong> teures Geld verkauft werden. Deshalb werden Hilfesuchende<br />
leider nur allzu oft enttäuscht. Es ist daher ratsam, <strong>Legasthenie</strong>konzepte, die oft fanatisch<br />
gefällige Theorien über vermeintliche Ursachen entwickeln und die Schwierigkeiten <strong>bei</strong>m<br />
Lesen und Schreiben nicht als gestörte Lernprozesse sehen, kritisch zu betrachten. Außerdem<br />
muss abschätzbar sein, wie lange eine seriöse Hilfe in etwa dauert. Etwas anders gestaltet sich<br />
bspw. die Sichtweise der Lerntherapie 1 , wie sie vom Fachverband <strong>für</strong> integrative Lerntherapie<br />
(FiL) e.V. vertreten wird (vgl. Fachverband <strong>für</strong> integrative Lerntherapie e.V. 2010).<br />
Trotz dieser Vielfalt an neuen Erkenntnissen und der Tatsache, dass sich Wissenschaftler<br />
verschiedener Disziplinen ausschließlich der Leseforschung verschrieben haben, ist z.Z. auf<br />
der Seite der Lehrerschaft eher Verdruss über die Forschung zu beobachten. Einerseits<br />
revidiert sie ständig ihre Erkenntnisse und andererseits gibt es keine Bemühungen, diese<br />
Erkenntnisse in verständlicher Form zusammenzufassen und <strong>mit</strong>zuteilen. Dass in der Fülle an<br />
neuen Befunden eine Orientierung schwerfällt und dies zu einer Irritation führt, mag kaum<br />
verwundern. Bis heute ist es weder gelungen, eine ausreichende und vor allem positive<br />
Zusammenar<strong>bei</strong>t zwischen den verschiedenen Berufsgruppen zu erreichen noch eine klare<br />
Linie zu ziehen, wo die <strong>Intervention</strong>en durch den Pädagogen nicht mehr ausreichen und die<br />
des Psychologen oder Mediziners einsetzen müssen oder umgekehrt (vgl. Kopp-Duller/Pailer-<br />
Duller 2008a, S. 133). Es gibt nicht einmal eine Vereinheitlichung der Begriffe. Allein auf der<br />
Feststellungsebene kommt es schon zu Unstimmigkeiten, wo<strong>bei</strong> der Psychologe und<br />
Mediziner die <strong>Legasthenie</strong> stets als Schwäche, Störung, Krankheit oder Behinderung ansieht,<br />
da<strong>mit</strong> auch sein Einschreiten gerechtfertigt ist. Nicht selten werden Diagnosen von<br />
Psychologen durch den Mediziner in Zweifel gezogen oder Gutachten von Pädagogen durch<br />
den Psychologen oder Mediziner etc. Leidtragende sind die Kinder, die durch ein völlig<br />
uneinheitliches Vorgehen nicht selten ihr gesamtes Schulleben um wichtige<br />
1 Bei der Ar<strong>bei</strong>t in diesem Sinne wird zunächst nach den Stärken und Begabungen, also den Ressourcen eines<br />
lese-rechtschreibschwachen Kindes gesucht, da die Meinung vertreten wird, dass jeder Mensch die Welt anders<br />
sieht und wahrnimmt. Wer z.B. im konventionellen Unterricht nicht erfolgreich lernt, vermag dies<br />
möglicherweise durch den Einsatz von konkreten Bildern, durch Visualisierungen oder <strong>mit</strong> Hilfe von Materialien<br />
zum Anfassen und Hantieren. Dieses ressourcenorientierte Vorgehen bewirkt im betroffenen Kind eine<br />
verstärkte Leistungsmotivation.<br />
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