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Pädagogische Intervention bei Kindern mit Legasthenie - Bücher für ...

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2 Zum Verständnis neuropsychologischer Zusammenhänge<br />

die entsprechende Informationsverar<strong>bei</strong>tung durchzuführen, so kann gegebenenfalls ein ande-<br />

res Areal diese Funktion übernehmen, da das Gehirn bemerkenswerte Plastizität aufweist (vgl.<br />

Hofmann 2005, in: Hofmann/Sasse 2005, S. 92).<br />

Der Erwerb einer Schriftsprache ist ein bewusster und nicht angeborener Prozess, der erlernt<br />

werden muss und nur in Verbindung <strong>mit</strong> dem bewussten Umgang <strong>mit</strong> Schrift funktioniert.<br />

Das Erlernen der Schriftsprache ist ein kognitiver Prozess, <strong>bei</strong> dem die Kinder Regeln über<br />

das Verhältnis von Sprache und Schrift entwickeln sowie Strategien zum Erlesen neuer Wör-<br />

ter bilden. Dieser Prozess stellt <strong>für</strong> Kinder zumeist eine große Herausforderung dar. Beim<br />

Erlernen des Lesens und Rechtschreibens bedarf es, anders als <strong>bei</strong> der Aneignung mündlicher<br />

Sprache, die <strong>für</strong> die meisten Kinder relativ mühelos verläuft, einer gezielten Instruktion. Al-<br />

lerdings beginnt der Zugang zur Schrift in den meisten Kulturen nicht erst <strong>mit</strong> dem Schulein-<br />

tritt, da Kinder unentwegt <strong>mit</strong> dem Phänomen graphischer Schriftzeichen konfrontiert sind<br />

und in vielen Familien das Vorlesen eine wichtige Rolle einnimmt. Folglich begegnen Kinder<br />

graphischen Schriftzeichen, die sie erkennen 3 und auf diese Weise deuten können. Sie absol-<br />

vieren einen Lernprozess, <strong>bei</strong> dem sie mehrere Stadien des Schrift- und Leseerwerbsprozesses<br />

durchlaufen müssen (vgl. Dehn 1977, S. 282; Scheerer-Neumann et al. 1986, S. 89). Beim<br />

Schriftspracherwerb steht ein Kind einigen grundlegenden Strukturmerkmalen gegenüber. Die<br />

deutsche Sprache gehört zu den phonographischen Schriften, das bedeutet, dass lautliche Ei-<br />

genschaften der gesprochenen Sprache vorrangig notiert werden. Jedoch wird nicht jeder Laut<br />

von einem Buchstaben abgebildet. Die auf der Ebene der Phoneme und Grapheme bestehende<br />

Korrespondenz ist auch hier nicht eindeutig (vgl. Kirschhock 2004, S. 45). Zum einen wird<br />

die Beziehung zwischen Phonemen und Graphemen <strong>für</strong> einen Leseanfänger durch die phone-<br />

tische Mehrdeutigkeit kompliziert 4 , zum anderen ergeben sich Probleme durch die graphemi-<br />

sche Mehrdeutigkeit 5 . Diese unterschiedliche Schreibweise ist vor allem durch das <strong>für</strong> die<br />

deutsche Sprache konstituierende Prinzip der Stammerhaltung bedingt. Im Wesentlichen dient<br />

es der schnellen Wiedererkennung und da<strong>mit</strong> der Leserfreundlichkeit.<br />

Rechtschreibprozesse hingegen, die eine genaue orthographische Reproduktion erfordern,<br />

unterliegen wesentlich langwierigeren Lernprozessen. Zunächst gab es in der Forschung zum<br />

Schriftspracherwerb relativ willkürliche Vermutungen über die <strong>bei</strong>m Lesen und Schreiben<br />

ablaufenden Prozesse. Bis weit in die 70er Jahre hinein dominierte in der deutschsprachigen<br />

Forschung ein Ansatz, der nach den psychologischen Grundfaktoren vor allem des Lesens<br />

3 zuerst an sehr groben Merkmalen, z.B. dem Schriftzug etc.<br />

4 wenn also ein Graphem <strong>für</strong> mehrere Phoneme steht.<br />

5 wenn ein Phonem <strong>mit</strong> unterschiedlichen Graphemen oder Graphemclustern abgebildet wird.<br />

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