Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...
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2 Zum Verständnis neuropsychologischer Zusammenhänge<br />
und bald darauf Wörter in Silben zerlegen – z.B. <strong>bei</strong>m Singen die Silben der Wörter<br />
<strong>mit</strong>klaschen (E-le-fant) – und schließlich sogar die einzelnen Laute innerhalb eines Wortes<br />
erkennen. Im Kindergarten wird ganz neben<strong>bei</strong> spielerisch die Fähigkeit, <strong>mit</strong> Reimen und<br />
Silben umzugehen, geübt, bspw. durch Nachsprechen und Einüben von Liedertexten und<br />
kleinen Gedichten sowie durch Singen und rhythmisches Mitklatschen. Die Kinder kennen<br />
einzelne Kinderreime und können oft auch schon feststellen, ob zwei Wörter am Ende gleich<br />
klingen, sich also reimen. Dieses Verständnis von Silben und Reimen bildet die grundlegende<br />
Eigenschaft, das Fundament <strong>für</strong> das spätere Erkennen der einzelnen Laute eines Wortes.<br />
Jedoch wird im Vorschulalter nicht nur das Hören sowie das Analysieren des Gehörten, also<br />
der auditive Kanal, geübt, sondern auch im visuellen und motorischen Bereich, das Sehen und<br />
Bewegen betreffend, entwickelt sich in dieser Phase vieles, was <strong>für</strong> das spätere Lesen- und<br />
Schreibenlernen grundlegend ist (vgl. Küspert 2005, S. 43f.). Kindergartenkinder bilden ihre<br />
visuelle Wahrnehmung durch das Betrachten von Bildern aus, während sie sich auf bestimmte<br />
Details konzentrieren und <strong>mit</strong> den Augen Linien und Formen nachfahren. Durch Malen und<br />
Basteln wird unbewusst die Feinmotorik geübt. Außerdem haben Kinder großes Interesse<br />
daran, ihren eigenen Namen schreiben zu können, sie ahmen das Schreiben von Erwachsenen<br />
nach, indem sie Nachrichten und „Botschaften“ auf Papiere kritzeln.<br />
In der Schule wird phonologische Bewusstheit <strong>bei</strong>m Lesen- und Schreibenlernen ver<strong>mit</strong>telt.<br />
Für etliche Kinder ist jedoch die da<strong>für</strong> aufgewendete Zeit nicht lang genug und die Übungen<br />
sind nicht intensiv genug, um stabile Erkenntnisse über das Zerlegen der Sprache und das<br />
Zuordnen der entsprechenden Buchstaben erwerben zu können. So<strong>mit</strong> sind Probleme <strong>bei</strong>m<br />
Lesen- und Schreibenlernen vorprogrammiert. Die deutsche Schriftsprache ist eine alphabeti-<br />
sche Sprache, d.h., Laute werden <strong>bei</strong>m Schreiben in entsprechende Buchstaben transkribiert<br />
und auch umgekehrt. Die deutsche Schriftsprache ist sehr lautgetreu, es gibt also einen engen<br />
Zusammenhang zwischen den Lauten und den zugehörigen Buchstaben. Demzufolge werden<br />
Wörter, die ähnlich geschrieben werden, auch ähnlich ausgesprochen. Neben den alphabeti-<br />
schen Schriftsystemen gibt es noch andere Schriftsysteme, z.B. die logographische Schrift.<br />
Ein Beispiel hier<strong>für</strong> ist das Chinesische. Hier werden ganze Wörter oder Ausdrücke durch<br />
Bildzeichen repräsentiert, eine <strong>Legasthenie</strong> ist in diesem Schriftsystem nicht bekannt (vgl.<br />
Küspert 2005, S. 84).<br />
Kinder <strong>mit</strong> phonologischen Schwächen und nicht altersgemäßen metaphonologischen Fähig-<br />
keiten zeigen in der Schule frühe Probleme <strong>bei</strong> der alphabetischen Erwerbsphase, die der ent-<br />
scheidende Schritt auf dem Weg zum erfolgreichen Lesen- und Schreibenlernen ist. Phonolo-<br />
gische und metaphonologische Defizite erschweren nicht nur die Aneignung von Wissen über<br />
Graphem-Phonem-Korrespondenzen, sondern sie haben auch ungünstige Auswirkungen auf<br />
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